Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 30. November 2013

Um reichliche Bescherung bitten!?

Advent! Das kennen wir zur Genüge: noch mehr Hektik, noch mehr Erwartungen, noch mehr Druck. Auch Katharina kennt das, zumindest ansatzweise. Sie schreibt: „Es kommt jetzt wieder die schöne Adventszeit, aber auch zugleich die unruhige Zeit, wo es viel, viel Schreibereien und manches andere zu tun gibt.“ (Brief 177)
Das ist die eine Seite. Aber für Katharina nicht die einzige. Einige Zeit zuvor äußert sie sich ganz anders zu dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Da schreibt sie:
„Wir haben schon fleißig gebetet vom ersten Tage des Adventes zum lieben Jesuskinde um eine reichliche Bescherung für die ganze Gemeinschaft und jedes einzelne Mitglied derselben. Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten. … Die Austeilung der geistigen Geschenke überlassen wir dem lieben, göttlichen Kinde selbst.“ (Brief 115)

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So schreibt Katharina Kasper 1886 zu Beginn der Adventszeit an Schwester Centolla Strop in der Filiale an der St. Augustinus Kirche in Chicago. In diesem Zitat wird deutlich, wie weit wir Heutigen von dieser Bedeutung des Advent entfernt sind. Vielleicht gelingt es uns noch, in der Adventszeit wenigstens ein wenig zur Besinnung zu kommen, der Stille mehr Raum zu geben und das Warten auf die Menschwerdung Gottes zu gestalten. Vielleicht erhoffen wir auch eine reiche Bescherung am Heiligen Abend. Aber …

kämen Sie auf die Idee, das göttliche Kind um die reiche Bescherung geistiger Gaben zu bitten?

Was versteht Katharina unter den geistigen Geschenken? Eine Ahnung gibt sie im weiteren Verlauf des Briefes.
„Je mehr wir … die Eigenliebe mit allen ungeordneten bösen Neigungen bekämpfen, je mehr wird der liebe Gott in uns leben und wirken.“ Dass wir überhaupt kämpfen können, - dazu gibt Gott die Kraft. Aber dass er in uns lebt und wirkt, das ist ein geistiges Geschenk.
Hier sind gleich schon mal zwei Geschenke: 1. dass wir kämpfen können und 2. dass er in uns lebt und wirkt.
„Je mehr wir den lieben Gott allein suchen … je mehr lebt und wirkt Gott in uns. Ja, erst dann sind wir so rechte, lebendige Mitglieder der Gemeinschaft ... Man kann erst dann so recht in Frieden mit- und füreinander leben. Wir genießen ja dann erst ein wahres Glück, eine wahre Freude und den dauernden Frieden …“
Da ist wieder die Rede vom Freiwerden von sich selbst und von allem, was uns unfrei macht. Ohne Gottes Gnade gelingt uns das nicht. Mit der Gnade wird uns dann der Friede, das Glück und die Freude geschenkt – geistige Geschenke unseres Gottes.

„Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten“, rät Katharina. Vielleicht könnten wir dem Advent in diesem Jahr auf diese Weise eine ganz neue Tiefe geben. Aber – überlassen wir die Austeilung der geistigen Geschenke dem göttlichen Kinde selbst. (vgl. oben)
STH


Samstag, 23. November 2013

„Keine flog oder versuchte wenigstens zu fliegen.“

Sören Kirkegaard, der dänische Philosoph, erzählte einmal von einem Fantasieland, in dem nur Enten lebten. Am Sonntagmorgen kamen alle Enten zur Kirche, watschelten den Mittelgang entlang, watschelten in ihre Bänke und hockten sich hin. Dann kam der Entenpriester herein, stellte sich auf die Kanzel, öffnete die Entenbibel und las: „Enten! Ihr habt Flügel, und mit Flügeln könnt ihr fliegen wie Adler. Ihr könnt euch in die Himmel erheben! Enten! Ihr habt Flügel!“ Alle Enten riefen laut: „Amen!“, und dann watschelten sie nach Hause. Keine flog oder versuchte wenigstens zu fliegen.


Genial finde ich diese Geschichte! Sind wir nicht genauso wie diese Enten? Da hören wir mal eine Predigt, die uns wirklich anspricht, die uns echt vom Hocker haut – wir sind begeistert, und wir nehmen uns ganz viel vor. Und dann bleibt doch alles beim alten.
Auch wir haben Flügel. Auch wir können uns in die Lüfte erheben. Auch wir sind wie Adler. Machen wir Ernst damit?

Katharina hat das getan. Sie glaubt daran, dass sie Flügel hat und dem Adler gleich ist. „Wie geht das?“, werden Sie fragen. Sie spürt, dass dieser Gott, von dem sie gehört hat, wichtig ist für ihr Leben. Und sie sucht ihn.
„Wir wollen ruhig, demütig, aber mit großem Gottvertrauen der Zukunft entgegengehen, nichts suchen noch wünschen, als den heiligen Willen Gottes erfüllen.“ (Brief 23) Das schreibt sie den Schwestern, da ist sie gerade mal 32 Jahre alt. Gott suchen, seinen Willen zu erfüllen suchen – was finde ich dann?

Ich finde Barmherzigkeit, Güte, Liebe. Und die befreien mich von dem, was mich niederdrückt, von dem, was mich einengt, von dem, was mich fesselt. Nichts ist schwer, sind wir nur leicht. Es ist ein Leichtes, sich zu erheben, wenn ich frei bin. Es ist leicht zu fliegen, wenn sich der Horizont vor mir weitet.
„Der liebe Gott wünscht und verlangt ja ganz besonders, unser Glück und einzige Freude in ihm zu suchen“, schreibt Katharina ein andermal. „Wie suchen wir nun dieses große Glück, ja die einzige Freude unserer Seele? … wenn wir die Reinheit unseres Herzens erstreben, die Sünde hassen und verabscheuen, unsere unordentlichen Neigungen bekämpfen, … das Gebet und die Gnadenmittel gut gebrauchen, … und dieses alles üben und beobachten in der Absicht und Meinung: aus Liebe zu Gott; meinen Herrn und Gott will ich dadurch lieben und beständig ihm dienen.“ (Brief 64)

Das sind ganz konkrete Tipps, wie wir Gott suchen können. Die Freiheit eines Adlers zu erfahren, ist das große Glück, die einzige Freude. Auch Sie haben Flügel! Katharinas Leben zeigt, was es heißt, adlergleich zu sein.
STH




Samstag, 16. November 2013

Ein Vorbild für heute?

Kürzlich las ich einen Artikel über Vorbilder und Idole. Das Vorbild eines Kindes sind immer die Eltern, hieß es darin. Wenn das Kind in die Pubertät kommt, sind so genannte Stars angesagt, Schauspieler oder Sänger. Später wird es wieder ein Elternteil. Heilige kommen heute als Vorbilder nicht mehr vor.

Ich habe mich natürlich gefragt, wie das bei mir war. Als Kind war mir meine Mutter Vorbild – angefangen beim Äußeren, über die Kleidung bis hin zum Auftreten. Als Jugendliche wurden mir wirklich Stars wichtig. Aber auch das waren gestandene Frauen, nicht so junge flippige Sternchen. Als ich 17 war, kam der große Einschnitt: Ich las eine Biographie von Katharina Kasper und war nur noch begeistert. Das ist es, dachte ich. So will ich sein, das will ich tun.

Das ist bis heute geblieben, obwohl ich heute natürlich realistisch genug bin, zu erkennen, dass da ein Mensch ist, von dem mich Lichtjahre trennen.


Katharina Kasper – kann sie heute noch Vorbild sein?
Da ist zunächst ihr Tun. Sie nimmt alle Menschen an so wie sie sind. Sie macht keine Unterschiede. Es ist ihr egal, ob er reich oder arm ist, ob sie gesund oder krank ist, ob er Christ oder Jude ist. Aber immer begegnet sie mit besonderer Liebe den Menschen, die ausgegrenzt werden, warum auch immer. Und immer setzt sie sich für diese Menschen ganz ein, mit allem, was sie ist und hat. Ganz sicher ist dies eine Haltung, die in der heutigen Zeit besonders anspricht.

Da ist ihre Haltung. Sie hat nur wenig Schulbildung. Sie weiß aber, was sie kann und setzt das selbstbewusst ein. Sie ist einfach und bescheiden, und das bleibt sie trotz der Erfolgsgeschichte ihrer Gemeinschaft. Sie lebt selbst anspruchslos und hat immer die Menschen im Blick, die ihr anvertraut sind. Für sie steckt sie auch Prügel ein, wenn es sein muss. Ganz sicher ist dies eine Haltung, die in der heutigen Zeit anspricht.

Da ist ihre Einstellung. Die ist total geprägt von ihrem Glauben. Sie macht ernst damit, dass es einen Gott gibt, dem sie wichtig ist, der sie liebt und ihr Leben lenkt und führt. Dieses Bewusstsein macht ihr Leben aus. Das macht sie fähig, das Undenkbare zu denken, das Unbegreifliche zu fühlen, das Unmögliche zu tun, dem Unfassbaren Raum zu geben. Ihr Leben hat einen unzerstörbaren Sinn. Das ist etwas, was viele Menschen heute suchen und nicht finden können, weil Gott für sie ein Fremdwort bleibt. Katharina aber macht durch ihr ganzes Leben deutlich: „Je mehr [wir] den lieben Gott allein such[en] und uns von uns selbst und dem Bösen in der Welt lossagen [befreien], je mehr lebt und wirkt Gott in [uns].“ (vgl.Brief 115)

Katharina Kasper – kann sie heute noch Vorbild sein? Ich bin sicher, sie kann. Und ich bin auch sicher: Ganz bestimmt findet der, der sich auf sie einlässt noch viel mehr Gründe dafür.
STH


Samstag, 9. November 2013

Die Persönlichkeit Katharina Kaspers

Wir haben Jubiläum! Dies ist der 100. Post! Hundertmal schon habe ich Ihnen etwas über Katharina Kasper erzählt. Und vieles kam da schon durch über ihre Persönlichkeit. Gott Dank haben wir einige Fotos von ihr, die uns auch einen sehr guten Eindruck vermitteln. Diese Fotos geben viel von dem wieder, was Schwester M. Aurelia Fröhlich, die Katharina noch kannte, in ihren Erinnerungen gesammelt hat. Hier soll sie mal zu Wort kommen. Meiner Meinung nach ist ihr Dokument ein wahrer Schatz.

„Mutter Maria war von mittlerer Größe; sie schien wohl kräftig gebaut, hatte aber zarte Glieder von leichter Bewegung. Diese blieb ihr bis ins hohe Alter, trotz schwerer Arbeit von Kind auf. Bei jeder Feld-, Haus- und Handarbeit zeigte sie sich sehr gewandt, sodass es ihr kaum jemand gleich tat.“ (S. 22)

„Man beobachtete Mutter Maria immer maßvoll, auch in ihren Bewegungen, fern von dem Hasten und Rasen unserer Zeit, wenngleich oftmals die Menge der Arbeit drängte. Diese Gelassenheit der Mutter sollte all ihren Kindern und der Genossenschaft im allgemeinen durch ihren Wandel tief eingeprägt werden, damit bei der so weit nach außen hin wirkenden Tätigkeit sie niemals die innere Stille vergesse, die allein dazu geeignet sei, ihren Blick unentwegt nach der unveränderlichen ewigen Wahrheit hinzurichten und sie tiefgründig zu machen. Man traf Mutter Maria nie nachlässig in ihrer Haltung gemäß ihrer oft wiederholten Mahnung: `Da der liebe Gott immer und überall bei uns ist, so müssen wir uns in seiner Gegenwart stets ehrerbietig benehmen.´ Ihr Gang war ruhig. … Beim Reden gestikulierte sie nicht; höchstens machte sie dann und wann eine leichte Handbewegung. … `Ihre Ruhe war überhaupt etwas Auffallendes und Wunderbares,´ bemerkten Beobachter
von ihr. Sie bewahrte sie auch bei den schwierigsten und gänzlich unerwarteten Ereignissen. Nach einstimmigem Urteile vieler war dies so, weil ihr geistiges Auge immer fest auf Gott gerichtet war und sie in allem seinen heiligen Willen oder seine weise Zulassung erkannte. Ihre Stimme erhob sie nie laut beim Reden, nichts von Sentimentalität, Verweichtes, auch nichts von Leidenschaft oder ungeordneter Neigung, Härte klang aus dem von ihrer Herzensgüte so wohltuend gedämpften Tone, selbst nicht bei Verweisen, ernsten Zurechtweisungen, wie dies alle bezeugen, die sie in kritischen Lagen kennen lernten. Sie wusste, dass das Schweigen großherzig und das Aburteilen kleingeistig macht, und danach regelte sie ihre Sprache, welche auch nie die ihren Landsleuten so angenehm klingende Westerwälder Dialektfärbung vermissen ließ. … Ihr Blick war gesammelt, in sich gekehrt, wie es viele ausdrücken. Im allgemeinen war Mutter Maria ernst und entschieden; wenn man zu ihr kam, freundlich und liebevoll. Indessen wich nie ein gewisser heiliger Ernst, der nur in den letzten Jahren ihres Lebens in eine so verklärende Milde überging. Sie war ganz Güte und Liebe, heiter und froh wie ein unschuldiges Kind. …“ (S. 23)

„… die für gewöhnlich geschlossenen Lippen, die soviel Charakterfestigkeit in ihr Angesicht trugen. Über sie
ist nie ein unheiliges, wohl selten ein unzeitiges Wort gekommen, aber so viel Herzensgüte und verstehende Liebe geströmt … Eine kleine, harmlose Schalkhaftigkeit aber lag ihr wartend neben den Mundwinkeln verborgen, die zur rechten Zeit so froh mit den Fröhlichen scherzen konnte. - Die etwas emporgezogenen Brauen beschatteten den Blick der klugen Augen, die in ihrer Klarheit und Milde dem unvergesslich blieben, wem immer sie einmal in die Seele hineingeleuchtet hatten, wie heilendes, erfreuendes, klärendes Sonnenlicht, dem das Dunkel weichen muss. Von ihrem überirdischen, himmlischen Glänzen, das man nicht beschreiben könnte, sprachen viele, welche die  fühlbare Gottverbundenheit der begnadeten Mutter schauen durften….“ (S.22)

Wie wünsche ich mir, Katharina persönlich gekannt zu haben …!
STH



Samstag, 2. November 2013

Ausgestattet mit dem Charisma der Leitung IV

Dieses Thema lässt mich nicht los. Ich finde es einfach faszinierend, dass Katharina Kasper siebenundvierzig Jahre lang an der Spitze ihrer Gemeinschaft steht und immer wieder von ihren Schwestern einstimmig – einstimmig!!! – zur Generaloberin gewählt wird.

In einem ihrer Briefe schreibt sie einmal: „Sie wissen ja, meine lieben Schwestern, dass ich nicht gerne viele Worte mache und viel Geräusch.“ (Brief 81) Das ist auch eine Charakterisierung ihres Wirkens: Immer handelt sie sachgerecht, unparteiisch und klar. Das gibt ihren Schwestern natürlich Sicherheit.

Dass Katharina jedes Jahr alle Filialen besucht, habe ich schon erwähnt. Betrachtet man ihre Reiserouten genauer, fällt auf, dass die sehr durchdacht und effizient angelegt sind. Nur ganz selten besucht sie nur ein Haus; in der Regel verbindet sie die Visitation einer Filiale mit den Visitationen anderer Filialen. Und dann visitiert sie normalerweise alle Häuser einer Gegend hintereinander. Dabei fällt wiederum auf, dass sie jedes Mal zur selben Zeit dasselbe Haus besucht. Klar ist das eine große Hilfe für die Schwestern vor Ort. Sie können sich rechtzeitig vorbereiten und die Tage mit der Generaloberin einplanen.


Die häufigen Besuche bei den Schwestern bringen es mit sich, dass Katharina jede Schwester und ihre besondere Situation kennt, dass sie um alle Probleme eines Konventes weiß. Entsprechend sicher und sachgerecht, klar und eindeutig kann sie reagieren und entscheiden.

Ein Beispiel dazu: 1894 haben die Schwestern der Niederlassung in Türmitz, Böhmen – wahrscheinlich im Übereifer – ihre Tätigkeit auf einen Nachbarort ausgeweitet. Damit sind sie in den Wirkungsbereich der Kreuzschwestern eingedrungen. Das bringt Katharina in eine gewisse Verlegenheit.

„Aber liebe Schwestern“, schreibt Katharina, „ich meine, Ihr hättet doch viel Arbeit und pflegen doch zuviel auf der Filiale, wo doch die Kreuzschwestern sind. Die Oberin hat sich gefreut und gedankt, dass wir dort keine Filiale gegründet hätten. Sie täten das auch nicht. (Anmerkg.: eine Filiale gründen im Wirkungsbereich der ADJC) So brauchen Sie doch nicht so oft hinzugehen. Man reibt sich sonst vor der Zeit auf. Sie haben schon viel Tätigkeit im Kloster mit den Kindern und Kranken in Türmitz. …“ (Brief 265)

Der Brief ist deutlich. Damit die Schwestern den Tadel annehmen können, zeigt Katharina, dass sie besorgt ist um das Wohl der Schwestern. Außerdem weist sie auf ihr eigentliches Arbeitsfeld hin.

Bei aller Deutlichkeit hat Katharina immer die Schwestern im Blick. Sie bleibt verbindlich und nimmt sie bei all ihren Entscheidungen mit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schwestern in Türmitz kein Einsehen hatten …

STH