Die Seligpreisungen – wer kennt sie nicht? Von manchen
Christen hört man auch schon mal: Jesus kann die Seligpreisungen nicht wörtlich
gemeint haben; irgendwie sind die nicht lebbar.
Die ersten Seligpreisungen haben wir schon mal an dieser
Stelle angeschaut im Blick auf Katharina Kasper. Dabei ist bestätigt worden:
Katharina ist eine Frau der Seligpreisungen.
„Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land
erben.“ (Mt 5,5)
Ursprünglich war diese Aussage wohl gegen ein politisches
Messiasideal gerichtet. Aber sie muss ja auch noch für die Generationen nach
Jesus bis heute Bedeutung haben. Was könnte sie also bedeuten?
Gewalt anwenden – vielleicht denken Sie jetzt: Ich doch
nicht! Spontan reagiere ich auch so. Aber wie oft fügen wir anderen Gewalt zu
durch unsere Worte, die wir gebrauchen. Jeder Ratschlag, jede Anordnung, jeder
Tadel kann den anderen verletzten. Katharina Kasper weiß das. Sie vermeidet
solche gewaltsamen Mittel. Sie baut auf
Einsicht und Verständnis.
Da fällt mir Türmitz ein. Türmitz liegt in Böhmen, und auch
dort hatte die Gemeinschaft Filialen. Ein Nachbarort ist Mariaschein. Die
Schwestern in Türmitz werden auch dorthin gerufen, um zu helfen und zu pflegen.
Hier gibt es aber schon eine andere Gemeinschaft, die Kreuzschwestern. Die
bekommen Angst, dass die Armen Dienstmägde sie dort verdrängen könnten. Wie
reagiert nun Katharina?
„Die Briefchen kamen
gut hier an, und ich freute mich, dass es Ihnen und allen Schwestern soweit
noch gut geht. Aber liebe Schwestern, ich meine, Ihr hättet doch viel Arbeit
und pflegen doch zuviel auf der Filiale, wo doch die Kreuzschwestern sind. Die
Oberin hat sich gefreut und gedankt, dass wir dort keine Filiale gegründet
hätten. Sie täten das auch nicht. So brauchen Sie doch nicht so oft hinzugehen.
Man reibt sich sonst vor der Zeit auf. Sie haben schon viel Tätigkeit im
Kloster mit den Kindern und Kranken in Türmitz.“ (Brief 265) Genial, oder?
Katharina tadelt nicht, weist nicht zurecht Sie argumentiert mit der vielen
Arbeit, die die Schwestern haben, und dass sie sich nicht noch mehr aufhalsen
sollen.
Ein paar Tage später schreibt sie an die Oberin von Türmitz.
Wie nebenbei kommt sie noch mal auf dieses Thema zu sprechen: „Liebe Schwester, Sie müssen doch nicht so
viele Krankenpflege übernehmen in Mariaschein. Die Kreuzschwestern sind ja doch
auch da. Die Oberin von den Kreuzschwestern hat mir gedankt, dass wir keine
Niederlassung in Mariaschein übernommen haben, weil ihre Schwestern doch dort
wären. Tut nicht mehr, als Sie können.“ (Brief 266) Wie gesagt, Katharina
appelliert an die Einsicht der Schwestern. Damit aber erbt sie das Land – will
heißen: Sie wahrt den Frieden und das gute Einvernehmen mit den Kreuzschwestern.
Übrigens, Beispiele, wo Katharina Herzen erobert, weil sie
auf jegliche Gewalt verzichtet, gibt es viele.
STH