Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 27. Juni 2015

Eine Frage der Grundhaltung

„Nicht wahr, in Gott geht es ja allezeit gut, wenn wir es so wünschen.“ (Brief 10)

Über diesen Satz bin ich bei meiner Lektüre gestolpert. Der erste Teil von Katharina Kaspers Aussage ist nicht neu, - so ähnlich hatten wir ihn schon mal. Aber der zweite Teil?

Es gibt Menschen, denen es immer schlecht geht. Die betonen das auch. Warum sie das tun? Keine Ahnung. Vielleicht wollen sie bemitleidet werden oder Aufmerksamkeit erregen.
Dann gibt es Menschen, denen geht es immer gut, - auch wenn es ihnen objektiv gesehen schlecht geht.

Katharina war auch so ein Mensch. Sie machte nicht viel Aufhebens davon, wenn sie krank war oder wenn es ihr nicht gut ging. Und das kam oft vor. Sie machte nicht viel Aufhebens davon, weil sie in Gott ruhte, und „in Gott geht es ja allezeit gut“. Davon war sie überzeugt, daran glaubte sie, so lebte sie.

„…wenn wir es so wünschen“ – Ich meine, diese Teilaussage drückt genau dies aus: ihre Überzeugung, ihren Glauben, ihre Lebenseinstellung. Wenn in Gott, mit Gott und durch Gott alles gut geht, dann wünsche ich mir immer wieder neu diese Erfahrung. Ja, und wenn ich mit dieser Grundeinstellung lebe, dann mache ich diese Erfahrung – jeden Tag neu.

Das Leben mit Gott ist schon spannend. Katharinas Leben zeigt es uns. Aber wir können es auch selbst erfahren, wenn wir uns darauf einlassen. Ich will das jeden Tag neu versuchen … Und toll, wenn ich dann wie Katharina sagen kann: „in Gott geht es ja allezeit gut“.

STH
(Andreas Hermsdorf/pixelio)

Samstag, 20. Juni 2015

Gottes Heiliger Wille – eine riesige Herausforderung

Es gibt Worte Katharina Kaspers, die lassen mich nicht mehr los, die beschäftigen mich. Ein solches Wort ist: „Hier geht es nach Gottes heiligem Willen noch gut.“ (Brief 251) Das schreibt sie öfter in ihren Briefen.

Wie gesagt, diese Aussage beschäftigt mich, macht mich nachdenklich. Katharinas tiefe Überzeugung, dass alles, was geschieht, Gottes Wille ist, wird hier wieder deutlich. Es ist also auch sein Wille, wie es mir gerade jetzt, in dieser Situation geht. Und wenn es sein Wille ist - das ist die logische Konsequenz -, dann geht es mir gut. Warum ist das logisch? Nun, weil Er ja nur das Gute für mich will.

„Hier geht es nach Gottes heiligem Willen noch gut.“ Sie denken jetzt sicher: Immer so zu denken, ist sicher eine krasse Überforderung, je nachdem, wie es mir geht. Ich glaube, Katharina hat da sicher auch schon mal ähnlich empfunden. Aber in ihrem Leben ist der Wille Gottes das Wichtigste, das Entscheidende; nur auf ihn kommt es an. Und deshalb sagt sie ganz entschieden: Man muss „mit Ergebung nach Gottes heiligem Willen alles hinnehmen, wie der es schickt.“ (Brief 251) Ja, sie setzt dem noch eins drauf: Vielleicht ist es nicht Gottes Wille, dass dies oder das geschieht, aber Er lässt es zu; und er lässt es zu, damit er das Gute an mir wirken kann. Daher ihre Schlussfolgerung: „Aber gegen Gottes heiligen Willen müssen wir auch zufrieden sein, wie es der liebe Gott schickt.“ (Brief 251)

Gottes Heiliger Wille – tja, er ist schon eine Herausforderung. Ich glaube, eine grundsätzliche Entscheidung ist von uns gefordert, so etwas wie eine Grundhaltung. Der Alltag erscheint leichter, wenn ich dem Willen Gottes mehr Raum in meinem Leben einräume und schon mal hinterfrage: Warum will er das jetzt so für mich? Warum lässt er das zu, obwohl ich doch so gerne anders möchte?

Katharina ist überzeugt: „Die Ergebung in den heiligen Willen Gottes in allem ist ja dem lieben Gott das Wohlgefälligste.“ (Brief 251)
STH

Samstag, 13. Juni 2015

Was tun …?

„ … nach allen Erfahrungen, die man macht mit sich und andern, bleibt nichts übrig, wenn wir beharrlich bleiben wollen und unsere Seligkeit erreichen, als den Weg der Nachfolge Jesu Christi zu gehen, ja, ihn ernstlich zu wandeln und alle Klippen zu übersteigen und durch alle Schwierigkeiten hindurch zu schreiten, die wir auf diesem Wege finden.“ (Brief 8)

Immer wieder muss ich staunen, wie aktuell, wie zeitlos, wie modern Katharina Kaspers Aussagen sind. Was sie hier 1867 schreibt, könnte man auch heute schreiben, finden Sie nicht?

Die Erfahrungen, die man mit sich selbst und erst recht mit anderen macht, können einen ja schon mal
verzweifeln lassen. Nicht selten würde man gerne ganz anders sein als man ist, und die anderen entsprechen häufig nicht unseren Vorstellungen und Erwartungen vom Guten und Ehrlichen, Echten.
Bei allem, was wir erfahren, wollen wir aber wir bleiben, unseren Weg nicht verfehlen und unser Ziel erreichen. „Unsere Seligkeit“, das ist unser Friede, der letztlich Gott ist.
Und dieses Ziel erreichen wir auf dem „Weg der Nachfolge Christi“.

Verwelkte Rosen (Günther Schad/pixelio)
Vielleicht fragen Sie jetzt zweifelnd, wieso? Katharina war davon überzeugt, dass Jesus uns ganz klar gezeigt hat, wie wir gut leben können, was unser Leben wertvoll macht und wie es mit ihm zu einem Leben in Fülle wird. Das heißt nicht, dass es keine Probleme und Schwierigkeiten auf diesem Weg gibt. Aber mit Jesu Hilfe ist das alles zu bewältigen.

Katharina schreibt weiter: „Bitten und flehen wir doch zu Gott dem Herrn um himmlisches Licht, damit wir unsern Herrn und Gott erkennen, ihm dienen und ihn lieben, damit wir uns erkennen und unsere weltliche und selbstsüchtige Liebe verabscheuen und ertöten.“ (Brief 8)

Klar, das ist die Sprache des 19. Jahrhunderts. Aber von der Sache her hat sie doch recht, oder? Wie wenig kennen wir uns selbst! Wie wenig wollen wir wahrhaben, dass wir auch egoistisch sind! Wie blind sind wir für die Tatsache, das der Egoismus, die Selbstsucht das Leben zur Hölle macht. „Bitten wir um himmlisches Licht, damit wir Gott erkennen“ und ihm mehr Raum geben in unserem Leben. Wenn wir das tun, ist da immer weniger Platz für das Ego.

Das hört sich alles so einfach an, denken Sie jetzt vielleicht. Aber eigentlich ist es auch ganz einfach. Denn: „Tun wir, was wir können; mehr verlangt Gott nicht von uns.“ (Brief 203)

„Den Weg der Nachfolge Jesu Christi ernstlich gehen“, - uns werden die Augen aufgehen …

STH

Samstag, 6. Juni 2015

Entscheidungsschnellschüsse sind ihr fremd

„Der hochwürdige Herr Superior teilt mir in einem Schreiben mit, dass Eure Bischöflichen Gnaden dafür seien, dass Schwestern nach Amerika geschickt würden. Ich möchte Ihnen, Hochwürdigster Herr, auch meine Ansicht darüber mitteilen. Da ich nun weiß, dass Eure Bischöflichen Gnaden dafür sind, dass Schwestern nach Amerika geschickt werden, so erkenne ich darin für mich den heiligen Willen Gottes, dem ich recht gerne meine Ansicht unterwerfe. Denn vom natürlichen Standpunkte aus betrachtet, wäre es mir schwer gefallen, ein entschiedenes Urteil in dieser so wichtigen Sache abzugeben. Der liebe Gott wolle zu diesem wichtigen Unternehmen seine Gnade der Genossenschaft verleihen. Die Schwestern und ich schicken täglich unser schwaches Gebet zum Himmel, damit Gottes heiliger Wille geschehe und die Absichten des lieben Gottes an der Genossenschaft in Erfüllung gehen mögen.“ (Brief 7)

Sie hat sich die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, die Katharina Kasper. Aber die Entscheidung war ja auch nicht leicht. Die Gemeinschaft war gerade mal 15 Jahre alt. Jede Schwester wurde im eigenen Land gebraucht. Amerika war weit entfernt, nur mit dem Schiff nach Wochen zu erreichen. Schwestern, die dort hingehen würden, kämen nicht mehr zurück, und man könnte sie ja auch nicht einfach mal besuchen gehen. Und dann – wie sah es in dem Land aus? Es war noch die Zeit, die wir heute als den Wilden Westen bezeichnen mit Cowboys und Indianern.
 
Diese Vögel gab es im 19.Jh. noch nicht.
(hamburg-photos-bilder/pixelio)
Nein, Katharina macht sich die Entscheidung nicht leicht. Vor allem geht es ihr dabei um die Frage: Ist es der Wille Gottes, dass sie Schwestern nach Amerika schickt? Wenn es nicht der Wille Gottes ist, dann ist ein solches Unternehmen sowieso dem Untergang geweiht.

Ja, und dann lässt Bischof Blum sie wissen, dass er es gut findet, wenn Katharina Schwestern nach Amerika schickt. Das gibt für sie den Ausschlag. Denn Bischof Blum ist ihr geistlicher Berater, ein weiser und weitblickender Mann und hat nur das Wohl der Gemeinschaft im Blick. Katharina hält ihm gegenüber nie zurück mit ihrer Ansicht und Meinung. Aber sie lässt sich auch überzeugen oder zumindest umstimmen.

Wir sind ja oft ziemlich schnell mit unseren Entscheidungen. Schnellschüsse sind uns nicht fremd. Und dann müssen wir Rückzieher machen. Nicht selten aber ist dann schon etwas passiert, was nicht so leicht zu korrigieren ist. Katharina lehrt uns: Auf den Willen Gottes kommt es an. Den können wir heute genauso erkennen wie sie ihn erkennt. Da ist zunächst das Gebet. Dann haben wir einen Verstand, den wir einsetzen können. Und einen Menschen, dessen Meinung uns ganz wichtig ist, den gibt es sicher auch in unserem Leben. Das braucht unter Umständen Zeit. Aber die dürfen wir uns auch nehmen.

Denn immer kommt es darauf an, dass „Gottes heiliger Wille geschehe und die Absichten des lieben Gottes … in Erfüllung gehen.“ Dann wird es gut.
STH