Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 31. August 2013

Gnade – was ist das denn?

Gnade – was ist das eigentlich? In unserem normalen Sprachgebrauch kommt das Wort kaum vor, im religiösen Sprachgebrauch umso mehr. Klar, Gnade gehört ausschließlich zu Gott. Aber was ist Gnade? Man kann sie nur schwer definieren. Im Wörterbuch findet man Begriffe wie „verzeihende Güte, Barmherzigkeit Gottes, Sündenvergebung“. Das ist schon viel, aber mir reicht das nicht.

Ich „übersetze“ Gnade gerne mit Liebe. Die ist natürlich tiefer, größer, mächtiger als jede menschliche Liebe, die ja schon tief und groß und mächtig sein kann. Aber weil die göttliche Liebe das viel mehr ist, gibt sie Halt und Sicherheit, Hilfe und Ermutigung.

„Meine Gnade genügt dir“ – so heißt es im zweiten Korintherbrief. Dieses Wort ist mir im Laufe der Jahre unglaublich wichtig geworden. Und es gibt mir jenen Halt und jene Hilfe, von der ich gerade gesprochen habe – in jeder Beziehung, in jeder Situation, mögen sie noch so bedrängend erscheinen.


Bei Katharina Kasper fand ich dieses Wort: „O wie viel Gutes können wir wirken mit Gottes Gnade, wenn wir treu mitwirken mit seiner Gnade.“ (Brief 120) Diesen Brief schreibt sie 1887 an Schwester Marzella. Er erreicht die Schwester in Kerpen, wo sie seit Juli 1885 Oberin ist. Schwester Marzella gehört zu den Schwestern, denen es jahrelang durch staatliche Gesetze verwehrt wurde, ihre Gelübde abzulegen. Im April 1875 eingekleidet, konnte sie erst im Oktober 1882 zur Profess zugelassen werden. Inhaltlich streift das Schreiben Fragen aus dem Alltag der Schwestern in Kerpen, die die Generaloberin Katharina Kasper mit Aussagen zur Führung eines christlichen Lebens verknüpft. Und dazu gehört eben auch diese Aussage: „O wie viel Gutes können wir wirken mit Gottes Gnade, wenn wir treu mitwirken mit seiner Gnade.“

Wenn Gott uns seine Gnade, seine Liebe schenkt, dann schenkt er uns alles, denn Gott ist die Liebe. Wenn er sich uns schenkt, dann kann nichts und niemand uns etwas anhaben, denn seine Gnade, seine Liebe ist so stark und mächtig, dass alles daran abprallt.

Aber Gott will nichts alleine tun. Er will, dass wir mittun. Katharina spricht von mitwirken. Und das ist möglich, weil seine Gnade und Liebe uns die nötige Freiheit schenkt. Aber tun wir das auch?

Nicht auszudenken, was wir tun könnten und wie viel Gutes wir tun könnten, wenn wir mit Gottes Gnade treu mitwirkten …!
STH


Samstag, 24. August 2013

„Dem lieben Gott sei gedankt“ (Brief 27)

Haben Sie schon mal Zitate zum Stichwort „Dankbarkeit“ gegoogelt? Es ist Wahnsinn, wie viel Sie da finden. In 15 Minuten können Sie die nicht lesen. Natürlich ist auch viel Unsinn dabei. Aber es gibt auch sehr schöne und sehr tiefe Zitate, die es lohnen, dass man ein wenig über sie nachdenkt. Zum Beispiel dieses hier: „Wer nicht danken kann, kann auch nicht lieben.“ (Jeremias Gotthelf) Oder: „Dankbarkeit und Weizen gedeihen auf gutem Boden.“ (Deutsches Sprichwort) Oder: „Dankbarkeit gehört zu den Schulden, die jeder Mensch hat; aber nur die wenigsten tragen sie ab.“ (Alter Spruch)

Bei vielen Worten – natürlich auch bei diesen Zitaten – musste ich an Katharina Kasper denken. Sie liebt wie kaum eine andere, sie ist guter Boden, sie hat keine Schulden – Katharinas Leben ist zutiefst geprägt von der Dankbarkeit.

Wenn man nach dem Wort „Dank“ in ihren Briefen sucht, gibt man bei dem Brief 101 auf und hat schon viele Seiten mit Zitaten gefüllt. Bis zu diesem Brief dankt sie 25x den Menschen – ihren Schwestern, Geistlichen, Wohltätern – für Glück- und Segenswünsche, für Zuwendungen verschiedenster Art.
Noch öfter aber und vor allem dankt sie Gott. Die Redewendung „Dem lieben Gott sei Dank für alles“ kommt sehr häufig vor (u.a. Brief 71, 79, 92).

Katharina weiß sich beschenkt mit allem, was sie ist und hat. Natürlich haben auch Menschen dazu beigetragen; aber letztlich kommt alles von Gott. Deshalb dankt sie. Sie ist auch davon überzeugt, dass der Friede im Haus, dass das Gelingen ihrer Projekte, dass ihre eigene Gesundheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern von Gott gegeben. Deshalb dankt sie. Sie empfindet tief, dass ihre Berufung zum Ordensstand, dass ihre Lebensweise und ihre große Liebe zu Gott göttliche Gnade ist. Deshalb dankt sie.

Aber sie bleibt nicht dabei stehen, für das Gute, für das Positive in ihrem Leben zu danken. Sie dankt auch für das Schwere, für das vermeintlich Negative. „Hier ist nur viel Arbeit. Dem lieben Gott sei Dank für alles.“ (Brief 92) – „Kreuz und Leiden sind ja notwendig zur Heiligung; danken wir für alle Leiden.“ (Brief 16)

Katharinas Leben ist Dankbarkeit. Nur echte, wahrhafte Dankbarkeit gegen Gott und die Menschen schenkt echte, wahrhafte Freiheit. Und die trägt zu einer unerschütterlichen Gelassenheit bei. Und wenn alles göttliches Geschenk ist, ist alles gut. Müssen wir nicht dafür danken?

„Danken wir dem lieben Gott immerdar. Nichts kommt von ungefähr, alles kommt vom Höchsten her.“ (Brief 105)

STH

Samstag, 17. August 2013

„Jeder Tag bringt Gelegenheit, sich zu heiligen“

In 162 Jahren ARME DIENSTMÄGDE JESU CHRISTI gab es schon viele beeindruckende Schwesternpersönlichkeiten – bis heute. Eine von ihnen ist ohne Zweifel Schwester Secunda Germesheimer. Sie ist Zeitgenossin Katharina Kaspers, und viele Briefe Katharinas sind an diese Schwester gerichtet.

Schwester Secunda war 20jährig 1861 in die Gemeinschaft eingetreten. Schon ein Jahr nach der Ersten Profess wurde sie in ein wichtiges Amt berufen; und von da ab hatte sie stets wichtige Ämter: als Oberin, als Noviziatsleiterin, zweimal als Provinzoberin in den USA. In England war sie auch. Im Oktober 1877 hatte sie die Leitung der ersten Niederlassung der Gemeinschaft in England übernommen, in London-Eastend.

Die Lebens-Situation im London-Eastend war wirklich schwierig für die Schwestern. Das Haus lag in einem der ärmsten und schmutzigsten Viertel der Stadt, das fast nur von Juden bewohnt wurde und umgeben war von Fabriken, die die Luft verpesteten. Die Chronik des Mutterhauses weiß da viel zu berichten.

Die Situation dort ist so schlimm für die Schwestern, dass Katharina Kasper in ihrem Brief an Schwester Secunda wirklich in Frage stellt, ob diese Niederlassung der Wille Gottes ist. Sie schreibt: „Mir kommt oft der Gedanke, England sei vielleicht nicht der Ort, wo uns der liebe Gott haben wolle, weil ja unsere Genossenschaft schon so sehr verbreitet ist.“ (Brief 66) Katharina ist trotzdem fest davon überzeugt, dass Gott da ist, dass er sie und die Schwestern auch in dieser Situation begleitet. Wenn er es zulässt, dass die Schwestern so viele Opfer bringen müssen, dann weiß er, warum er das tut. „Wir müssen anbeten die Vorsehung. Gott weiß am besten, wo es fehlt und wie es am besten ist. Sein heiliger Wille geschehe allezeit, in allem und überall. Ihr armen Kinder dauert mich, dass Ihr gar nicht zum Ziele kommt, und doch ist es so der heilige Wille Gottes.“ (Brief 66)

Ich glaube, eine solche Haltung ist nur möglich aufgrund ihrer grenzenlose Liebe zu Gott, aufgrund ihres felsenfesten Vertrauens in Gott. Aber weil Katharina durch nichts zu erschüttern ist, kann sie Vorbild und Hilfe und Orientierung und selbst Felsen sein für die Schwestern in London. „Jeder Tag bringt Gelegenheit, sich zu heiligen“ (Brief 66) – das ist keine Floskel. Das ist Auftrag und Aufgabe.
STH



Samstag, 10. August 2013

Urlaub mit Gott

Ferien, Urlaub – es gibt wohl niemanden, der die Notwendigkeit solcher Tage und Wochen bestreitet. Wenn man Urlaub auf einer Insel macht – in den vergangenen Jahren war ich immer auf Borkum, in diesem Jahr auf Juist -, dann kann man sehr deutlich erleben, dass für viele Menschen zum Urlaub dazugehört: sich auf das Wesentliche im Leben besinnen, sich mehr Zeit für Gott nehmen, ihm mehr Zeit einräumen als ihnen das im Alltag möglich zu sein scheint. Die Gottesdienste sind immer sehr gut besucht, und auch außerhalb eines Gottesdienstes finden die Menschen immer wieder den Weg in die Kirche zum stillen Gebet. Wie viele die Natur für ihr Gebet nutzen, kann man ja nicht wissen.

Für mich ist der Urlaub immer Urlaub mit Gott. Ich nehme mir mehr Zeit für ihn, genieße es, mehr Zeit zu haben für das Ruhegebet, das mein Leben seit einigen Jahren prägt.


Und damit sehe ich mich sehr verbunden mit Katharina Kasper. Einmal sagt sie: „Die Exerzitien mitzumachen ist Erholung für mich …“ (Brief 122) Damit wird im Umkehrschluss ganz klar: Wenn sie sich erholen will, dann geht das letztlich nur mit Gott, der ihr die neue Kraft und Energie schenkt, die sie für den Alltag braucht.

An einer anderen Stelle sagt sie: „Wir haben es ja schon alle erfahren, dass unsere Seele eher keine Ruhe findet, bis dass sie Ruhe gefunden in Gott. Um dahin zu gelangen, müssen wir recht üben das Gebet. Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein (vgl. 1 Kor 10,31). Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass … der Gott alles sehen kann. Suchen wir Gott allein gefallen zu wollen, Seine Ehre zu fördern, so gelangen wir zur Vereinigung mit ihm. Wir finden Frieden, Ruhe in unseren Seelen, Ergebung in den göttlichen Willen.“ (Brief 72)

Ich liebe dieses Wort Katharinas. In Gottes Gegenwart wandeln – immer und zu jeder Zeit. Das schenkt uns den Frieden und die Ruhe, die wir so dringend brauchen, um unseren Alltag zu bestehen.
STH


Samstag, 3. August 2013

Wer will nicht glücklich sein?

Sie wollen glücklich sein, oder? Ich glaube, es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, glücklich zu sein. Wenn wir glücklich sind, dann ist alles gut, dann ist das Leben lebenswert, dann sind wir mehr als zufrieden.

„Traurig, wenn man sein Glück anders suchen will, wo es nicht zu finden ist.“ (Brief 33) Das ist O-Ton Katharina Kasper. Es tut sich die Frage auf: Wo ist das Glück nicht zu finden? Ganz sicher ist es nicht zu finden bei dem, was uns unfrei macht, was uns einengt, was uns krank macht. Ganz sicher ist es nicht zu finden bei dem Schlechten, dem Bösen, dem Negativen, dem Zerstörerischen, in welcher Form auch immer. Katharina würde sagen: Das Glück ist da nicht zu finden, wo Gott nicht ist.

Denn an einer anderen Stelle sagt sie: Das ist ja unser größtes Glück auf dieser Welt, wenn wir in Gott und in der Erfüllung Seines heiligen Willens unser Glück, unsern Frieden finden.“ (Brief 237)

In Gott den Frieden finden – wie geht das denn? Für mich gibt es da viele Möglichkeiten. Zu allererst muss ich mit Gott rechnen, dass er da ist und in mein Leben eingreifen kann und – will, damit ich glücklich werde. Denn das ist ja das, was er für mich will – das Glück, das Heil.

Gott finden und damit mein Glück kann ich, indem ich mit offenen Augen durch die Welt gehe – mit offenen Augen für das Schöne und Gute, denn darin verbirgt sich Gott und seine Güte und Schönheit. Ja, und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeiten, ihn besser kennenzulernen – die Bibel lesen, das Geschenk der Sakramente wahrnehmen. Gerade dadurch – durch Bibel und Sakramente – erkenne ich ja seinen Willen für mich. Und wenn ich den erfülle, bedeutet das Frieden und Glück für mich.

Sie wollen glücklich sein, oder? Versuchen Sie es doch mal mit Gott ...

STH