Die
Medien sind auf Katharina aufmerksam geworden! Sie glauben nicht, was hier – im
Blick auf die Heiligsprechung – abläuft. Allein nächste Woche habe ich Termine
mit der Kirchenzeitung „Der Sonntag“, dem Deutschlandfunk und dem ZDF. Man muss
schon flexibel sein. Auch wenn viele Fragen ähnlich sind, gibt es doch oft
verschiedene Aspekte oder Schwerpunkte.
Ein
Gedanke, der immer wieder auftaucht: Warum ist Katharina Kasper heilig? Was hat
sie heilig gemacht? Meistens wird das mit dem Wunder an Bruder Leo in
Zusammenhang gebracht. Aber das ist ja absoluter Unsinn. Das Wunder ist ein „Muss“
von Rom. Aber das macht ja nicht die Heiligkeit eines Menschen aus, ob auf
seine Fürsprache Wunder geschehen. Außerdem geschehen viel mehr Wunder als
solche romgeforderten, spektakulären Krankenheilungen.
„Heiligkeit“
ist ja so ein Wort, mit dem wir heutigen Zeitgenossen so unsere Schwierigkeiten
haben. Wir sehen es in Zusammenhang mit Personen, die uns als Vorbilder vorgestellt
werden, die oft für uns in unerreichbarer Ferne leuchten. Aber im Alten Testament
wird der Gläubige schon aufgefordert: „Seid
heilig, weil ich [Gott] heilig bin.“ (Lev 11,44) Das zieht sich durch bis
ins Neue Testament, wo die Christen auch aufgefordert werden, heilig zu werden.
Ja, das NT setzt die Heiligkeit voraus. „Ihr
seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.“ (Eph 3,12)
Folgerichtig spricht Paulus die Adressaten seiner Briefe als „Heilige“ an.
Papst
Franziskus greift das Thema in seinem genialen Apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ auf und holt es
runter auf den Boden, auf dem wir stehen. Er nennt einige „Merkmale der Heiligkeit in der
Welt von heute“: Durchhaltevermögen, Geduld und Sanftmut, Freude und Sinn
für Humor, Wagemut und Eifer, und er bringt viele Beispiele, in denen wir uns
ganz leicht wiederfinden können. Und damit wird deutlich: Heiligkeit ist etwas
ganz Realistisches, wir können es greifen und wirklich in unserem Leben
verwirklichen.
Für
Katharina Kasper war das eine Selbstverständlichkeit. „Was kann alles nützen, wenn unsere eigene Heiligung vernachlässigt
würde?“ (Brief 150) Und deshalb fordert sie immer wieder dazu auf, an der
eigenen Heiligung zu arbeiten. „Wir
beten und bitten besonders täglich den lieben Gott für die Heiligung aller ...
Ist ja dieses doch unser aller Aufgabe, beständig nach derselben zu streben.“
(Brief 206)
Und
dieses Streben nach Heiligkeit geschieht am besten und sichersten, wenn ich meinen
Alltag im Vertrauen auf Gott und in seinem Sinne zu leben suche. „Hier … geht es noch soweit gut, wenn es [auch]
täglich zu tragen und zu entsagen gibt. Das sind ja auch Mittel zur eigenen
Heiligung ...“ (Brief 208) - „… daß es Ihnen noch gut geht mit Gott. Das
gleiche kann ich auch von hier sagen, wenn wir alles nehmen aus der Hand des
Herrn als Mittel zu unserer Heiligung, so wie es von Gott gewollt ist.“ (Brief
73)
Und
warum das Ganze? Ganz einfach: „damit
wir glücklich in der Zeit und selig in der Ewigkeit werden.“ (Brief 109)
Ist
das nicht Grund genug, nach Heiligkeit zu streben?
STH