Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 17. November 2012

Flieg hinaus in die Freiheit

Kennen Sie  das Lied von Tom Astor „Flieg, junger Adler“? Im Refrain heißt es:
„Flieg, junger Adler, hinaus in die Freiheit.
Schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf dein Herz, und folg´ nur den Gefühlen.
Ich wünsche dir viel Glück.“

Die Melodie dieses Liedes gefällt mir. Der Text macht mich stutzig, wenn ich an die tiefere Bedeutung des Adlers denke. Der Adler wird immer mit Freiheit in Verbindung gebracht. Die meisten Bilder vermitteln ja auch diesen Eindruck.

Bei Katharina Kasper findet man den Begriff „Freiheit“ überhaupt nicht, wohl aber das Wort „frei“. Zum einen kann man das sicher so erklären, dass Freiheit damals kein Thema war. Dass es gesellschaftlich wieder relevant wurde, das passierte ja erst später. Heute gehört Freiheit zur Grundsehnsucht des Menschen.

Zum anderen ist sicher eine Erklärung, dass Katharina die Freiheit lebt – die innere Freiheit, die so viel wichtiger ist als die äußere Freiheit, und die letztlich äußerlich frei sein lässt in jeder Lebenslage.


Katharina ist durchdrungen von dem Bewusstsein: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1) Sie weiß sich von Gott erkannt und hat Gott erkannt (vgl.  Gal 4,9). Das gibt ihr eine innere Freiheit, aus der ihr eine grenzenlose Sicherheit erwächst, die sie nach vorn schauen lässt, nie zurück. Je tiefer ihre Beziehung zu Christus wird, umso weniger hört sie auf ihr Herz, aber auf seinen Willen und seinen Geist. Wenn sie nur ihren Gefühlen gefolgt wäre, dann hätte sie keine Schwestern nach Amerika geschickt, dann hätte sie keine Höheren Töchterschulen übernommen. Hören auf seinen Geist, seinen Willen tun, - nur so ist es möglich, dass sie Werkzeug Gottes sein kann, durch das er ein solches Werk wie ihre Gemeinschaft entstehen lässt.

Der Adler hat mit Freiheit zu tun, aber mit einer Freiheit, die mir geschenkt wird, wenn ich Höheres, Größeres erstrebe, indem ich Gott suche und ihm in meinem Leben Raum gebe. Katharina, die einem Adler gleich, diese Freiheit lebt, drückt es einmal so aus:
„Ist dieses allezeit unsere Absicht und gute Meinung, frei zu werden von aller ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge und auf der anderen Seite nur das Wohlgefallen Gottes zu erstreben und nur zu leben, zu leiden für Gott, mit Gott und weil es Gott so will; alles Gute zu üben und alles Böse zu meiden, so werden wir hienieden schon genießen eine große Seligkeit in Gott, ja dann wird in allem und überall der Friede in Gott gefunden, und unsere Seele wird glücklich sein …“ (Brief 200)
Das ist eine Freiheit, neben der andere Formen des Freiseins kaum bestehen können.

Vielleicht könnte man die Liedstrophe umformulieren:
„Flieg, Adler, hinaus in die Freiheit,
schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf Gott und folg seinem Willen.
Ich wünsche dir seinen Segen.“
STH