Eine Geschichte der Indianer erzählt:
„Nachdem der große Geist die Erde
erschaffen hatte, begann er damit, die Lebewesen zu entwickeln.
Als erstes erschuf er die Muschel.
Die Muschel hatte ein recht langweiliges
Leben. Den ganzen Tag filterte sie Wasser. Den ganzen Tag hieß es für sie also
"Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf..."
Dann erschuf der große Geist den Adler.
Er gab dem Adler die Freiheit, mit seinen
weiten Schwingen über Berge, Meere und Täler zu fliegen. Aber der große Geist
übertrug dem Adler auch die Verantwortung für seine Jungen und seine Umwelt.
Dann erschuf der große Geist den
Menschen. Zuerst brachte er ihn zu der Muschel "Klappe auf; Klappe zu;
Klappe auf; Klappe zu" und dann zum Adler, der frei über den Klippen
schwebte und für seine Jungen das Futter erjagen musste.
Und der Mensch sollte sich entscheiden,
welches Leben er führen will. Und das immer wieder, jeden Tag aufs Neue.
Tatsächlich stehen wir auch heute noch
vor der gleichen großen Entscheidung: Wollen wir das Leben der Muschel oder
wählen wir das Leben des Adlers?“
Jeden Tag neu stehen wir vor der
Entscheidung: Muschel oder Adler?
Jeden Tag neu steht auch Katharina Kasper
vor dieser Entscheidung … Da stutze ich, wenn ich das schreibe. Ist es nicht
eher so, dass Sie einmal ihre Entscheidung getroffen hat und diese Entscheidung
jeden Tag neu gelebt hat?
Katharina entscheidet sich für das Leben
des Adlers – im Wissen darum, dass der große Adler ihr Leben in Händen hält und
seine Flügel unter ihr ausbreitet, wenn sie an Höhe verlieren sollte.
„Es geht
mir noch gut, wenn ich mit meinem Bündelchen Kreuzchen ins liebe Herz Jesu mich
flüchte und bei meiner lieben Mutter bleibe. Halten wir uns ruhig und bewahren
unter allen Verhältnissen den Frieden unserer Seele. Auf Regen folgt
Sonnenschein.“ (Brief 17)
Ich sehe den Adler am Wolkenhimmel kreisen, ganz
ruhig und gelassen – der Sonne entgegen.
STH