Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 23. März 2019

Verloren oder ganz nah?


Sie kennen Jesu Gleichnis von dem Vater und seinen beiden Söhnen, nicht wahr? Der Jüngere ließ sich sein Erbe auszahlen, ging ins Ausland und lebte in Saus und Braus, bis er nichts mehr hatte. Als es ihm ganz dreckig ging, ging er in sich und machte sich reumütig auf den Weg zurück zum Vater. Der freute sich riesig über seine Rückkehr und verzieh ihm alles. Das allerdings missfiel dem älteren Bruder, der zu Hause geblieben war und seinem Vater treu gedient hatte. Er machte dem Vater darauf Vorhaltungen, dass er ihm nie etwas für seine treuen Dienste gegeben hätte. Darauf antwortete der Vater: „Du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.“ 

Dieses Gleichnis hat im Laufe der Jahre eine Wandlung erfahren. Nicht inhaltlicher Art, aber im Blick auf die Deutung. Es heißt ja „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ (Lk 15, 11-32). Inzwischen spricht man nur noch vom „Gleichnis vom barmherzigen Vater“; und inzwischen ist der ältere Sohn immer mehr in den Blick getreten. Ist er nicht eigentlich der verlorene Sohn? 

Was macht dieses Gleichnis mit uns? Wer sind wir in diesem Gleichnis? Mit wem vergleichen wir uns? 

Der Vater sagt zu seinem älteren Sohn, der immer bei ihm war, ganz nah: „Du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.“

Ich muss da an Katharina Kasper denken. Sie war ganz nah bei Gott. Das wird auch schon dadurch deutlich, dass sie immer vom „lieben Gott“ spricht; und bei allem, was sie tut, immer hat sie Gott im Blick. „Alles für den lieben Gott.“ (Brief 144)„Lieben wir Gott über alles durch Erfüllung seines göttlichen Willens.“ (Brief 155) 

Und Katharina macht ganz ernst mit der Aussage des Vaters: „Alles, was mein ist, ist dein.“
Das wird deutlich an Katharinas Vertrauen zu Gott.
Vertrauen zu Gott macht deutlich, was ich ihm zutraue. Traue ich ihm zu, dass ihm nichts unmöglich ist?
Vertrauen zu Gott macht deutlich, was ich von ihm erwarte. Erwarte ich, dass er bei mir ist und mein Leben in seinen Händen hält, dass es gelingt mit allem, was dazu gehört? 

Katharina hatte ein solches Vertrauen.

„Haben wir doch ganz besonders ein großes Gottvertrauen auf Gottes Macht und Barmherzigkeit, und wir werden nicht zu Schanden werden.“ (Brief 45)

„Der liebe Gott wolle unsere Herzen beleben mit lebendigem Glauben, mit großem Vertrauen und hochherziger und starkmütiger Liebe und uns durch die hohe See hinüberführen in den glückseligen Hafen der Vereinigung mit der göttlichen Liebe.“ (Brief 63)

„Gib mir, o Herr, einen großen und beständigen Eifer, den Willen, nach allen Grundsätzen des heiligen Glaubens zu leben und zu wirken, und gehen wir ruhig, demütig und bescheiden, jedoch mutig im Hinblick auf Gott weiter mit Vertrauen und Liebe zu Gott und unserm heiligen Berufe.“ (Brief 123) 

„Alles, was mein ist, ist dein.“ Katharina wusste das und lebte so.
(STH)