Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt? Wahrscheinlich nicht!
Der hl. Paulus sagt das ja oft den Gemeinden, denen er schreibt. Aber das ist
ja auch schon ein paar Jahre her. Aber es ist auch eine Tatsache, dass die
Bibel – genauer: Jesus selber – uns auffordert: „Seid heilig, weil euer Vater
im Himmel heilig ist.“
Der Brief 12 in den „gesammelten Werken“ Katharinas
fasziniert mich irgendwie. Der Brief richtet sich an eine Schwester Urbana. Und
aus diesem Antwortbrief geht hervor, dass sich zuvor Schwester Urbana an
Katharina, die Generaloberin, gewandt hat. Irgendwie stimmt es nicht zwischen
ihr und ihrer Oberin. „Sie schreiben“,
so antwortet Katharina, „Ihre Oberin
klage über Sie. Nun, denken Sie, dass sie dieses gewiß nicht ohne Grund tun
würde.“
Keine Ahnung, wie wir reagieren würden. Wahrscheinlich
würden wir etwas entgegnen wie: „Dann denken Sie mal darüber nach, was Sie
falsch machen, und stellen Sie sich nicht so dumm.“
Katharina reagiert natürlich anders: „Suchen Sie in allen Punkten recht gewissenhaft nach dem Gehorsam
alles zu tun. Besorgen Sie recht pünktlich nach dem Gehorsam die Küche, das
Vieh und die häuslichen Arbeiten insoweit, als es Ihnen anvertraut ist, und
sind Sie in allem bemüht, Ihrer Oberin ihre Sorgen und Mühen zu erleichtern. Es
tut so wohl, wenn man sich auf die Schwestern verlassen kann.“
Katharina appelliert an Urbanas Gehorsam, ihre
Pünktlichkeit, ihre Gewissenhaftigkeit. Sie spricht also positiv. Wenn die
Schwester diese positiven Tugenden einsetzt, dann erleichtert sie ihrer
Vorgesetzten die Arbeit, und sie wird keinen Grund mehr zur Klage haben.
Katharinas Ermahnung, die dann noch folgt, ist dann schon
wieder geistlicher Art: „Lernen Sie
alles gut tun, denn Sie stehen ja im Hause und Dienste des Herrn, für den man
nichts schlecht tun darf. Streben Sie mit allem Fleiß dahin, heilig zu werden.“
Mit diesem Rat, schlägt man – um es mal so auszudrücken –
zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Oberin kann nicht mehr über mich klagen,
wenn ich alles so tue, dass der Herr Freude daran hat (dann muss sie ja auch
Freude daran haben!). Und wenn ich danach strebe, heilig zu werden, dann will
ich eigentlich nur gut sein und Gutes tun und alles gut tun.
„Streben Sie danach,
heilig zu werden!“ Katharina fordert uns auch dazu auf, eben weil es
göttlicher Auftrag an den Christen ist. Es hört sich schwer an, ist es – glaube
ich – aber gar nicht. Was ich tue, will ich letztlich für Gott tun; und deshalb
will ich es gut tun. Aber vielleicht denken wir zu wenig daran …
STH