Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 28. September 2013

Streben Sie danach, heilig zu werden!

Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt? Wahrscheinlich nicht! Der hl. Paulus sagt das ja oft den Gemeinden, denen er schreibt. Aber das ist ja auch schon ein paar Jahre her. Aber es ist auch eine Tatsache, dass die Bibel – genauer: Jesus selber – uns auffordert: „Seid heilig, weil euer Vater im Himmel heilig ist.“

Der Brief 12 in den „gesammelten Werken“ Katharinas fasziniert mich irgendwie. Der Brief richtet sich an eine Schwester Urbana. Und aus diesem Antwortbrief geht hervor, dass sich zuvor Schwester Urbana an Katharina, die Generaloberin, gewandt hat. Irgendwie stimmt es nicht zwischen ihr und ihrer Oberin. „Sie schreiben“, so antwortet Katharina, „Ihre Oberin klage über Sie. Nun, denken Sie, dass sie dieses gewiß nicht ohne Grund tun würde.“

Keine Ahnung, wie wir reagieren würden. Wahrscheinlich würden wir etwas entgegnen wie: „Dann denken Sie mal darüber nach, was Sie falsch machen, und stellen Sie sich nicht so dumm.“

Katharina reagiert natürlich anders: „Suchen Sie in allen Punkten recht gewissenhaft nach dem Gehorsam alles zu tun. Besorgen Sie recht pünktlich nach dem Gehorsam die Küche, das Vieh und die häuslichen Arbeiten insoweit, als es Ihnen anvertraut ist, und sind Sie in allem bemüht, Ihrer Oberin ihre Sorgen und Mühen zu erleichtern. Es tut so wohl, wenn man sich auf die Schwestern verlassen kann.“
Katharina appelliert an Urbanas Gehorsam, ihre Pünktlichkeit, ihre Gewissenhaftigkeit. Sie spricht also positiv. Wenn die Schwester diese positiven Tugenden einsetzt, dann erleichtert sie ihrer Vorgesetzten die Arbeit, und sie wird keinen Grund mehr zur Klage haben.

Katharinas Ermahnung, die dann noch folgt, ist dann schon wieder geistlicher Art: „Lernen Sie alles gut tun, denn Sie stehen ja im Hause und Dienste des Herrn, für den man nichts schlecht tun darf. Streben Sie mit allem Fleiß dahin, heilig zu werden.“

Mit diesem Rat, schlägt man – um es mal so auszudrücken – zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Oberin kann nicht mehr über mich klagen, wenn ich alles so tue, dass der Herr Freude daran hat (dann muss sie ja auch Freude daran haben!). Und wenn ich danach strebe, heilig zu werden, dann will ich eigentlich nur gut sein und Gutes tun und alles gut tun.

„Streben Sie danach, heilig zu werden!“ Katharina fordert uns auch dazu auf, eben weil es göttlicher Auftrag an den Christen ist. Es hört sich schwer an, ist es – glaube ich – aber gar nicht. Was ich tue, will ich letztlich für Gott tun; und deshalb will ich es gut tun. Aber vielleicht denken wir zu wenig daran …

STH

Samstag, 21. September 2013

„Die Armut muss das Fundament bleiben …“

Ordensleute und die Armut – das gehört zusammen, ja. Das wird ja auch deutlich darin, dass sie das Gelübde der Armut ablegen. Seit ich in der Gemeinschaft bin, habe ich Probleme damit. Nicht, dass ich die Armut nicht leben könnte. Aber immer schon ist es für mich eine große Frage, was Armut eigentlich bedeutet – heute, in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft.
Katharina Kasper sagt einmal: „Die Armut muss das Fundament bleiben …“ (Brief 150) In den Anfängen der Gemeinschaft sind die Schwestern sehr arm. Das ist schon logisch aufgrund der Tatsache, dass damals eigentlich jeder arm ist. Katharina erwähnt nicht selten in ihren Briefen:  Hier im Lande haben wir lange keinen Regen gehabt. Infolgedessen ist sehr große Armut und Not für die Menschen und das Vieh.“ (Brief 243 u.a.) Und von den heute alten Schwestern wird häufig erzählt, dass sie bei den ersten Versetzungen nur ein Köfferchen dabei hatten.
Heute sind die Zeiten nicht mehr arm. Im Grunde haben wir alles, was wir brauchen. Wenn ich heute an eine andere Schule versetzt würde, wäre es ein Akt gegen die Armut, wenn ich alle meine Materialien zurückließe und mir neue anschaffte. Und vieles, was vor zwanzig Jahren noch Luxus war – ich denke an Computer -, sind heute notwendiges Arbeitsmaterial. Auch ohne Auto geht es heute kaum noch.
Was also ist Armut? – Mir kommen da verschiedene Gedanken.

  • Armut kann heute ganz andere Gesichter annehmen. Zum Beispiel gibt es heute die Armut an Zeit. Und in Nigeria haben die Leute auf die Frage, ob Priester oder Ordensleute eigentlich arm sind, geantwortet: „Ja, das sind sie. Sie haben kein eigenes Land und sie haben keine Kinder.“
  • „Dieses ist ja auch das, was glücklich macht, Armut und Einfachheit“, sagt Katharina (Brief 135). Einfach bleiben, - das ist, glaube ich, das Geheimnis. Haben, als hätte man nicht, wie Paulus sagt. Zufrieden sein mit dem, was man hat, und keine Ansprüche und Forderungen stellen, weil man mehr oder anderes haben will.
  • Immer und vor allem hat Armut für Katharina mit der Abhängigkeit von Gott zu tun. Nur deshalb kann Katharina von der Armut als geistliche Tugend sprechen. Und das tut sie dann im Zusammenhang mit den anderen Gelübden. Zum Beispiel sagt sie: „Der Herr möge mich beständig stärken durch seine Allmacht und leiten durch seine Weisheit und beglücken durch seine göttliche Liebe. Dieses tut der liebe Gott gewiss, wenn wir uns bemühen, die Reinheit des Herzens zu erstreben und beständig fortfahren, uns zu üben in den Ordenstugenden, besonders in der Armut, Reinheit, Gehorsam, Demut, Geduld, Sanftmut und wahrer Nächstenliebe …“ (Brief 69)
Armut – so verstanden ist die Armut eine notwendige Tugend für alle Christen. Und so verstanden macht Armut wirklich glücklich. Denn abhängig von Gott, dürfen wir alles von ihm erhoffen …
STH


Samstag, 14. September 2013

Nicht immer kapiert das verlorene Schaf

Von dem verlorenen Schaf ist am Sonntag die Rede. „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert“, so fragt Jesus, „lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?“ (Lk 15,4) Hand aufs Herz: Würden Sie wirklich so handeln? Würden wir nicht tausend Entschuldigungen finden, warum das nicht möglich ist? Schließlich ist dieses Schaf ja wahrscheinlich selber daran schuld, dass es vom Weg abgekommen ist. Und man kann die anderen Schafe ja nicht einfach irgendwelchen Gefahren aussetzen, wenn sie ohne Hirte bleiben.

Katharina Kasper hat sich oft und oft als gute Hirtin gezeigt – wobei  sie zuweilen das Risiko einging, dass ihre Großzügigkeit wirkungslos an der Dickfelligkeit eines „verloren Schafes“ abprallte. Da kann man viele, viele Beispiele anführen.

In einem solchen Falle ging es einmal um ein Stückchen Land mit dem „Flächengehalt von 150 Schuh“. Das ist wirklich nicht viel. Wegen dieses winzigen Stückchens Erde wurden drei Briefe verfasst, und zwar einer an einen Rechtsanwalt, einen an den Nachbarn, der das Kloster wegen dieses Fleckens angegriffen hatte, und einen an das Bischöfliche Ordinariat in Limburg.
In dem ersten Brief versichert die Generaloberin dem Rechtsanwalt ihres Nachbarn, dass das Kloster 1878 dem Besitzer des Grundstückchens „um den Preis von 54 Mark abgekauft“ habe. Dann fährt sie fort:  „denn es konnte uns doch nicht in den Sinn kommen, auf fremdem Eigentum eine kostspielige Mauer aufführen zu lassen.“ Als Zeugin für den Kauf nennt sie noch die Ehefrau des inzwischen verstorbenen Eigentümers.
Doch der Schwiegersohn dieser Nachbarin gibt sich mit der Erklärung nicht zufrieden, sondern verlangt, dass das Kloster die Mauer abreiße. Wohl durch andere Bewohner Dernbachs veranlasst, erklärt er zwar später, die Mauer dürfe stehenbleiben, doch ist er nicht bereit, dies dem Kloster schriftlich zu erlauben. Da Katharina aber aus manchen Begegnungen weiß, dass „verlorene Schafe“ manchmal unvermittelt ihre Meinung ändern, verzichtet sie nicht auf die schriftliche Erklärung, sondern lässt die Mauer entfernen. Dem Nachbarn teilt sie jedoch mit: „Indem wir Ihnen dieses hierdurch anzeigen, können wir nicht umhin, zugleich gegen diesen uns auferlegten Zwang Protest zu erheben, da wir die volle Überzeugung haben, daß die uns von Ihnen streitig gemachte Parzelle seiner Zeit gekauft und bezahlt worden ist und müssen es Ihrem Gewissen überlassen, über diesen Schritt nachzudenken.“ Das ist im Juni 1896.
Ein halbes Jahr später errichtet der Nachbar dicht neben dem Kloster einen Neubau, ohne jedoch die freigewordene Parzelle für den Bau zu nutzen. Da er sich wohl bewusst ist, nicht den nötigen Abstand zum Kloster zu wahren, ersucht er das  Bischöfliche Ordinariat, für ihn Katharinas Zustimmung zu seinem Projekt zu erwirken. Katharina Kasper erteilt die erbetene Erlaubnis bereitwillig, äußert aber in ihrem Antwortschreiben ihr Erstaunen darüber, dass der Nachbar „keinen Anstand nimmt, auch den neben der Kloster-Ökonomie in einer Breite von ca 0,80 Meter sich hinziehenden Streifen, der 18 Jahre hindurch in ungestörtem Besitze des Klosters und mit einer Mauer versehen, aber nicht überschrieben war, zu seinem Bau mitzubenützen; aber wir können und wollen ihn daran nicht hindern, nachdem wir schon seiner uns angedrohten Klage und seinen für uns unannehmbaren Vergleichungsbestrebungen durch Abbruch der Mauer und Räumung des Platzes aus dem Wege gegangen sind.“

Damals war das sicher nicht so lustig, wie es sich heute liest. Aber dieser kuriose Fall zeigt, dass es Guten Hirten zuweilen selbst mit großer Geduld und Klugheit nicht gelingt, ein „verlorenes Schaf“ zu der Einsicht zu bringen, dass es ein Schaf ist.

STH

Samstag, 7. September 2013

Maria, die Mutter

Am 08. September feiert die Kirche die Geburt Mariens, der Mutter Jesu. Ich habe natürlich keine Ahnung, was Sie für eine Beziehung zu Maria haben. Meine war über viele Jahre hinweg ziemlich angespannt. Es gab kein Bild, das mir gefiel, und auch kein Lied. Die schafften es eigentlich nur, mir Maria noch fremder zu machen.

Aber ich lebe nun mal in einer marianischen Gemeinschaft, und da begegnet man diesem Menschen immer mal wieder. Wenn man Glück hat, dann trifft man auch schon mal auf Leute, die einem wirklich überzeugend von Maria sprechen können. Lange Rede, kurzer Sinn – heute habe ich ein recht normales Verhältnis zu ihr.

Die Muttergottes am Heilborn
In Katharina Kaspers Leben spielt Maria immer eine große Rolle. Schon als Jugendliche sammelt sie die Kinder des Dorfes und geht mit ihnen zum Heilborn, einer Muttergotteskapelle bei Dernbach. Als junge Frau erfindet sie für die jungen Männer den lebendigen Rosenkranz. Der besteht darin, dass die einzelnen Teile des Rosenkranzes unter den Männern aufgeteilt wird, und jeder verpflichtet sich, jeden Tag seinen Teil einmal zu beten. Auf diese Weise wird der Rosenkranz täglich auch von den Männern gebetet, und die werden nicht überfordert.
Am Heilborn – das erzählt Katharina selbst – wird ihr der Name ihrer Gemeinschaft geschenkt, der ja ganz klar marianischen Charakter hat: Arme Dienstmägde Jesu Christi. Damit ist Maria ihr auf jeden Fall Vorbild.

Vor allem aber ist Maria ihr Mutter, einfach Mutter. Wenn sie von ihr spricht oder schreibt, dann nennt sie sie immer Mutter.
„Unter deinen Schutz fliehen wir, Mutter Maria, und verbergen wir uns. Leite, führe, schütze uns alle, Maria, und trage Sorge, das wir und alle … Gott dienen und Gott lieben.“ (Brief 81) – „Unsere liebe Mutter Maria hilft ja so gern ihren Kindern in der Zeit der Not.“ (Brief 169)

Ja, Maria ist einfach Mutter. Bei ihr sucht und findet Katharina Zuflucht, Schutz, Geborgenheit, wie man das eben bei einer Mutter tut. Und Katharina ist sich ganz sicher, dass Maria sich um sie sorgt und für sie da ist, wie das eine Mutter eben so tut.
Dieses kindliche Vertrauen zur Mutter, - das beeindruckt mich.

„Möchte ganz besonders unsere liebe Mutter, meine Mutter und unsere Schutzpatronin, uns schützen vor allem Bösen und führen zu allem Guten und unsere liebe Mutter sein und bleiben in der Zeit und Ewigkeit.“ (Brief 129)

STH