Wir befinden uns noch in der
vorösterlichen Bußzeit, in der so genannten Fastenzeit. Im 19. Jahrhundert gab
es in der katholischen Kirche strenge Fastenvorschriften, die natürlich für
alle Katholiken galten.
Immer wieder begegnen wir der
großen inneren und auch äußeren Freiheit Katharina Kaspers. Auch im Blick auf
das Fasten. Sie weiß genau, was die ihr anvertrauten Schwestern leisten müssen.
Sie weiß genau, dass diese Fastenvorschriften schlicht überfordern würden.
Schon damals beschränkt sie das Fasten nicht auf Essen und Trinken; schon
damals weitet sie es aus und ist mit ihrer Vorstellung vom Fasten ganz modern
und noch immer hochaktuell.
1892 schreibt sie an einen
Konvent in England: „Wir können ja die
Fasten nicht so gut halten. Aber wir wollen uns denn umso mehr bemühen, alle
Beschwerden und Mühen innerlich und äußerlich, Leiden, Kämpfe und Versuchungen
sowie alles, was uns Leiden verursacht, gerne ertragen und entsagen.“
(Brief ) Ein andermal schreibt sie: „Wir
wollen uns bemühen, die Fastenzeit gut zuzubringen, die Beschwerden und
Mühseligkeiten, die sich so täglich ergeben, in Geduld anzunehmen und gerne zu
ertragen aus Liebe zu Gott.“ (Brief ) So versteht Katharina die Fastenzeit.
Aber ist das nicht eine noch größere Herausforderung als auf Essen und Trinken
zu verzichten?
Für Katharina Kasper sind
Kreuz und Leiden eine Realität, die zum Menschsein dazugehört. Sie lässt sich
aber von dieser Realität nicht negativ beeindrucken, herunterziehen oder sogar
kaputtmachen Ganz im Gegenteil. Sie sieht tiefer und erkennt in Kreuz und
Leiden Segen und Gnade. „Der liebe Gott hat uns auch gesegnet mit mancherlei Kreuzen,
großen und kleinen so wie es ihm gefiel.“ (Brief 105) – „Kreuz und Leiden sind ja Gnadenerweise
Gottes.“ (Brief 81)
Katharina
kann uns auch da ein Vorbild sein.
STH