Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 30. September 2017

Ich will nicht


Ein Mann hatte zwei Söhne. Beiden gab er einen Auftrag. Der erste sagte Ja zu diesem Auftrag und machte sich aus dem Staub. Der zweite hatte keine Lust, gab das auch zu, machte es aber doch. (Mt 21, 28-32) Sie kennen diese Geschichte, nicht wahr? Als junger Mensch fand ich mich immer in dem zweiten Sohn wieder. Der kommt bei Jesus ja gut weg. Denn er ist es ja, der den Willen des Vaters getan hat, - wenn auch verzögert. 

Warum soll man eigentlich den Willen des Vaters sprich Gottes tun? 

Im Katechismus der katholischen Kirche heißt es: „Es ist der Wille des Vaters, `dass alle Menschen gerettet werden´.(1 Tim 2,4) Damit ist eigentlich ganz klar, warum wir den Willen Gottes tun sollen; denn wer will nicht gerettet werden? 

In Katharina Kaspers Leben gab es nichts Wichtigeres, als den Willen Gottes zu tun. Und weil es für sie so wichtig war – es war ihr Lebensinhalt, kann man sagen – wollte sie auch, dass das für ihre Schwestern, Mitmenschen und Gemeinschaft so ist. Es gibt kaum einen Brief, in dem sie nicht dazu auffordert: „In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes.“ (Brief 14, 27, 29 u.a.) „überall“, das heißt zu allen Zeiten und an allen Orten, immerzu, ohne Unterlass. „in allem“ das heißt in all meinem Denken, Reden und Tun. Also: Den Willen Gottes tun, ist eine Lebensaufgabe. 

Das ist allerdings nicht immer so einfach wie bei den beiden Jungs oben. Manchmal braucht es schon seine Zeit, bis wir den Willen Gottes erkennen. Aber wenn wir das wirklich wollen, dann werden wir erkennen, weil wir das vor allem spüren. Ruhe, Gelassenheit, Friede begleiten dieses Erkennen. „Friede im Herzen und im Hause ist das größte Glück auf Erden. Den heiligen Willen Gottes erfüllen zu wollen, ist ja unsere Bestimmung auf dieser Erde.“ (Brief 279) 

Ja, Katharinas Leben ist geprägt von dem Wunsch, der Sehnsucht, den Willen Gottes zu tun:

„Wir wollen ruhig, demütig, aber mit großem Gottvertrauen der Zukunft entgegengehen, nichts suchen noch wünschen, als den heiligen Willen Gottes erfüllen. O möge der heilige Wille des Allerhöchsten in allem und überall erfüllt werden wie im Himmel so auch auf Erden.“ (Brief 23) 

Der Sohn, der sich besonnen hat und den Willen des Vaters getan hat, der hat sicher einen großen Frieden empfunden und hat die Liebe des Vaters erfahren.
STH

 

 

Samstag, 23. September 2017

… was recht ist

„Ich werde euch geben, was recht ist.“ Erinnern Sie sich? Das sagte der Gutsbesitzer zu den Männern, die er um die dritte, sechste und neunte Stunde zur Arbeit in seinem Weinberg anheuerte. Das ist schon eine clevere Antwort, finden Sie nicht? Wenn er ihnen gesagt hätte, dass auch sie einen Denar bekommen, dann wäre es schon früher zur Meuterei gekommen. 

Und man muss auch sagen, dass die Arbeiter ein ganz schönes Vertrauen mitbrachten, dass der Gutsbesitzer sie nicht übers Ohr haut. „Ich werde euch geben, was recht ist“ – und das kurz vor Zwölf? Er gibt ihnen einen Denar und ist damit echt großzügig. 


Wir wissen ja nun, dass mit dem Gutsbesitzer Gott gemeint ist. Und der will nun mal nur das Gute für uns, das, was recht ist. Der ist nun mal großzügig und lohnt jeden guten Willen, den wir zeigen. 

Genau davon war Katharina Kasper geprägt. Ihr Vertrauen ist beispiellos und grenzenlos.

„Haben wir doch ganz besonders ein großes Gottvertrauen auf Gottes Macht und Barmherzigkeit, und wir werden nicht zu Schanden werden.“ (Brief 45) Genau aus diesem Grund wäre Katharina auch noch zu später Stunde in den Weinberg gegangen.

„Wir wollen auf den Herrn vertrauen und dabei tun, was wir können.“ (Brief 98) Passt das nicht auch gut zu unseren Arbeitern im Weinberg? Geheuert werden wir immer und zu jeder Stunde. Und wir bekommen, was recht ist. Wir müssen nur Vertrauen haben und tun, was wir können, also unseren guten Willen zeigen. 

Für Katharina gilt immer: „Wir müssen anbeten die Vorsehung. Gott weiß am besten, wo es fehlt und wie es am besten ist.“ (Brief 66) Wenn wir auch nur ein bisschen von diesem  Vertrauen hätten, könnten wir ganz gelassen unseren Alltag leben.
STH

Samstag, 16. September 2017

Reißt das Beispiel fort?


Gehören Sie auch zu der Generation, der immer wieder gesagt wurde: „Du musst ein gutes Beispiel geben.“? Wenn der Vater den Joghurtbecherdeckel in aller Öffentlichkeit ableckt, dann wird das sein Filius auch tun. 

Als ich dann in der Schule tätig war, lernte ich, dass das wirklich stimmt: Der Sohnemann leckt den Deckel ab – sehr zum Ärger des Umfeldes. Ich musste aber auch lernen, dass das gute Beispiel nicht nur nicht nachgeahmt wird; es wird noch nicht einmal wahrgenommen. 

Daran muss ich bei dem Evangelium am Sonntag denken. Da gewährt der Gutsverwalter dem Diener, der ihm eine Riesenmenge Geld schuldet, den Schuldenerlass und lässt ihn mit einer Mahnung gehen. Der Diener aber bleibt seinem Kumpel gegenüber, der ihm vergleichsweise wenig Geld schuldet, gnadenlos. Er lässt ihn sogar ins Gefängnis werfen.  

„Worte bewegen; Beispiele aber reißen fort.“ (Brief 108) Das sagt Katharina Kasper. Sie hat diese Erfahrung gemacht. Viele junge Frauen, die sie erlebten, nahmen sie sich zum Beispiel, ließen sich mitreißen und traten in die Gemeinschaft ein.  

Im Brief an Schwester Centolla geht es um das Beispiel, das die Vorgesetzte ihren Schwestern sein soll: „Tragen Sie, meine gute Schwester, recht Sorge … dass immer Friede, Eintracht und Liebe miteinander geübt wird. Jeden Tag müssen wir anfangen, fortsetzen, als sei er der erste und der letzte, am Morgen beten, um die Gnade zu erlangen, welche Sie für sich und Ihre Mitschwestern bedürfen und notwendig haben  ... Worte bewegen, aber Beispiele reißen fort. " (Brief 65) 

Wie wichtig dieses Wort Katharina ist, zeigt sich daran, dass es noch einmal in ihren Briefen auftaucht – in einem anderen Zusammenhang: „Wir … beten, arbeiten, pflegen die Kranken, suchen den Kindern nützlich zu werden und eine gute Erziehung zu erzielen, besonders aber unsere eigene Heiligung zu erstreben, welches ja auch das Erste und Notwendigste ist. Worte bewegen ja nur, aber das Beispiel reißt uns fort. So wollen wir uns denn bemühen, recht fromm … zu leben und zu wirken, zur größeren Ehre Gottes ... “ (Brief 179) Hier geht es also um die Menschen, die mir anvertraut sind, die sich an mir orientieren.
 


„Worte bewegen ja nur, aber das Beispiel reißt uns fort.“ Diese Erfahrung haben wir sicher alle schon gemacht: Worte bewirken nicht viel bei den Menschen, die uns wichtig sind. Im günstigsten Fall lassen sie sich bewegen. Aber die, denen wir ein Stück Orientierung sein sollen, dürfen, müssen, - die orientieren sich vor allem an unserem Tun. Denken Sie an Vater und Sohn mit ihrem Joghurtbecherdeckel. 

Vielleicht reißt das Beispiel nicht fort. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Wir müssen eben Geduld und Liebe haben.
STH

Samstag, 9. September 2017

Wo zwei oder drei …


Zurzeit wütet der Hurrikan Irma in der Karibik. Ganze Inseln, wie zum Beispiel Saint Martin, werden in „Schutt und Asche“ gelegt. Menschen bangen um ihr Leben. Mexiko wurde von einem schweren Erdbeben heimgesucht, und die Menschen haben Angst vor den Nachbeben, die oft schlimmer sind, und dazu kommt noch die Warnung vor einem Wirbelsturm, der Kurs nimmt auf die mexikanische Küste. 

Die dunklen Wolken ziehen sich immer mehr zusammen. Der hl. Wille Gottes möge in allem geschehen. Beten wir viel für- und miteinander.“ (Brief 55) 

Mit den „dunklen Wolken“ meinte Katharina Kasper damals den Kulturkampf. „Dunkle Wolken“ sind auch Irma und die Erdbeben.

Füreinander beten, miteinander beten – in fast jedem der uns erhaltenen Briefe von Katharina fordert sie dazu auf. 

… wie dunkel liegt die Zukunft vor uns. Beten wir doch viel, viel für- und miteinander in diesen harten Zeiten, damit wir keinen Schaden leiden ...“ (Brief 61) 

Heute Morgen kam ein Anruf unserer Schwestern aus Mexiko: „Betet für uns, das wir glimpflich davon kommen.“ 

Füreinander beten – die eigene Erfahrung zeigt, wie wichtig das fürbittende Gebet ist. Wenn ich nichts anderes tun kann, wenn mir die Hände gebunden sind, wenn ich vollkommen ohnmächtig bin, - so habe ich doch die mächtigste Waffe, die es gibt: das Gebet. Das vertrauende fürbittende Gebet vermag wirklich, Berge zu versetzen. 

Miteinander beten – Gott will gebeten werden, Gott lässt sich bitten, Gott hört die inständigen Bitten vieler. Miteinander sind wir stark – das gilt auch für das Gebet. Wenn Gott sieht, dass viele im gleichen Anliegen bitten, dann kann er nicht anders, dann muss er helfen. 

Wenn wir so denken, wenn wir so vertrauen, dann tun wir genau das, was das Sonntagsevangelium uns nahebringt. Da heißt es nämlich:

„Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18, 19-20) 

Katharina Kasper wusste von der Wirkmacht des Gebetes, sie vertraute total auf das Gebet. Letztlich geht es ihr immer darum:

„Wir wollen denn beten für- und miteinander, dass Gottes heiliger Wille in allem und überall geschehen möge.“  (Brief 132) 

Beten Sie bitte mit uns für die Menschen in Mexiko.
STH