Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 29. November 2014

Wieder erster Advent

„… machen wir allezeit einen guten Gebrauch von der kurzen Spanne Zeit, die so schnell vergeht und hineilt in die Ewigkeit.“ (Brief 72)

Recht hat sie, die Katharina Kasper. Schon wieder haben wir den 1. Advent. Damit geht das Kirchenjahr schon zu Ende; und in vier Wochen ist das gegenwärtige Jahr schon wieder historisch. Sie vergeht wirklich schnell – die Zeit, in der wir leben.

Aber:  „Es kommt jetzt wieder die schöne Adventszeit, aber auch zugleich die unruhige Zeit, wo es viel, viel Schreibereien und manches andere zu tun gibt.“ (Brief 177) Die Unruhe der Adventszeit kennt Katharina also auch schon im Jahre 1890. Und doch vergisst sie dabei nicht, an die eigentliche Bedeutung der Adventszeit zu denken: „Wir wollen uns umsomehr sammeln in der heiligen Adventszeit und beten und uns vorbereiten auf die schöne Zeit der Gnaden, uns um so würdiger machen, wieder mehr mit Mut und Vertrauen den heiligen Willen Gottes erfüllen zu wollen …“ (Brief 223)



Ja, das Gebet soll die Adventszeit prägen; und dabei darf man auch durchaus bitten – den Herrn bitten um das, was wir denken, dass wir brauchen, um unseren Alltag zu bestehen. Einmal schreibt Katharina an ihre Schwestern: „Wir haben schon fleißig gebetet vom ersten Tage des Adventes zum lieben Jesuskinde um eine reichliche Bescherung für die ganze Genossenschaft und jedes einzelne Mitglied derselben. Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten.“ (Brief 115)

Diesen Rat Katharinas werde ich in diesem Advent wahr machen: Ich werde ihn für mich und meine Gemeinschaft und die Menschen, die mir anvertraut sind, um die geistigen Gaben bitten. Zuerst gehörten dazu – so denke ich – Glaube, Hoffnung und Liebe. Das göttliche Kind wird dann zuteilen, was es will.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit.
STH









Samstag, 22. November 2014

Katharina – eine einfache Frau?

Sie haben sofort das Fragezeichen entdeckt, nicht wahr? Nun, das liegt an dem Wort „einfach“. Das hat ja nun mal verschiedene Bedeutungen. Zwei davon möchte ich aufgreifen.

Einmal bedeutet „einfach“ so viel wie „leicht (verständlich), mühelos, simpel“. Wer diese Bedeutung auf Katharina Kasper anwendet, spielt wahrscheinlich darauf an, dass sie nur eine geringe Schulbildung hatte. Das aber sagt in ihrem Fall wenig aus. Tatsache ist, dass sie mitreden kann, dass sie zahlreiche Briefe geschrieben hat, dass sie etwas zu sagen hat, dass sie mit geistlichen und weltlichen Würdenträgern im Kontakt ist. Tatsache ist, dass sie ihre Gemeinschaft 48 Jahre lang leitet und dies auch durch politisch sehr schwierige Zeiten wie den Kulturkampf. Tatsache ist, dass ihre Gemeinschaft bei ihrem Tod fast 2000 Schwestern zählt und dass sie maßgebend dazu beiträgt, dass die Armut im Westerwald bekämpft wird und dass Dorf Dernbach eine funktionierende Infrastruktur bekommt. Sicher trifft es nicht zu, dass Katharina leicht und simpel ist.

twinlili/pixelio.de 
 Eine weitere Bedeutung von „einfach“ ist „bescheiden, schlicht, anspruchslos“. Diese Bedeutung kann man im Blick auf Katharina uneingeschränkt bejahen. Ihr Leben lang – auch als sie schon eine Berühmtheit ist – bleibt sie bescheiden und anspruchslos; und sie wird nicht müde, ihre Schwestern zu ermahnen, auch ein bescheidenes, anspruchloses Leben zu führen.

„Gehen wir ruhig, demütig und bescheiden, jedoch mutig im Hinblick auf Gott weiter mit Vertrauen und Liebe zu Gott.“ (Brief 123), schreibt sie beispielsweise; oder: „Sie wissen ja, …, daß ich nicht gern viele Worte mache und viel Geräusch, sondern einfach und schlicht wollen wir im allgemeinen und eine jede insbesondere dem lieben, guten Gott, unserm liebsten Vater im Himmel, unsere Wünsche vorbringen.“ (Brief 81)

Katharina – eine einfache Frau? Ich überlasse es Ihrer Beurteilung auf dem Hintergrund all dessen, was Sie schon von ihr wissen.

STH

Samstag, 15. November 2014

Der ursprüngliche Geist der ADJC?

„Wir wollen mit Gottes Gnaden so recht gemeinschaftlich in einem Geiste … als arme Dienstmägde Jesu Christi wirken, leben und streben, in dem ersten und ursprünglichen Geiste uns erhalten.“ (Brief 104)

Dieses Wort Katharina Kaspers stand über dem diesjährigen Provinzkapitel der Deutschen Provinz und begleitete uns durch diese drei Wochen. Katharina wendet sich 1885 mit diesen Worten an Schwester Secunda Germesheimer, die seit jenem Jahr Oberin der amerikanischen Provinz ist. Schwester Secunda kann sicher ganz einfach die Frage beantworten, was denn der ursprüngliche Geist der ADJC ist. Uns heutigen Zeitgenossen fällt das vielleicht nicht mehr so leicht. Oder doch? Wir haben ja die Briefe Katharinas, in der dieser „ursprüngliche Geist“ ganz deutlich wird.

Und da wird ganz klar: Immer geht es Katharina darum, Gott zu verherrlichen, und das in der vollkommenen Erfüllung seines Willens durch Selbstheiligung und Nächstenliebe. Und genau das erwartet Katharina auch von ihrer Gemeinschaft – gestern und heute.


In diesem Zusammenhang betont sie auch, dass die Gemeinschaft, die mit einem kleinen Klösterchen entstanden ist, ihren Ursprung im Hause von Nazareth hat.
„Sie haben das große Glück, zu wohnen im kleinen Häuschen von Nazareth. Sie müssen aber recht dankbar sein, aber auch ein heiligmäßiges Leben führen, innerlich und äußerlich, damit Sie in der Tat auch das Glück genießen der Armut und Einfachheit, Demut, Gehorsam sowie die übrigen Tugenden nachzuahmen, welche die heilige Familie gelehrt durch Wort und Tat.“ (Brief 134) Und gerade in dieser Aussage wird deutlich, welche Eigenschaften den ursprünglichen Geist ausmachen.

Es geht darum, uns in diesem ursprünglichen Geist zu erhalten. Das ist Katharinas Anliegen zu ihrer Zeit; das muss unser Anliegen heute sein. Dieser ursprüngliche Geist ist eine Herausforderung – damals wie heute. Seine Realisierung fordert unsere ganze Wachsamkeit – damals wie heute. Gefahren lauern immer – heute vielleicht mehr als damals.

Aber es ist nicht unmöglich. Denn wir haben Katharina, und „niemand hat so wie sie in diesem Geiste gelebt, niemand so tief das Geheimnis der Menschwerdung Jesu Christi in der Erfüllung des Willens seines himmlischen Vaters erfasst und in ihrer Gemeinschaft durchzuführen gesucht“ (Sr. Aurelia Fröhlich ADJC) wie Katharina Kasper. Und mit Gottes Gnaden ist alles möglich …

STH

Samstag, 8. November 2014

„Alles für Jesus“ - das große Abenteuer Alltag

„Mit Novizen und Schwestern sind wir 20, mit Kindern und alle zusammen 38. Werden Sie aber nicht unruhig, dass wir nicht zum Leben hätten, denn ich bin ja nicht schuld und Sie auch nicht. Wenn er sie hierher führt, so wollen wir das Vertrauen haben, dass er es auch an dem Notwendigen nicht fehlen lässt, oder wenn es auch mal fehlen sollte, es wir ruhig ertragen können.“ So schreibt Maria Katharina Kasper 1853 an – da werden Sie staunen - Bischof Peter Josef Blum.

Bischof Peter Josef Blum
Ist dies nicht eine herrliche, eine wunderschöne Textstelle? Welch eine Sicherheit und Gelassenheit, welch ein Gottvertrauen, welche Liebe spricht aus diesen Zeilen! Für Katharina Kasper besteht kein Zweifel daran, dass Gott die gegenwärtige Situation so gefügt hat. In manchen Augen wird sie beängstigend sein, zumal wenn die scheinbare Ohnmacht der Betroffenen erfahren wird. Aber Katharina bleibt ganz ruhig. Wenn - nein, da Gott diese Situation so gefügt hat, wird er auch dafür sorgen, dass sie bestanden werden kann.

Katharina lebt mit ihrem Gott. Er ist ihr Gefährte, ihr Freund, der sie begleitet, der bei ihr ist, mit dem sie reden kann, dem sie überall und in allem begegnet. Mit offenen Augen und offenem Herzen geht sie durch ihren Alltag, so dass sie Gottes Zeichen sofort erkennt und ihn auch in den Widerwärtigkeiten ihres Alltags findet. Katharina lebt mit ihrem Gott, und weil sie das tut, ist ihr Leben voller Überraschungen.

Katharinas Leben mit Gott ist geprägt von einem lebendigen Austausch. Wenn Gott Freund ist, dann kann sie mit ihm reden wie mit einem Freund. Und ihr Leben ist so geprägt von diesem Gespräch, dass es auch immer wieder einfließt in ihre Briefe. „Ach, mein Gott, was könnte uns denn außer Dir noch glücklich machen? Gewiss nichts soll unser Herz beglücken, als Dich allein zu besitzen.“ Dies ist nur eines von spontanen Gebeten, denen wir in ihren Briefen begegnen. Und weil sie weiß und es täglich neu erfährt, wie wichtig dieses Gespräch mit ihrem Lebensgefährten ist, wird sie nicht müde, ihre Schwestern und ihre Mitmenschen immer wieder daran zu erinnern. „Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein.“ Das Gebet ist nicht beschränkt auf die Stunde Gottesdienst und nicht eingeengt auf den Kirchenraum. „Wir können alle Schritte und Tritte, alle Regungen dem lieben Gott ... darbringen ...“ Ihren Alltag bringt Katharina vor Gott ins Gespräch, all ihr Fühlen, Denken, Reden und Tun, wohl wissend, dass alles groß und wertvoll ist vor Gott, der sie liebt. Damit bekommt ihr Leben eine ganz neue Bedeutung, eine wunderbare Größe und Qualität, auch wenn vielleicht nicht alles so gelingt, wie sie es sich vorstellt.

Katharina ist verliebt in ihren Gott. Und wie das so bei Liebenden ist: sie will bei ihm sein, ihm angehören, ganz mit ihm vereinigt sein. Immer wieder wird dies auch in ihren Briefen deutlich, z.B. dem Bischof gegenüber - „O mein Jesus, lasse mich, o lasse mich doch einmal Dir ganz angehören. Mache mich, wie Du mich haben willst, wirke, leide und liebe Du in mir und lasse mich wirken, leiden und lieben in Dir.“ - oder den Schwestern gegenüber - „Möge der liebe Gott ... mir geben eine vollkommenere Liebe zu Ihm, die nichts sucht und nichts ausschlägt, jene Liebe, die Gott allein sucht, die Ihn allein ehrt, liebt und von Herzen dient ...“.  Wenn ein Leben so von Liebe gefüllt ist, dann ist es ein erfülltes Leben, ein spannendes Leben, ein Leben voller Abenteuer.

Heute leiden viele Menschen unter der Langeweile ihres Lebens, unter dem Grau ihres Alltages. Heute suchen viele Menschen die Abwechslung, das prickelnde Ereignis, den „Kick“, um der Eintönigkeit und Fadheit ihres Lebens zu entkommen, wenigstens für kurze Zeit. Katharina Kaspers Geheimnis könnte auch unserem Leben neuen Inhalt geben: „Alles für Gott, alles mit Gott.“ Mit der Lebendigkeit unserer Gottesbeziehung steht und fällt die Lebendigkeit unseres Alltags, unseres Lebens. Je mehr Raum wir Gott in unserem Leben geben, umso mehr kann er darin wirken. Je mehr wir mit ihm leben (warum sollen wir das „Zufall“ nennen, worin er uns seine Aufmerksamkeiten schenkt?),  umso lebendiger, umso bunter, umso spannender wird unser Leben. Sicher wird es nicht frei sein von Leid und Kreuz; aber können wir nicht auch das besser und leichter tragen, weil wir wissen: Gott ist auch jetzt da und trägt uns durch diese Situation hindurch?

„Alles für Jesus, so zu denken ist genug.“ - und das Leben wird zu einem großen Abenteuer.
STH


Samstag, 1. November 2014

Die kurze Spanne Zeit

Heute beginnt mit Allerheiligen der Monat November, der Monat, der geprägt ist von dem Gedanken an den Tod. Das bringen schon viele Gedenktage so mit sich. Außerdem neigt sich das Jahr seinem Ende zu.
Von Katharina Kasper ist uns überliefert, dass sie sich auf den Tag freute, an dem sie in den Himmel, ihre „größte Filiale“, wie sie manchmal sagte, „versetzt“ würde. Was zu ihrer Zeit vielleicht noch nicht der Fall war, heute stimmt es ohne Zweifel: im Himmel gibt es mehr ADJCs als in allen Konventen aller Provinzen und Regionen zusammen.
In den vergangenen Monaten sind viele unserer Mitschwestern in die „größte Filiale versetzt“ worden, - die meisten „satt an Jahren“, wie die Bibel sagt. Mir kommt Katharina Kaspers Wort in den Sinn: „Machen wir immer einen guten Gebrauch von der kurzen Spanne Zeit, die so schnell vergeht und hineilt in die Ewigkeit.“ (Brief 72)
Wir alle wissen, dass es ein Kreuz ist mit der Zeit. Meistens reicht sie hinten und vorne nicht, obwohl es doch heißt: „Als Gott die Zeit gemacht hat, hat er genug davon gemacht.“ (Irisches Sprichwort) Es gibt kaum einen Menschen, der nicht sagt: „Ich habe keine Zeit. - Die Zeit läuft mir davon. - Ich bin im Stress.“ Ob Katharina Kasper auch etwas von diesem Problem ahnte, da sie von der kurzen Spanne Zeit spricht, die uns zur Verfügung steht? In diesem Zusammenhang meint sie sicher die Lebenszeit eines Menschen, die - sind es 70, 80, 90 Jahre - doch recht kurz ist im Blick auf die Weltzeit im Ganzen, im Blick auf die Ewigkeit.

Lupo/pixelio.de
„Machen wir immer einen guten Gebrauch von der kurzen Spanne Zeit.“ Tun wir das? Vielleicht liegt es an uns, dass wir ständig im Stress sind. Vielleicht machen wir etwas falsch, dass wir nie Zeit haben. Katharina Kasper hatte ihre Form gefunden, um mit diesem Problem fertigzuwerden. Natürlich ist ihre Zeit nur schwer mit der unseren zu vergleichen. Aber Arbeitsbelastungen hatte sie auch genug, und „Hektik“ war kein Fremdwort für sie. Katharina Kasper aber ermahnt zur Ruhe bei der Arbeit: „Tun wir alles mit innerer und äußerer Ruhe, dann geht es noch einmal so gut.“ (Brief 184) 
Natürlich könnten wir sagen: „Die hat gut reden.“ Aber wir wissen auch, dass sie so gelebt hat, und dass dieses Vorbild andere beeindruckte und ansteckte. Wie war ihr das möglich?
Ich denke, Katharina Kasper setzte Prioritäten. Und vor allem stand Gott. Sie wusste sehr gut: „Ohne Gott können wir nichts tun.“ Also versuchte sie es erst gar nicht. Eine folgerichtige Konsequenz daraus: „Wenn wir viel zu tun haben, müssen wir umso mehr beten.“ Gott soll die erste Stelle im Leben eines Christen einnehmen. Aber setzen wir immer die Priorität Gott?
Wenn wir uns bewusst in seine Gegenwart versetzen, dann wird er seinen Segen zu unserem Tun geben, - davon war Katharina Kasper überzeugt. Vor Gott sind die Arbeiten am wertvollsten, die man mit Freuden tut, mit reinem Herzen und aus Liebe zu ihm. Wenn wir so mit und für Gott leben, dann wird das gelingen, was nach seinem Willen jetzt gelingen soll, dann wird es so gelingen, wie er es für diesen Augenblick will.
Die Priorität Gott setzen heißt: den Augenblick leben. Auf die Vergangenheit haben wir keinen Einfluss mehr, auf die Zukunft noch keinen Zugriff. Aber die Gegenwart ist die uns geschenkte Zeit. Wenn wir den Augenblick leben in dem Bewusstsein „Gott sieht mich“ (KK), dann können wir in Gelassenheit den Mut zur Lücke haben - zur rechten Zeit wird das geschehen, was nach Gottes Willen geschehen soll -; dann wird die uns geschenkte Zeit eine erfüllte Zeit.
„Machen wir immer einen guten Gebrauch von der kurzen Spanne Zeit, die so schnell vergeht und hineilt in die Ewigkeit.“ Der Tag kommt, an dem wir alle die Versetzung in jene „größte Filiale“ erhalten. Vielleicht werden wir dann gefragt werden, was wir mit unserer Zeit gemacht haben, die uns Gott in großer Fülle geschenkt hat. Wie peinlich wäre es, wenn wir dann sagen müssten: „Wir hatten keine Zeit.“
STH