Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 15. März 2014

Die heilige Fastenzeit …

Wir sind schon mittendrin in der Fastenzeit; die erste Woche ist schon vorüber. Die Fastenvorschriften des 21. Jahrhunderts sind nicht mehr mit denen zu vergleichen, die es zur Zeit Katharina Kaspers gab. Heute interpretiert man das Fasten auch mit vielen anderen Dingen, auf die man verzichten kann; es muss keine Nahrung sein. Sie kennen das sicher auch, dass man aufs Rauchen oder auf Alkohol oder aufs Fernsehen verzichtet. Da sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.

Katharina war zu ihrer Zeit – wie auf so vielen anderen Gebieten auch – ihrer Zeit voraus. Ganz klar sagt sie ihren Schwestern: „Wir können ja die strengen Fasten nicht so gut halten. Aber wir wollen uns denn um so mehr bemühen, alle Beschwerden und Mühen innerlich und äußerlich, Leiden, Kämpfe und Versuchungen sowie alles, was uns Leiden verursacht, gerne ertragen und entsagen.“ (Brief 209) Die strengen Fasten können sie nicht halten, weil sie hart arbeiten müssen und sowieso nicht üppig zu beißen haben. Katharina zeigt hier also wieder eine adlergleiche Freiheit. Aber damit hebt sie ja das Fasten nicht auf. Sie zeigt eine Alternative auf.

Denn – worum geht es beim Fasten? Zum einen sollen wir ehrlich uns selbst gegenüber werden. Zum anderen sollen wir offen werden für die Begegnung mit Gott. Durch Beschwerden und Mühen, Leiden, Kämpfe und Versuchungen lernen wir uns selbst kennen, und – da wir meist machtlos sind und selbst wenig in diesen Situationen vermögen – werden wir offen für Gott. Daher ermutigt Katharina auch immer wieder dazu, das eigene Kreuz – das ja nur ein Kreuzchen ist im Vergleich zu Jesu Kreuz – zu tragen aus Liebe und Dankbarkeit gegen Gott. Und sie weiß: „Wenn wir uns gewöhnen, gleich alles zu tragen und sich zu entsagen, so hilft uns Gott mit seiner Gnade …“ (Brief 24)

Am Freitag nach Aschermittwoch wird uns deutlich gemacht, was Gott selbst unter Fasten versteht:
„Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.“ (Jes 58,1-9a)

Genau so hat Katharina gehandelt. Es gibt unzählige Beispiele dafür. Viele habe ich ja auch schon an dieser Stelle aufgezeigt. Und so können wir alle fasten. Vielleicht ist dieses Fasten sogar noch anspruchsvoller als auf das Fleisch oder den Fernseher zu verzichten.

STH