Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 25. Juli 2015

O-Ton Katharina

Weil ich zur Zeit im Urlaub bin, lasse ich mal wieder Katharina selbst zu Wort kommen. Das bringt Ihnen - vielleicht - sogar mehr! :-)


"Wir wollen danken für alle Gnaden, die der liebe Gott ... uns gespendet hat für Leib und Seele, für die Zeit und Ewigkeit. Was wir für Gott getan und wo wir Gott gesucht haben im Gebete, Tugendübungen sowie durch die treue Beobachtung unserer Berufspflichten, wird uns Segen bringen für Zeit und Ewigkeit. (...)
So fangen wir an, so fahren wir fort und beenden die kurze Zeit des gegenwärtigen Lebens und wirken allezeit treu mit der Gnade Gottes mit, damit wir zu jeder Zeit Öl auf unsern Lampen haben, wenn der Herr uns zur Hochzeit ruft (vgl. Mt 25,1-13). Es ist nicht so schwer, ... Gott zu dienen, als es qualvoll ist, der Welt und unserer stolzen Eigenliebe zu dienen. Wiederholen wir jeden Tag ... mit wenigen Worten die kleine, demütige, aber kindliche und großmütige Hingabe an Gott und das göttliche Herz Jesu. Flehen wir zu demselben, daß er unsre Hingabe annehmen wolle, uns belebe und beseele, in uns leben und wirken möge nach seinem Wohlgefallen; daß er in und mit uns beten, in und mit uns arbeiten, in und mit uns leiden, in und mit uns kämpfen wolle gegen die Welt, uns selbst und gegen den bösen Feind. Bitten wir ihn, daß er in und mit uns üben wolle jede einzelne Tugend, jeden Gedanken, Worte und Werke innerlich und äußerlich. Ja, mit einem Gedanken, mit einem Worte: Mein Jesus, mein alles. Mein Jesus, mein Leben. Mein Jesus, mein Gewinn. Alles für Gott, alles mit Gott. ..." (Brief 97)

Samstag, 18. Juli 2015

Zeitstaub sammeln

Als ich im Noviziat war, empfand ich die Armut an Zeit ganz stark. Bei irgendeiner Noviziatsschulung sprach die Referentin einmal davon, „Zeitstaub zu sammeln“. Diese Aussage beeindruckte mich sehr. Von da an versuchte ich das: die Staubkörner der Zeit, die es immer und jeden Tag gibt, zu sammeln. Und ich war erstaunt, wie viel Zeit ich plötzlich hatte – Zeit, die mir persönlich zur Verfügung stand. Noch heute denke ich oft an diese Aussage und mache trotz aller Betriebsamkeit und trotz allen Stresses die gleiche Erfahrung.

Katharina Kasper kennt dieses Phänomen auch, und auch sie sammelt Zeitstaub und nutzt die so geschenkte Zeit. In vielen ihrer Briefe wird das deutlich, so auch im Brief 9, den sie an ihre Assistentinnen schreibt, nachdem sie die ersten Schwestern, die nach Amerika gehen, zum Schiff begleitet hat.

Das Schiff fuhr in Le Havre ab, das ist in Belgien. Eine Fahrt nach Le Havre ist 1868 schon eine abenteuerliche Angelegenheit. Man ist da mehrere Tage unterwegs. Es gibt ja noch keine ICEs, und die Verbindungen der Züge, die es gibt, sind auch nicht gerade die besten. Aber Katharina sammelt Zeitstaub und nutzt die Zeit: Sie besucht die Konvente, die auf dem Weg liegen und gibt den Schwestern, die bald auswandern werden, damit auch die Gelegenheit, sich zu verabschieden.

Denn das ganze ist ja schon ein einschneidendes Ereignis. Ja, die Schwestern haben sich freiwillig gemeldet. Aber was das wirklich bedeutet, wird ihnen vielleicht erst nach und nach klar. Und doch: keine Tränen, bis zur definitiven Abreise. Und Katharina? Sie lässt – entlässt ja acht ihrer Töchter in eine ungewisse Zukunft, in der sie nicht an ihrer Seite sein kann.

„Als wir nun am Hafen uns verabschiedeten, versprachen wir denn, sie am Meere noch mal zu begrüßen, wo sie den priesterlichen Segen von mehreren Priestern noch mal empfingen, und dann mussten die Schwestern singen: Geleite durch die Wellen, und dann ging es in die offene See, und die armen Kinder durften weinen. Aber … welch ein rührender Anblick, das große Meer, die furchtbaren Wellen, das rasche Entfernen des Schiffes. Die armen Schwestern waren nicht mehr zu sehen. Jetzt durfte auch ich weinen und sah dem Schiff nach, solange als wir es sehen konnten.“ (Brief 9)

STH


Samstag, 11. Juli 2015

Sie beherrschte das Augenzwinkern

Katharina Kaspers feiner Humor fasziniert mich immer wieder neu. Ich sehe sie dann immer vor mir, wie sie mit den Augen zwinkert. Ein Beispiel dafür und für ihre ganz große Natürlichkeit und Echtheit ist der Brief 11.

„Ich sitze hier in dem lieben Fürstenberg, und die lieben Schwestern wissen nicht, dass ich allein mit meinem lieben Gott im Zimmer bin. Ich benütze sogleich diese mir so erwünschte Zeit und schreibe ein paar Zeilen an die lieben  Schwestern im Mutterhaus.“ Die Schwestern wissen nicht, dass sie allein ist; sonst würde sie sicher wieder von allen möglichen Schwestern mit deren Anliegen belagert. Und doch – eigentlich ist sie nicht allein, denn Gott ist ja immer bei ihr. Aber der belegt sie nicht, so dass sie die Zeit geschenkt bekommt, um den Schwestern zu Hause zu schreiben.

Was man sich vielleicht nur schwer vorstellen kann: Katharina kann auch Small-Talk machen – Grüße austauschen, scheinbare Belanglosigkeiten erzählen. Und dann – einfach zum Schmunzeln: „Nun aber eine sehr interessante Neuigkeit; gebt aber gut acht. Ich habe eine recht gute neue Brille bekommen, die meinen schwachen Augen gut tut, worüber ich sehr erfreut bin.“  


Aber Small-Talk alleine ist doch nicht ihrs. Das allein genügt nicht, wenn sie schon das wenig geliebte Briefeschreiben auf sich nimmt. „Nun bin ich schon wieder zu Ende mit Erzählen, und will ich noch etwas mehr zu Papier bringen, damit das Porto nicht ganz umsonst ausgelegt wird, so muss ich noch etwas zur Predigt studieren, was jedoch ebenfalls nicht viel geben kann.“ Sie nennt ihre folgenden Worte „Predigt“; aber eigentlich erinnert sie nur daran, um was es in unserem Leben geht: um Gotteserkenntnis, und um die müssen wir beten. „Beten wir … aber ganz besonders füreinander um die allergrößte Erkenntnis Gottes und unserer selbst, damit wir den lieben guten Gott mit der allergrößten Liebe lieben.“ Katharina zweifelt keine Sekunde daran, dass das gelingt, und zwar durch das Gebet. „Haben wir Vertrauen und Mut, zu dieser hochherzigen Gottesliebe zu gelangen durch wahren, beständigen Eifer im Gebete ...“ Nur wenn wir mit Gott im Gespräch bleiben, können wir ihn immer besser kennenlernen.

Katharina Kasper schreibt all das ihren Schwestern, da haben Sie recht. Aber gilt das nicht im Grunde für uns alle, die wir uns Christen nennen? Gott immer besser erkennen, ihn immer tiefer zu lieben – das ist die Berufung aller Christen. Dieser Berufung werden wir nur gerecht, wenn wir mit ihm im Gespräch bleiben.

Sehen Sie, dass Katharina Ihnen zuzwinkert?
STH





Samstag, 4. Juli 2015

Die dunkle Nacht

Kennen Sie Johannes vom Kreuz? Er ist ein spanischer Mystiker, Zeitgenosse von Theresa von Avila, d.h. 16. Jahrhundert. Er hat auch viele Gedichte geschrieben. Also, ich finde, er ist schwer zu lesen. Umso mehr hat es mich erstaunt, dass Katharina Kasper das getan hat: Johannes vom Kreuz gehörte – so ist es uns überliefert – zu ihren Lieblingsautoren.

„Wie lange wir noch in der dunklen Nacht wandeln, ist dem lieben Gott allein bekannt.“ (Brief 10) Diese Aussage Katharinas erinnert an den spanischen Mystiker, der ja ein Gedicht geschrieben hat, das den Titel „Die dunkle Nacht“ trägt.

Katharina hat ihre Zeit als dunkle Nacht erlebt – zum einen den ganz normalen Alltag mit seiner Armut und seinem Elend im damaligen Westerwald. Ja, und sie hat den Kulturkampf, den sie ja in all seiner Härte erlebte, als dunkle Nacht erfahren. Gerade von dieser dunklen Nacht war nicht klar, wie lange sie dauern würde.


 „Eine kurze Zeit gekämpft, geduldet und dafür ein unzerstörbares Glück in der Ewigkeit, in Gott und dem schönen Himmel.“ (Brief 10) So schreibt Katharina weiter. Sie ist ganz realistisch. Das Leben ist nicht einfach. Es ist ein Kampf, gerade wenn wir Ideale haben und diesen folgen wollen. Aber – im Vergleich zu der Ewigkeit – bedeutet Leben eben nur eine kurze Zeit. Und während Leben Mühsal und Anstrengung ist, schenkt das Leben mit Gott ewiges Glück. Tolle Aussichten, finden Sie nicht?

Natürlich fällt uns das nicht in den Schoß, -  davon war auch Katharina überzeugt. „Wie sehr tut es Not, so recht auf dem Weg der Tugend zu wandeln …“ (Brief 10) Und deshalb ist es ihr beständiges Gebet: dass der Herr „uns verleihen [möge] Festigkeit und Beharrlichkeit bis an unser Lebensende“. (Brief 10)

Am besten, wir machen es wie Katharina. So können wir ganz sicher sein, auf dem richtigen Weg zu bleiben und unser Ziel zu erreichen.

STH