Man kann nicht alles
verstehen, was man in der Bibel liest, finden Sie nicht auch?
Ein König lädt alle, die auf der Straße angetroffen
werden, zur Hochzeit ein, weil die offiziellen Gäste die tollsten Ausreden
fanden, um der Einladung nicht zu folgen. Das ist ja toll, dass er die Armen,
Gestrandeten, Bettler und so weiter holen lässt. Aber ist es nicht logisch,
dass die nicht alle mit einem Hochzeitsgewand erscheinen? Viele besitzen ja
wahrscheinlich nicht einmal eines. Und was macht der König? Er setzt ihn wütend
vor die Tür. (Mt 22, 1-14) Wenn ich
davon ausgehe, dass der König ein Bild für Gott sein soll, dann ist das doch
noch weniger verständlich, oder?
Die Dernbacher, die mit ihrem
Napf an der Klosterpforte bimmelten, sahen wahrscheinlich auch oft ziemlich
heruntergekommen aus. Katharina Kasper hat jedem zu Essen gegeben, der zum
Kloster kam, ohne Ausnahme.
Aber wahrscheinlich geht es
um viel mehr bei diesem Bibeltext. Der König lädt ja zum Hochzeitsmahl ein,
weil sein Sohn heiratet. Es geht also um Freude und Gemeinschaft, die dem
Menschen angeboten werden. Es geht um Freude und Gemeinschaft, die viele
Menschen einfach abweisen, ja verweigern. Letztlich geht es um Freude und
Gemeinschaft mit Gott. Und dann ist es schon verständlich, dass man sich
irgendwie bereiten soll, sprich Hochzeitsgewand.
„Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass Sie alle
Ihre Pflichten gut verrichten und der liebe Gott alles sehen kann.“ (Brief 72) So drückt das Katharina Kasper aus. Und: „Ja, … beten wir täglich vereint mit- und
füreinander, damit der Herr mit Freude sehen kann auf unser Wirken und Arbeiten
und wir … nach Heiligkeit streben immer mehr.“ (Brief 193)
Katharina war also immer
bereit für den Herrn. Sie war immer offen für seine Gegenwart. Und die
Erfahrung seiner Gegenwart wollte sie nicht missen. Das hört sich dann so an:
„Wir wollen … vereinigt Gott dienen und lieben von
ganzem Herzen, von ganzer Seele, damit wir in der Zeit und Ewigkeit unsern
guten Gott immer bei uns haben und wir als seine Kinder ihn lieben und so in
Ihm ruhen und Seine Gegenwart genießen können.“ (Brief 67)
So ist der Bibeltext doch
verständlicher, oder? Bleiben wir also offen für seine Freude und Gegenwart.
STH