Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 4. Januar 2014

Flieg in die Freiheit!

Eine kleine Fabel erzählt von einem jungen Adler. Man hatte ihn aus dem Nest gestohlen, um ihn an eine Stange zu ketten. Anfangs wehrte er sich gegen seine Fesseln, doch mit der Zeit fand er sich mit seinem Los ab. Eines Tages entdeckte er hoch oben am Himmel einen seiner Artgenossen. Dieser kam jeden Tag näher. Schließlich streifte er den gefangenen Vogel mit seinen Flügeln. Durch diese Berührung wurde in dem jungen Adler eine Kraft lebendig, die ihn mächtig an der Stange zerren ließ. Dann riss er sich los und flog davon - in die Freiheit.


Katharina Kasper weiß, dass der Mensch zum Adlersein berufen ist, und sie lebt ihr Adlersein. Aber wie viele Menschen gibt es, die an eine Stange gekettet sind – an die Stange der Unsicherheit oder des mangelnden Selbstbewusstseins, an die Stange des Geldes oder des Aberglaubens, an die Stange der Beziehungslosigkeit und der Beziehungsängste oder wie auch immer unsere Stangen heißen.

Katharina weiß um alle diese Fesseln, mit denen der Adler Mensch gebunden ist. Und sie weiß – was noch wichtiger ist! -, wie der Adler Mensch zur Freiheit befreit werden kann. Es geht nur durch die Berührung eines Adlers, der sein Adlersein lebt. Katharina ist so ein Adler-Mensch. Sie berührt die Menschen, denen sie begegnet – Kinder, Kranke, Alte, Frauen, Männer – mit einer Liebe, die ihren Ursprung in ihrer Liebe zu Gott hat. „Aus der wahren Gottesliebe erwächst uns auch die wahre Nächstenliebe.“ (Brief 11)

Katharina berührt die Menschen, denen sie begegnet, mit einer Freiheit, die ihr ihre Hingabe an Gott schenkt. Sie kennt zum Beispiel keine Menschenfurcht. Ihr ist es egal, ob ihr Gegenüber eine Gräfin, ein Bischof oder eine Fabrikarbeiterin ist. Alle werden mit derselben Liebe behandelt, allen begegnet sie mit derselben Hochachtung und Ehrfurcht.

Katharina berührt die Menschen, denen sie begegnet – nicht zuletzt auch ihre Schwestern. Dafür gibt es viele Beispiele. Aber dieses hier macht schon deutlich, mit welcher Liebe und Freiheit sie ihnen begegnet. Sie schreibt einmal an eine Oberin: Sind Sie denn auch den lieben Schwestern eine gute Mutter, tragen so recht Sorge für jede, besonders, dass Sie gemeinschaftlich die Liebe üben, ganz gleichförmig eine wie die andere behandeln, jede nach Bedürfnis?“ (Brief 128) Katharina weiß: „Worte bewegen, aber Beispiele reißen fort.“ (Brief 108) Und wenn das geschieht, - wenn er von Liebe und Freiheit berührt wird -  muss der Mensch seine Fesseln zerreißen, er muss in die Freiheit fliegen, die letztlich Gott ist.

Von Katharina können wir lernen, was es heißt, unserer Berufung zum Adler gerecht zu werden und – wirklich frei zu werden …
STH