Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Sonntag, 14. Juli 2013

Abschied

Der Abschied gehört zum Leben.  Ich denke jetzt nicht in erster Linie an den Tod. Der Abschied begegnet uns in den vielfältigsten Formen, und er begegnet uns beinahe täglich. Abschied hat immer mit Loslassen zu tun – loslassen von gewohntem Tun, loslassen von vertrauten Menschen.

Katharina Kasper spricht von „losschälen“. Wenn ich eine Orange zum Beispiel schäle, dann entferne ich ja etwas, was zunächst zu der Frucht dazu gehört. Das Losschälen beim Menschen hat auch mit etwas zu tun, was zunächst wichtig für ihn zu sein scheint. Aber dieses Losschälen ist für Katharina notwendig, um immer mehr zur Mitte zu finden, um immer näher zu Gott zu finden. „Wir wollen treu mitwirken mit der Gnade Gottes, um nach immer größerer Losschälung von allen Geschöpfen und geschaffenen Dingen zu streben ... und somit eine größere Reinheit der Seelen zu erlangen.“ (Brief  72)

Katharinas Aussage interpretiere ich so, dass der Abschied ein Geschenk seiner Gnade ist. Er macht frei von allem, was nicht Gott ist und vielleicht hindert, zu Gott zu kommen. Das ist ja das erklärte Ziel des Menschen. Ein andermal sagt sie: „Wir wollen mit Gottes Gnade mitwirken, unsere Herzen zu reinigen und loszuschälen von aller Anhänglichkeit an die Welt und von uns selbst.“ (Brief 281) In der Regel wissen wir ja nicht selbst, ob das, was wir tun, förderlich ist für unser letztes Ziel, ob die Menschen, mit denen wir zu tun haben, uns wirklich befreien auf Gott hin. Von daher ist jeder Abschied auch eine neue Chance, eine neue Herausforderung, ein neues Aufbrechen in unentdecktes Land. Wie sagt Hesse so schön: „Und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne.“

Noch einmal Katharina: „Was kann alles nützen, wenn wir nicht fromm und Gott wohlgefälliger werden und losgeschält beim Tode sind.“ (Brief 124)

STH