Fastenzeit = Gnadenzeit – so
sieht es Katharina Kasper. Ich hatte schon mal darüber gesprochen, erinnern Sie
sich?
Viele ihrer Briefe schreibt sie
zu Beginn der Fastenzeit oder während der Fastenzeit. Immer geht es ihr darum,
ihren Schwestern wieder neu bewusst zu machen, dass die Fastenzeit eine Zeit
der Gnaden ist. Diese Sichtweise ist ja nicht unbedingt selbstverständlich, -
das weiß sie auch. Außerdem ist es ihr wichtig, Hilfen an die Hand zu geben, wie
wir dies erfahren können: die Fastenzeit ist eine Gnadenzeit.
„Gewiß hat eine jede von uns beim Beginn der heiligen Fastenzeit wieder
mit mehr Eifer und Liebe das Leiden und Sterben unseres geliebten Heilandes
betrachtet, aber noch mehr [hat] eine jede … sich bemüht, das kleine tagtägliche
Kreuzchen zu tragen …“ (Brief 101)
Dieser Satz hat schon Zündstoff
in sich, meinen Sie nicht? Dann mal Hand aufs Herz: Haben Sie zu Beginn der
Fastenzeit schon das Leiden und Sterben Jesu betrachtet? Ich nicht, ich bin noch
nicht einmal auf die Idee gekommen.
Haben Sie sich bemüht, Ihr
eigenes Kreuz ohne Lamentieren zu tragen, ja, es sogar als Kreuzchen abzutun?
Das ist übrigens ein bisschen Übungssache.
Und dabei gehört – so meine ich –
beides irgendwie zusammen. Wenn ich mir nämlich bewusst mache, wie sehr Jesus
gelitten hat, was das Kreuz, das er getragen hat, für ihn bedeutete – ja, dann
wird das eigene Kreuz irgendwie ganz klein. Ja, dann traut man sich gar nicht
mehr, das eigene Päckchen als Kreuz zu bezeichnen. Mir geht das jedenfalls so.
Noch ist es nicht zu spät. Noch
können wir Katharinas Worte befolgen: das Leiden und Sterben unseres Herrn
immer wieder betrachten, erkennen, dass unser Kreuz ein Kreuzchen ist und es
täglich – ohne Lamentieren – tragen.
Dann erfahren wir auch, dass die
Fastenzeit eine Gnadenzeit ist.
Das wünsche ich Ihnen.
STH