Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 30. Mai 2015

Möchten Sie fromm werden?

Hand aufs Herz – wie haben Sie gerade in Ihrem Inneren auf diese Frage reagiert?
Es gibt nur wenig Menschen, die spontan mit „Ja“ reagieren. Wie hätten Sie geantwortet?

„Fromm sein“ hat heutzutage irgendwie einen negativen Touch. Im Mittelhochdeutschen bedeutete vrom „tüchtig, trefflich, rechtschaffen“. Seit dem 15. Jh. hat fromm einen religiösen Sinn, nämlich „gottesfürchtig, gläubig“. Und in diesem Sinne ist es ja wirklich nicht schlimm, wenn man fromm ist oder werden will, oder?

Katharina Kasper äußert nicht selten: „Ich möchte doch so gerne fromm werden, und bleibe doch eine Zeit wie die andere.“ (Brief 4) Ganz sicher meint sie das im Sinne von „gottesfürchtig, gläubig“. Und wenn man sie kennt, dann berühren einen ihre Worte doch seltsam; denn wir wissen ja, dass sie durchaus eine gottesfürchtige und tiefgläubige Frau ist. Nun, sicher ist es so, dass die Sehnsucht wächst, je tiefer der Glaube wird – die Sehnsucht, ganz nah beim Herrn zu sein, mit ihm vereint zu sein. Das ist mystisch. Aber Katharina ist eine Mystikerin.


Ganz in diesem Sinne ist ihr Ausruf zu verstehen: „O, dann habe ich ein großes Verlangen, mal ganz schnell fromm zu werden, um desto eher zu meinem Heilande zu kommen.“ (Brief 2) Also, je gottesfürchtiger, je gläubiger wir werden, umso näher kommen wir dem Herrn. Und das ist doch etwas Schönes, oder?

„O wie notwendig ist ein geistlich frommes Streben.“ (Brief 14) So sagt Katharina ein andermal. Wenn wir den Herrn suchen, wenn wir dem Herrn nahe sein wollen, dann haben wir keinen Raum für Unschönes, Negatives oder sogar Böses. 

Also, wenn ich gefragt werde, ob ich fromm sein möchte, dann antworte ich mit Ja.
STH


Samstag, 23. Mai 2015

„Meine Ansicht ist …“

Das Jahr 1851, in dem Katharina Kasper und ihre ersten Gefährtinnen ihre ersten Gelübde ablegen, gilt als Gründungsjahr der ADJC. Und die Gemeinschaft breitet sich ganz schön schnell aus, darüber gibt die Chronik eindeutige Auskunft. Katharina hat dabei aber keinen Plan. Immer werden die Schwestern an diesen Ort, in dem eine neue Filiale gegründet wird, gerufen – häufig sind es Adlige, die Schwestern für ihren Bereich haben wollen. Nicht selten sind es auch die Pfarrer einer Gemeinde, die die Initiative ergreifen.

In der Anfangszeit muss der Bischof sein Einverständnis geben. Das heißt aber nicht, dass Katharina nicht auch ihre Meinung dazu äußert!

„Dieser Flecken ist nicht in unserer Diözese, aber ein sehr wirksamer Ort“, schreibt sie am 10. Mai 1853. „Ich bitte Sie, Hochwürdigster Herr, mir doch gütigst mit Herrn Bürgermeister Antwort sagen lassen, die ich dann Herrn Pfarrer und den übrigen Herrn geben kann. Meine Ansicht ist, für die gegenwärtige Zeit wäre es noch zu früh, aber für die künftige bin ich nicht abgeneigt.“ (Brief 6)

Katharina macht es doch ganz clever, nicht wahr? Sie fragt schon den Bischof um seine Meinung, zumal die Anfrage aus einer anderen Diözese kommt. Aber sie sagt auch ganz klar, dass es ihr – zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt – nicht recht ist, zu diesem „Flecken“ Schwestern zu schicken.

Wie reagieren wir in solchen Situationen? Da ist einer, der Genehmigungen erteilt und damit die Letztverantwortung übernimmt. Da kann man sich ja zurücklehnen, nicht wahr? Ich tue, was ich gesagt bekomme, und verstecke mich hinter der Anordnung. Die Verantwortung hat ja ein anderer zu tragen.

Eine solche Haltung ist nicht die der Katharina Kasper. Sie weiß, was sie will. Oder anders ausgedrückt: Sie weiß, was Gott von ihr will. Und das macht sie selbstbewusst in der Abhängigkeit. Sie weiß ganz genau:

„Wir dürfen … uns nicht leiten lassen durch das natürliche Gefühl, durch unsere verkehrten Neigungen, Phantasie und dgl., sondern durch die Vernunft …“ (Brief 68)

Wir tun gut daran, uns diese Einstellung zum Vorbild zu nehmen ...

Wieso aber kann Katharina so selbstbewusst sein? Vielleicht wissen Sie inzwischen schon die Antwort!? Katharina ist zutiefst davon durchdrungen, dass in ihr der Heilige Geist wohnt und wirkt und sie wissen lässt, wie sie leben und wirken soll. Auch da kann sie uns Vorbild sein; denn der Heilige Geist ist uns allen gegeben. Die Frage ist nur immer wieder neu, wie sehr wir von seinem Wirken überzeugt sind.

Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Pfingstfest – und einen tiefen Glauben an den Geist, der in uns ist, wie Katharina sagt.

STH

Samstag, 16. Mai 2015

„Nichts kommt von ungefähr, alles kommt vom Höchsten her“ (Brief 105)

Ein starkes Wort! Übertreibt Katharina da nicht ein bisschen? Da hätte der „Höchste“ viel zu tun, wenn er sich um alles kümmern würde!

So denken viele, und sie können sich wirklich nicht vorstellen, dass jede und jeder einzelne von uns Gott so wichtig ist, dass er sich für sie und ihn interessiert.

Katharina Kasper aber ist sich ganz sicher: „Der liebe Gott sorgt für seine Kinder“. (Brief 115)

Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass wir Geschöpfe Gottes sind: „Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es“. (1.Joh 3)  Katharina steht also ganz auf dem Grund des Evangeliums. Als seine Kinder sind wir für Gott wertvoll. Im Menschen seinerseits steckt etwas, das sich auf Gott hin ausrichtet, oft ganz unbewusst. Diese wechselseitige Beziehung erlebt Katharina Kasper intensiv, sodass sie schreiben kann:  
Wir haben es ja schon alle erfahren, dass unsere Seele eher keine Ruhe findet, bis dass sie Ruhe gefunden in Gott“. (Brief 72)

Haben wir es nicht „schon alle erfahren“, dass Unruhe und Sorge bleiben, solange man meint, den Alltag allein bewältigen zu können?
Sicher „ Wissen“ wir es  „alle“, dass mit der Erfüllung jedes Wunsches ein neuer Wunsch verbunden ist, aber ist uns auch bewusst, dass ein „Leben nach dem heiligen Glauben uns schon in dieser Welt glücklich macht?

Wenn wir es noch nicht erfahren haben, dann wäre es doch einen Versuch wert, Ruhe und Friede in unser Leben einzulassen, um glücklich zu werden. Oder?

Wie das geschehen kann? Eigentlich ganz einfach: Indem wir uns darauf einlassen, alles als  „vom Höchsten her“ kommend zu sehen und versuchen, uns voll Vertrauen SEINER Führung zu überlassen.





Samstag, 9. Mai 2015

Internationalität ist ein Geschenk

„Was Amerika anlangt, so kenne ich keine fremden Länder und keine ausländischen Schwestern, sondern nur Dienstmägde Christi, welche vom Geiste ihres Berufes beseelt sind und so recht segensreich wirken.“ (Brief 80)

Diesen Satz schreibt Katharina Kasper 1883. Damals befindet sich die Gemeinschaft schon in den Niederlanden – wegen des Kulturkampfes ist Katharina dorthin ausgewichen – und seit 1868 eben in den USA. Die Schwestern waren von einem Bischof wiederholt angefordert worden zur Arbeit und Seelsorge bei den deutschen Auswanderern.

Katharina hat sich die Entscheidung damals nicht leicht gemacht. Damals Schwestern nach Amerika schicken bedeutete, sie nicht mehr wiederzusehen. Der Kontakt zu ihnen ging zunächst nur über den Postweg, - und auch der nahm Wochen in Anspruch.

Die ersten Schwestern waren logischerweise Deutsche. Aber als Katharina jenen Brief schreibt, gibt es schon eine Reihe einheimischer Schwestern, und die kennt sie nicht mehr persönlich. Und da sagt sie ganz deutlich: „Was Amerika anlangt, so kenne ich keine fremden Länder und keine ausländischen Schwestern, sondern nur Dienstmägde Christi, welche vom Geiste ihres Berufes beseelt sind und so recht segensreich wirken.“ (Brief 80)

Schwestern aus Indien tanzen einen religiösen Tanz

 Heute gibt es Arme Dienstmägde in neun Ländern auf fünf Kontinenten. Zur Zeit findet im Mutterhaus wieder ein internationales Treffen statt. Die Verständigung ist nicht immer leicht. Aber sie funktioniert immer! Die Kulturen sind schon fremd. Aber alle sind offen füreinander und begierig, von den anderen mehr zu erfahren und zu lernen. Die religiösen Formen sind oft sehr unterschiedlich. Aber da gibt es eine einigende Spiritualität. Und bei allem und immer wieder wird deutlich: Wir sind alle Arme Dienstmägde Jesu Christi, die sich in der Nachfolge Christi an Katharina Kasper aus jenem kleinen Westerwalddorf in Good old Germany orientieren. Und diese jungen Frauen aus Brasilien, Indien, Kenia und Nigeria lieben diese Frau ebenso wie wir es tun. Das lässt mich nur staunend verstummen …

„Was Indien, Brasilien, Mexiko, Kenia und Nigeria anlangt, so kenne ich keine fremden Länder und keine ausländischen Schwestern, sondern nur Dienstmägde Christi, welche vom Geiste ihres Berufes beseelt sind und so recht segensreich wirken.“ Ganz sicher würde Katharina heute so – mailen oder twittern!
STH



Freitag, 1. Mai 2015

„Der schöne Maimonat beginnt“

Am 2. Mai 1874 reist  Katharina Kasper zu den am weitesten vom Mutterhaus entfernt liegenden Niederlassungen im Osten Deutschlands. Von Forst aus schreibt sie an ihre Assistentinnen im Mutterhaus:
„Auf unserer Reise, welche morgens von Montabaur bis Erfurt ging, wo wir abends gegen acht Uhr ankamen, wurden wir sehr liebevoll von den Vincenzschwestern aufgenommen, blieben dort über Nacht, feierten das schöne Herz-Jesu-Fest dort, und der schöne Maimonat begann.“ (Band I, Brief 27)

Im „schöne(n) Maimonat“ wurde Katharina geboren. Vielleicht lag es auch daran, dass sie  eine große Verehrerin Marias war. Eine lebendige Beziehung zur Mutter Jesu Christi ist - so Katharina - nämlich geeignet, den Weg „zu allem Guten“ zu ebnen. Katharina wünscht:  „Möchte  besonders unsere liebe Mutter Maria,  uns schützen vor allem Bösen und führen zu allem Guten und unsere liebe Mutter sein und bleiben in der Zeit und Ewigkeit.“ (Band I, Brief 129)

In unserer Welt ist das Böse sehr mächtig. Damit sage ich nichts Neues. Wir erfahren es jeden Tag über die Medien, dass Unfrieden und Unfreiheit, Gewalt und Leid das Leben prägen. Da ist es von entscheidender Bedeutung, aber gar nicht so leicht, sich nicht einbeziehen zu lassen in negatives Denken und Handeln. Wir sollten etwas dagegen setzen und alles Positive bestärken. Wir sind ja nicht Spielball der uns umgebenden Kräfte, sondern ausgestattet mit einem freien Willen. Daher  sind wir verantwortlich für uns selbst und für die uns anvertrauten Menschen. Aber auch das ist nicht so leicht. Katharina Kasper ist überzeugt, dass wir  dazu nicht aus eigener Kraft fähig sind, sondern nur mit Gottes Hilfe. Diese göttliche Hilfe, so erlebte es Katharina, kann uns durch die Muttergottes vermittelt werden, die uns „führen will zu allem Guten“.

Auf die Anfrage des Engels, ob sie bereit sei, Mutter des Herrn zu werden, antwortete sie: „Mir geschehe nach seinem Wort.“ Dieses Wort machte Katharina Kasper zu ihrem Programm. Viele Male formuliert sie in ihren Briefen: „In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes.“

Beim Beten des Vaterunser erklären auch wir: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“. Wenn wir das nicht einfach gedankenlos daher sagen, sondern versuchen, mit der Hilfe Marias unser Leben nach diesem Leitgedanken zu gestalten,  werden wir innerlich stark werden. Wir werden unabhängiger von der Tagesmeinung und von dem Bestreben, „in“ sein zu wollen. In Freiheit können wir dann dem Bösen entgegentreten und werden fähig, alles, was uns und anderen gut tut, zu fördern.  Denen, die so zu leben versuchen, verspricht Katharina: „Sie werden glücklich in Gott werden in Zeit und Ewigkeit“. (Band I, Brief 70)

Maria, der Mutter Gottes, ist seit alters her der Maimonat geweiht. Vielleicht können wir in diesem Monat mal versuchen, sie wieder mehr in den Blick zu nehmen.

STH