Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 28. Oktober 2017

Das wichtigste Gebot


Sie kennen das wichtigste Gebot, oder???
Es ist älter als 2000 Jahre. Die Frage ist nur, ob es auch für uns das wichtigste Gebot ist, ob wir uns ernsthaft danach richten. Das mit der Nächstenliebe geht ja gerade noch. Bei der Selbstliebe wird es schon schwieriger. Als Egoisten wollen wir sicher alle nicht da stehen. Aber Gottesliebe? Da weiß man ja noch nicht einmal, wie das richtig gehen soll. Und irgendwie ist das doch auch von allen dreien das Unwichtigste, oder? 

Nun, Jesus sieht das anders. Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot antwortet er ganz eindeutig: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22, 37-39) 

 
Katharina Kasper machte ernst mit diesem Gebot – ganz selbstverständlich, ohne viel darüber nachzudenken oder zu hinterfragen.

Die Liebe zu Gott war ihr Lebensinhalt. Die Liebe zu Gott prägte ihr Leben, gab ihrem Leben Orientierung und Ziel. Und obwohl sie schon glühte aus Liebe zu Gott, wurde sie nicht müde, um eine größere Liebe zu Gott zu bitten und zu beten: „Möge der liebe Gott … mir geben eine vollkommenere Liebe zu Ihm, [eine Liebe] die nichts sucht und nichts ausschlägt, jene Liebe, die Gott allein sucht, die Ihn allein ehrt, liebt und [ihm] von Herzen dient …“ (Brief 67) 

Katharina trennt Gottes- und Nächstenliebe nicht voneinander. Ja, sie ist davon überzeugt: „Aus wahrer Gottesliebe erwächst uns auch die wahre Nächstenliebe.“ (Brief 11) Ja, wenn ich behaupte, Gott zu lieben, muss sich dies in meinem Verhalten zu meinen Mitmenschen zeigen. Vielleicht kann man sagen: daran, wie ich meinen Nächsten behandle, kann man erkennen, ob und wie ich Gott liebe. 

Das Wort „Selbstliebe“ kommt bei Katharina nicht vor, nur im Sinne von „verkehrter Selbstliebe“ (Brief 25). Aber sie spricht von Heiligung und von eigener Heiligung oder Selbstheiligung. „Wir beten sehr viel für die Heiligung der Schwestern.“ (Brief 109) schreibt sie häufig und fordert auch dazu auf. Warum ist die Heiligung so wichtig? Diese Antwort bleibt sie uns auch nicht schuldig: „Ich möchte so gerne sehen, dass man ruhig, demütig und schlicht in Ruhe wirkt und arbeitet … zuerst an unserer Heiligung, und erst dann befähigen wir uns, am Heile des Nächsten, am Weh und Wohl des Mitmenschen Mitarbeiterin sein zu können.“ (Brief 114) 

Für Katharina gehören Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe zusammen. Das wird immer wieder in ihren Briefen deutlich. Nicht selten fordert sie die Adressaten auf: „Beten und verrichten wir alle unsere guten Werke mit- und füreinander, alles zur größeren Ehre Gottes, zu unserem und des Nächsten Heile.“ (Brief 184) 

Wenn man Katharina „hört“, dann gewinnt man den Eindruck, dass das wichtigste Gebot gar nicht so schwer ist, nicht wahr? Vielleicht ist es das ja auch gar nicht. Versuchen wir es doch einfach mal. Und – „Tun wir, was wir können; mehr verlangt Gott nicht von uns.“ (Brief 203)
STH

 

Samstag, 21. Oktober 2017

Gebt Gott, was Gott gehört


„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.“ (Mt 22,21)

Wir brauchen nicht darüber zu streiten, ob es rechtens ist, dem Staat zu geben, was ihm gehört. Das war damals – zur Zeit Jesu - so und ist heute so. Dass wir Steuern zahlen, gehört dazu und ist schlicht notwendig, wenn der Staat funktionieren soll. Das war damals so und ist heute so. 

Aber „gebt Gott, was Gott gehört“? Was gehört ihm? Komische Frage. Eigentlich gehört ihm doch alles, oder? Aber wie sollen wir ihm das geben?

Wir spüren: hinter Jesu Forderung steckt ein enormer Anspruch. 

Im Katechismus lesen wir: Der Glaube an Gott verlangt u.a. in Danksagung leben; immer auf ihn vertrauen, selbst in Widerwärtigkeiten; die Würde aller Menschen erkennen, weil sie nach seinem Bilde erschaffen sind; die von ihm geschaffenen Dinge in rechter Weise gebrauchen. (vgl. Katechismus der katholischen Kirche, Erstes Kapitel, Nr. 43) 

„Alles zur größeren Ehre Gottes.“ (Brief 9 u.a.) So drückt es Katharina Kasper aus. Ihm die Ehre geben, - ganz gleich, was wir tun oder wie wir leben.
 
 
Die Dankbarkeit ist für Katharina ganz wichtig, sie ist für Katharina eine Tugend. „Auf eine Tugend möchte ich noch besonders aufmerksam machen zu üben, es ist die ‘Dankbarkeit gegen Gott’ (Kol 3,16) …“ (Brief 136) Aber sie weiß auch, dass es nicht einfach ist, Gott die eigene Dankbarkeit zu zeigen. Sie rät: „Wir wollen unsere Dankbarkeit gegen Gott beweisen durch ein eifriges Streben…, indem wir täglich daran uns erinnern, dass der, der uns … gerufen hat, uns eine Regel gegeben durch die Kirche, wodurch wir sicher gehen können auf dem Wege zur Vollkommenheit.“ (Brief 105)

Schon in ihrer ersten Ordensregel spricht Katharina von den „Pflichten gegen den Nächsten“ und immer hat sie den Mitmenschen im Blick: „… befähigen wir uns, am Heile des Nächsten, am Weh und Wohl des Mitmenschen Mitarbeiterin sein zu können.“ (Brief 114)

Über Katharinas unerschütterliches Vertrauen haben wir schon oft gesprochen. 

„Gebt Gott, was Gott gehört!“ Das ist vor allem die Ehre, die Dankbarkeit, das Vertrauen, die Liebe zum Nächsten, man kann auch sagen – das eigene Herz. 

„Nichts Außergewöhnliches verlangt der liebe Gott von uns, aber unser ganzes Herz mit allem, was wir haben, geben wir Ihm und tun alles zu Seiner Ehre, zu unserem und aller Menschen Heile.“ (Brief 209)
STH

 

 

Samstag, 14. Oktober 2017

Man kann´s nicht verstehen …


Man kann nicht alles verstehen, was man in der Bibel liest, finden Sie nicht auch? 

Ein König lädt alle, die auf der Straße angetroffen werden, zur Hochzeit ein, weil die offiziellen Gäste die tollsten Ausreden fanden, um der Einladung nicht zu folgen. Das ist ja toll, dass er die Armen, Gestrandeten, Bettler und so weiter holen lässt. Aber ist es nicht logisch, dass die nicht alle mit einem Hochzeitsgewand erscheinen? Viele besitzen ja wahrscheinlich nicht einmal eines. Und was macht der König? Er setzt ihn wütend vor die Tür. (Mt 22, 1-14) Wenn ich davon ausgehe, dass der König ein Bild für Gott sein soll, dann ist das doch noch weniger verständlich, oder? 

Die Dernbacher, die mit ihrem Napf an der Klosterpforte bimmelten, sahen wahrscheinlich auch oft ziemlich heruntergekommen aus. Katharina Kasper hat jedem zu Essen gegeben, der zum Kloster kam, ohne Ausnahme. 

Aber wahrscheinlich geht es um viel mehr bei diesem Bibeltext. Der König lädt ja zum Hochzeitsmahl ein, weil sein Sohn heiratet. Es geht also um Freude und Gemeinschaft, die dem Menschen angeboten werden. Es geht um Freude und Gemeinschaft, die viele Menschen einfach abweisen, ja verweigern. Letztlich geht es um Freude und Gemeinschaft mit Gott. Und dann ist es schon verständlich, dass man sich irgendwie bereiten soll, sprich Hochzeitsgewand. 

„Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass Sie alle Ihre Pflichten gut verrichten und der liebe Gott alles sehen kann.“ (Brief 72) So drückt das Katharina Kasper aus. Und: „Ja, … beten wir täglich vereint mit- und füreinander, damit der Herr mit Freude sehen kann auf unser Wirken und Arbeiten und wir … nach Heiligkeit streben immer mehr.“ (Brief 193) 

Katharina war also immer bereit für den Herrn. Sie war immer offen für seine Gegenwart. Und die Erfahrung seiner Gegenwart wollte sie nicht missen. Das hört sich dann so an:

„Wir wollen … vereinigt Gott dienen und lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, damit wir in der Zeit und Ewigkeit unsern guten Gott immer bei uns haben und wir als seine Kinder ihn lieben und so in Ihm ruhen und Seine Gegenwart genießen können.“ (Brief 67) 

So ist der Bibeltext doch verständlicher, oder? Bleiben wir also offen für seine Freude und Gegenwart.
STH

 

 

Samstag, 7. Oktober 2017

Eine häretische Frage?


Ein Gutsbesitzer verpachtet seinen Weinberg und reist in ein anderes Land. Zur Erntezeit schickt er Mitarbeiter zu den Winzern, um seinen Anteil zu holen. Die Mitarbeiter werden unschädlich gemacht. Daraufhin sendet der Gutsbesitzer seinen Sohn. Den bringen sie sogar um die Ecke, in der irrigen Annahme, den Weinberg dann zu erben. (Mt 21, 33-44) Sie kennen die Geschichte, nicht wahr? Natürlich wissen wir, dass mit dem Gutsbesitzer Gott und mit dem Sohn Jesus gemeint ist, und das diese Geschichte Grundlegendes aussagt über Gott, Jesus und die Menschen. 

Und doch lässt mir eine Frage keine Ruhe – vielleicht ist die ja sogar häretisch?: Warum geht der Gutsbesitzer nicht selbst zu seinen Winzern? Katharina Kasper hätte das getan. 

Katharina war wochen-, monatelang unterwegs in ihrem Weinberg, der Gemeinschaft. Die Arbeit zu Hause überließ sie vertrauensvoll ihren dortigen Mitarbeiterinnen. Ihr war es wichtig zu sehen, ob vor Ort alles in Ordnung war. 

Lebten ihre Mitarbeiterinnen dort unter Umständen, die sie Früchte bringen lassen konnten? Wenn das nicht der Fall war, dann wurden sie ganz schnell nach Hause geholt. Da war Katharina gar nicht zimperlich. Den Schwestern musste es gut gehen, damit sie auch fruchtbar werden konnten. 

Lebten ihre Mitarbeiterinnen wirklich den Willen Gottes? Denn darauf kam es ja an, um im Sinne Gottes und der Gemeinschaft  und für die Menschen Frucht bringen zu können. Katharina wird nicht müde, dies immer wieder einzufordern. Möge der heilige Wille Gottes in allem geschehen und möchten wir allezeit Gottes heiligen Willen erfüllen.“ (Brief 54) Sie erinnern sich, nicht wahr? 

Ging es ihren Mitarbeiterinnen gut – an Leib und Seele? Das ist ja die Voraussetzung, um gute Früchte zu bringen. Katharina war da sehr sensibel. Und sie wusste immer einen Rat, sie wusste immer zu helfen. Da konnte es auch schon mal unkonventionell zugehen. Schauen Sie mal. Hier schreibt Katharina an die Oberin einer sehr kranken Schwester. 

„Es ist mir lieb, dass die arme Schwester noch dort ist. Dieselbe kann nicht nach Königstein, weil sie dafür zu schwach ist. Pflegen Sie dieselbe gut. Gebrauchen Sie den Arzt. Ich schicke Ihnen etwas guten Wein. Davon geben Sie zuerst einen Löffel voll, kann sie ihn vertragen, so geben Sie ihr alle paar Minuten einen Löffel, bis zu einem Gläschen, so dass sie jeden Tag ein Fläschchen nimmt. Mittags besorgen Sie ihr ein Glas guten alten Rotwein oder auch alten Weißwein und ein wenig Kartoffelbrei mit leicht gebratenem Fleisch, so wie sie es nehmen kann. Und was sie am besten nehmen kann, das geben Sie ihr, immer wenig und dann öfter. … Kann die Kranke Milch trinken, so geben Sie ihr soviel, als sie nehmen kann. Ihr Husten wird sich bessern, wenn sie kräftiger wird. …“ (Brief 87) 

Katharina Kasper kann mit dem großen Gutsbesitzer mithalten, finden Sie nicht?
STH