Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 10. Juni 2017

So viel geht gar nicht


Katharina Kasper schreibt 1886 an Schwester Sekunda Germesheimer, damals Provinzoberin in Amerika, dass Schwestern für Ungarn und Österreich angefordert worden seien. 

Was sagen Sie dazu? Und das in einer Zeit, in der es noch kein Internet, keinen Fernseher und kein Handy gab. Wie kommt man da auf die Idee, Schwestern aus einem kleinen, unbedeutenden Dorf im Westerwald für Ungarn und Österreich anzufordern, noch dazu wo die südlichste Filiale der ADJC Frankfurt ist? 

Ganz konkret schreibt Katharina damals: „Ihre gute Fürstin schrieb einen Brief und bat um Schwestern für Ungarn. Eine andere bat um 6 Schwestern für Paula in Österreich, für eine Seestadt am Adriatischen Meer und für noch zwei andere Stationen in Österreich.“ (Brief 114) Wie ist das nun wieder zu erklären? 

„Wen Katharina mit der Bezeichnung: „Ihre gute Fürstin“ meint, lässt sich mit Hilfe der Chronik der Filiale in London klären,“ so lesen wir in der Einleitung zu diesem Brief. „ Von der Gründung dieses Hauses im Jahre 1876 an bis 1881 führt diese Chronik Jahr für Jahr großzügige Unterstützungen durch Frau Gräfin Batthyany auf. Unter den Eintragungen zum Jahr 1883 hält die Chronistin dann fest: `Unsere edelmüthige Wohltäterin, Frau Fürstin Batthyany, hat noch immer, wenn auch jetzt in
Das Wappen der Batthyanys
Ungarn wohnend, dasselbe warme Interesse für die Schwestern und unsere armen Kinder hier.´ Katharina berichtete nun Schwester Secunda, dass die Fürstin um Schwestern für Ungarn gebeten hatte, weil Schwester Secunda von Oktober 1877 bis zum Mai 1885, dem Zeitpunkt ihrer Versetzung nach USA, Oberin in verschiedenen Filialen in England, und zwar auch in dem Haus in London, gewesen war. Der weitere Hinweis Katharinas, es seien 6 weitere Schwestern angefordert worden `für Paula in Österreich´ mag damit zu erklären sein, dass zu dem Zeitpunkt Schwester Paula Görs in Prag wirkte, so dass möglicherweise eine Persönlichkeit aus Österreich versuchte hatte, über diese Schwester Kontakt nach Dernbach aufzunehmen.“
 
 

Klar, ist das eine Erklärung für die Fragen oben. Aber die Schwestern müssen auch einen solchen Eindruck auf die Fürstin gemacht haben, dass sie ihnen einen Einsatz in Ungarn auch zutraute. Sie müssen einen so guten Ruf gehabt haben, das man ihnen ohne Bedenken so etwas sich zuzumuten traute.  

Woran scheitert es damals?

„Da  müsste man viele Schwestern haben, um alle Bedürfnisse befriedigen zu wollen. … mir machen noch immer die meisten Sorgen die beständigen Anfragen für neue Niederlassungen zu gründen. Ja, man wird gewissermaßen genötigt, Ja sagen zu müssen, und es fehlt dann an den notwendigen Kräften, alle Häuser nach Bedürfnis zu besetzen.“ (Brief 114) Und Katharina macht sich wirklich sehr große Sorgen um ihre Schwestern: „Dieser Übelstand ist sehr nachteilig für den inneren Geist sowohl als für die körperliche Erhaltung der Schwestern. Ich möchte so gerne sehen, dass man so ruhig, demütig und schlicht in Ruhe wirkt und arbeitet im hl. Berufe, in Frieden und Eintracht zuerst an unserer Heiligung, und erst dann befähigen wir uns, am Heile des Nächsten, am Weh und Wohl des Mitmenschen Mitarbeiterin sein zu können.“ (Brief 114) 

Ist das nicht wunderbar? Zuerst geht es ihr um ihre Schwestern. Wenn es ihnen gut geht – sowohl körperlich wie geistig, wenn es stimmt zwischen ihnen und ihrem Gott, - erst dann sind sie fähig, sich für das Wohl ihrer Mitmenschen einzusetzen. 

Wenn wir das heute doch auch immer im Blick hätten …
STH