Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 19. November 2016

Innovation – aber ganz leise

Was gab es Neues durch das Wirken Katharina Kaspers? Ganz bestimmt wollte sie nicht bewusst was Neues schaffen. Aber es ist Neues entstanden – effektiv und nachhaltig, aber ganz leise.

Jetzt wollen Sie natürlich wissen, was, nicht wahr?

Die Tatsache, dass sich schon sehr schnell junge Frauen Katharina anschlossen, ließ sie den so genannten „Frommen Verein“ gründen. In den Statuten (1848), die sie diesem Verein gab, heißt es: „Der Zweck unseres Vereins ist die Ausbreitung der Tugend [des christlichen Lebens] durch Beispiel, Belehrung und Gebet.“ Das ist das Erstaunliche: Katharina sieht die Not und die Notwendigkeit zu helfen. Aber das eigentliche Ziel ihres Handelns ist die Ausbreitung des Glaubens; das eigentliche Ziel ist, die Menschen zu Gott zu führen.


Nicht nur den Mitgliedern ihres Vereins, sondern auch den Menschen in ihrem Umfeld will sie den Glauben nahe bringen und damit die Bedeutung, die Gott in ihrem Leben haben soll und muss. Aber sie ist da ganz realistisch. Sie weiß, dass der Mensch erst dann für ideelle Ziele zu erreichen ist, wenn seine existentiellen Bedürfnisse befriedigt sind.
Katharina Kasper erkannte die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Zeit; und indem sie auf diese zu antworten suchte, erwuchs ihr Werk. Es stehen also keine theoretischen Erwägungen am Anfang, sondern ein Mensch mit einem Blick für das Dringliche, Notwendige, der sich von den Nöten seiner Umgebung ansprechen ließ und tatkräftig zugriff, um diese zu beheben.

Dieser Ansatz Katharinas ist schon neu. Bei allen anderen Gemeinschaften, die im 19. Jahrhundert gegründet werden, steht die Absicht, die Not zu lindern im Vordergrund. Von Glaubensvermittlung ist zunächst mal keine Rede.

Einen zweiten Aspekt möchte ich noch erwähnen:  Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich Katharina Kasper bewusst für die Emanzipation der Frau eingesetzt hat. Wahrscheinlich kannte sie den Begriff noch nicht einmal. Aber de facto hat sie es getan. Und nicht nur durch die Höheren Töchterschulen (durch die Mädchen eine ordentliche Schulbildung zukamen) und den Fabrikschulen (den jungen Fabrikarbeiterinnen in den Industriestädten wurde an Sonn- und Feiertagen ein Mindestmaß an religiöser Bildung und in den Elementarfächern vermittelt. Das bedeutete eine Förderung des Selbstbewusstseins und der Lebenstüchtigkeit und auch eine deutliche Verbesserung der finanziellen Lage, weil sie ja Geld verdienen konnten.).
Außerdem erkannte Katharina sehr schnell und früh, wie wichtig eine gute Ausbildung ihrer Schwestern war, die in Schule und Krankenpflege tätig waren. Die Schwestern, die an öffentlichen Schulen Unterricht erteilen wollten, hatten die vom Staat verlangten Examina abzulegen. In den Jahren 1861 – 1869 hatten das immerhin schon 72 Schwestern erfolgreich getan.

Beide erwähnten Aspekte machen schon Neues deutlich, dass durch Katharina Kasper entstand. Beides veränderte die Welt in Deutschland und den Ländern, in die sie selbst schon Schwestern aussandte, deutlich. Katharina erkannte die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Zeit. Müssen nicht auch wir viel aufmerksamer sein, damit sich unsere Welt positiv verändern kann?
STH