Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 21. November 2015

miteinander – füreinander

Solidarität – ein Wort, das heute so ziemlich in aller Munde ist. Sie wissen ja schon: Ich bemühe gern das Wörterbuch. Der Rechtschreibduden definiert den Begriff  „Solidarität“ als  „auf das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Eintreten füreinander sich gründende Unterstützung.“
Katharina Kasper meint genau das, wenn sie ungezählte Male dazu aufruft, miteinander – füreinander zu leben. Diese Einstellung ist für sie selbstverständlich, denn sie versteht ihr ganzes Dasein als Bereitsein für andere.

Wie sah das konkret aus?

Katharina Kasper erzählt beispielsweise von ihrer ersten Wohngemeinschaft: „Da im August selben Jahres [1848]  unsere Wohnung fertig wurde, zog ich mit einem kranken Mädchen, Anna Gilles von hier, den 15. August ein. Dieses Mädchen war brav und immer kränklich, hatte ein lahmes Bein. Wir beide brachten nun unsern Hausrat zusammen, welcher sehr ärmlich war. Jede hatte ein einfaches Bett und ein paar Stühle und etwas Weißzeug, kaum soviel, als wir beide gebrauchten. Besuche konnten wir nicht bewirten. … Das oben erwähnte kranke Mädchen starb schon am 24. September 1848.“  Während es Katharina in der Regel darum ging, Leben zu fördern und zur Entfaltung zu bringen, ließe sich der hier indirekt dargestellte Dienst der späteren Ordensgründerin als Hospizarbeit bezeichnen.

Um es Frauen im 19. Jahrhundert zu ermöglichen, eine Spur von Unabhängigkeit in die Enge ihres Lebens zu bringen, gründete sie unzählige Näh- und Haushaltungsschulen, organisierte sie an Sonntagen Unterricht für Fabrikarbeiterinnen, unterhielt sie 36 Elementarschulen, vornehmlich für Mädchen, und rief sie „Verwahr-  oder Kleinkinderschulen“ ins Leben.

Einen Zweck dieser zuletzt genannten Gründungen stellt die Chronistin des Mutterhauses in Dernbach unter den Eintragungen zum Jahr 1888 heraus, indem sie festhält: „Am 22. April hat die Kleinkinderschule hier in Dernbach ihren Anfang genommen. Da die Kinder dieselbe unentgeltlich besuchen dürfen, so ist dieselbe gut besetzt. Für die Dernbacher armen Landleute, wo die Männer ihrem Verdienst in den Bergwerken nachgehen und die Frauen ihren kleinen Ackerbau versehen, ist es eine große Wohltat, ihre Kleinen in der Bewahrschule unter der Obhut der Schwestern zu wissen.“ – Demnach sollten  solche Einrichtungen insbesondere  die Frauen entlasten und sie in die Lage versetzen, zum Unterhalt der Familie beitragen zu können. Damit wurde ganz nebenbei deren Selbstwertgefühl gestärkt und ein Hauch von Freiheit  in ihr Leben gebracht.

(Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de)
 Und heute? Hier in Deutschland, wo doch die meisten Ordensschwestern alt sind?
Da gibt es z. B. eine Schwester, die seit vielen Jahren eine Mutter von vier Söhnen begleitet, die auch zu der Zeit, in der der Vater der Kinder noch in der Familie lebte und erst recht nach der Trennung des Ehepaares, mit nur sehr geringem Beistand des Mannes fast völlig allein die vier Jungen durch Schule und Ausbildung bringen muss, oft mit Angst -  und ihnen hilft, ihre ersten Schritte in die Selbstständigkeit zu gehen. Zuhören, mitgehen, gelegentlich beraten – brieflich, telefonisch, bei kurzen Besuchen – das sind die Mittel, mit denen die Schwester der Mutter hilft, ihre Belastung durchzustehen. Miteinander gehen sie den Weg; aus derartigen Begleitungen entstehen Beziehungen – man tritt füreinander ein.

Und so gibt es noch viele andere Beispiele … Auch wir können solidarisch leben – mit- und füreinander …