Das ist schon ein komisches Wort, oder? Das Kreuz lieben –
das ist doch wohl etwas viel verlangt, oder? Auch wenn sie selber das
vielleicht konnte, dann kann Katharina das doch nicht von anderen erwarten, oder?
Drei Fragen – drei Antworten:
Ja und nein; denn dieses Wort hat etwas mit Mystik zu tun.
Stimmt, das Kreuz zu lieben, ist etwas viel verlangt. Doch, das kann sie
erwarten, weil sie ja unter Kreuzesliebe etwas anderes versteht.
„[Jesus] hat die
Kreuze getragen für uns sein ganzes Leben, von der Krippe bis auf Golgatha, wo
er am Kreuze für uns gestorben. Diese Kreuzesliebe unseres göttlichen Heilandes
ahmen wir nach. Sein Leben war aus Gott, und so erfüllte er nur in allem den
heiligen Willen Gottes und besann sich keinen Augenblick, etwas anderes zu
wollen noch zu tun.“ (Brief 68)
Kreuzesliebe meint bei Katharina also die Liebe, mit der
Jesus sein Kreuz getragen, mit der er am Kreuz gestorben ist. Kreuzesliebe ist
Jesu Liebe zum Vater, mit der er immer dessen Willen tun wollte.
Wenn Katharina uns nun auffordert: „Beten wir … so recht innig um die wahre Kreuzesliebe, die uns mächtig
anregt, alles Schwere und Bittere, was uns schwachen Menschenkindern hart ankommt,
zu ertragen und uns zu entsagen.“ (Brief 107), dann weiß sie genau, dass
diese Kreuzesliebe das eigene Schwere und Bittere nicht wegnimmt, aber dass sie
das Ertragen erleichtert. Wenn man nämlich das eigene Kreuz mit Jesu Kreuz
vergleicht, bleibt es immer ein Kreuzchen.
„Beten wir täglich um
die wahre Kreuzesliebe, damit wir durch Gegenliebe unserm göttlichen Heiland
entgegenlieben.“ (Brief 107) Unsere Gegenliebe – das ist das Ertragen all
des Schweren, das uns auferlegt wird. Und mit dieser Liebe sollen wir ihm
entgegenlieben. Ist das nicht ein toller Gedanke?
STH