Sie kennen das wichtigste
Gebot, oder???
Es ist älter als 2000 Jahre.
Die Frage ist nur, ob es auch für uns das wichtigste Gebot ist, ob wir uns
ernsthaft danach richten. Das mit der Nächstenliebe geht ja gerade noch. Bei
der Selbstliebe wird es schon schwieriger. Als Egoisten wollen wir sicher alle
nicht da stehen. Aber Gottesliebe? Da weiß man ja noch nicht einmal, wie das
richtig gehen soll. Und irgendwie ist das doch auch von allen dreien das
Unwichtigste, oder?
Nun, Jesus sieht das anders.
Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot antwortet er ganz eindeutig: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das
wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22, 37-39)
Katharina Kasper machte ernst
mit diesem Gebot – ganz selbstverständlich, ohne viel darüber nachzudenken oder
zu hinterfragen.
Die Liebe zu Gott war ihr
Lebensinhalt. Die Liebe zu Gott prägte ihr Leben, gab ihrem Leben Orientierung
und Ziel. Und obwohl sie schon glühte aus Liebe zu Gott, wurde sie nicht müde,
um eine größere Liebe zu Gott zu bitten und zu beten: „Möge der liebe Gott … mir geben eine vollkommenere Liebe zu Ihm,
[eine Liebe] die nichts sucht und nichts ausschlägt, jene Liebe, die Gott
allein sucht, die Ihn allein ehrt, liebt und [ihm] von Herzen dient …“
(Brief 67)
Katharina trennt Gottes- und
Nächstenliebe nicht voneinander. Ja, sie ist davon überzeugt: „Aus wahrer Gottesliebe erwächst uns auch
die wahre Nächstenliebe.“ (Brief 11) Ja, wenn ich behaupte, Gott zu lieben,
muss sich dies in meinem Verhalten zu meinen Mitmenschen zeigen. Vielleicht
kann man sagen: daran, wie ich meinen Nächsten behandle, kann man erkennen, ob
und wie ich Gott liebe.
Das Wort „Selbstliebe“ kommt
bei Katharina nicht vor, nur im Sinne von „verkehrter Selbstliebe“ (Brief 25).
Aber sie spricht von Heiligung und von eigener Heiligung oder Selbstheiligung. „Wir beten sehr viel für die Heiligung der
Schwestern.“ (Brief 109) schreibt sie häufig und fordert auch dazu auf.
Warum ist die Heiligung so wichtig? Diese Antwort bleibt sie uns auch nicht
schuldig: „Ich möchte so gerne sehen,
dass man ruhig, demütig und schlicht in Ruhe wirkt und arbeitet … zuerst an
unserer Heiligung, und erst dann befähigen wir uns, am Heile des Nächsten, am
Weh und Wohl des Mitmenschen Mitarbeiterin sein zu können.“ (Brief 114)
Für Katharina gehören
Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe zusammen. Das wird immer wieder in ihren
Briefen deutlich. Nicht selten fordert sie die Adressaten auf: „Beten und verrichten wir alle unsere guten
Werke mit- und füreinander, alles zur größeren Ehre Gottes, zu unserem und des
Nächsten Heile.“ (Brief 184)
Wenn man Katharina „hört“,
dann gewinnt man den Eindruck, dass das wichtigste Gebot gar nicht so schwer
ist, nicht wahr? Vielleicht ist es das ja auch gar nicht. Versuchen wir es doch
einfach mal. Und – „Tun wir, was wir
können; mehr verlangt Gott nicht von uns.“ (Brief 203)
STH