Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 7. Oktober 2017

Eine häretische Frage?


Ein Gutsbesitzer verpachtet seinen Weinberg und reist in ein anderes Land. Zur Erntezeit schickt er Mitarbeiter zu den Winzern, um seinen Anteil zu holen. Die Mitarbeiter werden unschädlich gemacht. Daraufhin sendet der Gutsbesitzer seinen Sohn. Den bringen sie sogar um die Ecke, in der irrigen Annahme, den Weinberg dann zu erben. (Mt 21, 33-44) Sie kennen die Geschichte, nicht wahr? Natürlich wissen wir, dass mit dem Gutsbesitzer Gott und mit dem Sohn Jesus gemeint ist, und das diese Geschichte Grundlegendes aussagt über Gott, Jesus und die Menschen. 

Und doch lässt mir eine Frage keine Ruhe – vielleicht ist die ja sogar häretisch?: Warum geht der Gutsbesitzer nicht selbst zu seinen Winzern? Katharina Kasper hätte das getan. 

Katharina war wochen-, monatelang unterwegs in ihrem Weinberg, der Gemeinschaft. Die Arbeit zu Hause überließ sie vertrauensvoll ihren dortigen Mitarbeiterinnen. Ihr war es wichtig zu sehen, ob vor Ort alles in Ordnung war. 

Lebten ihre Mitarbeiterinnen dort unter Umständen, die sie Früchte bringen lassen konnten? Wenn das nicht der Fall war, dann wurden sie ganz schnell nach Hause geholt. Da war Katharina gar nicht zimperlich. Den Schwestern musste es gut gehen, damit sie auch fruchtbar werden konnten. 

Lebten ihre Mitarbeiterinnen wirklich den Willen Gottes? Denn darauf kam es ja an, um im Sinne Gottes und der Gemeinschaft  und für die Menschen Frucht bringen zu können. Katharina wird nicht müde, dies immer wieder einzufordern. Möge der heilige Wille Gottes in allem geschehen und möchten wir allezeit Gottes heiligen Willen erfüllen.“ (Brief 54) Sie erinnern sich, nicht wahr? 

Ging es ihren Mitarbeiterinnen gut – an Leib und Seele? Das ist ja die Voraussetzung, um gute Früchte zu bringen. Katharina war da sehr sensibel. Und sie wusste immer einen Rat, sie wusste immer zu helfen. Da konnte es auch schon mal unkonventionell zugehen. Schauen Sie mal. Hier schreibt Katharina an die Oberin einer sehr kranken Schwester. 

„Es ist mir lieb, dass die arme Schwester noch dort ist. Dieselbe kann nicht nach Königstein, weil sie dafür zu schwach ist. Pflegen Sie dieselbe gut. Gebrauchen Sie den Arzt. Ich schicke Ihnen etwas guten Wein. Davon geben Sie zuerst einen Löffel voll, kann sie ihn vertragen, so geben Sie ihr alle paar Minuten einen Löffel, bis zu einem Gläschen, so dass sie jeden Tag ein Fläschchen nimmt. Mittags besorgen Sie ihr ein Glas guten alten Rotwein oder auch alten Weißwein und ein wenig Kartoffelbrei mit leicht gebratenem Fleisch, so wie sie es nehmen kann. Und was sie am besten nehmen kann, das geben Sie ihr, immer wenig und dann öfter. … Kann die Kranke Milch trinken, so geben Sie ihr soviel, als sie nehmen kann. Ihr Husten wird sich bessern, wenn sie kräftiger wird. …“ (Brief 87) 

Katharina Kasper kann mit dem großen Gutsbesitzer mithalten, finden Sie nicht?
STH