Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 24. November 2012

Interessante Erfahrungen

Ich bin ehrlich: Eigentlich weiß ich so gar nicht, was ich heute schreiben soll. Die Eindrücke der letzten Woche waren so vielfältig und intensiv …

Gestern kam ich aus Gossau zurück. Als ich nach Hause kam, lag eine siebenstündige  Bahnfahrt hinter mir. Wann sind Sie das letzte Mal so lange mit dem Zug gefahren? Diese Erfahrung war bedrückend: Beinahe jeder Fahrgast kam herein, nahm seinen Platz in Besitz und zückte sein Handy oder Smartphone  – entweder um zu telefonieren oder zu spielen oder beides, wenn das erstere abgeschlossen war. Jeder zweite Fahrgast kam herein, nahm seinen Platz in Besitz und baute sein Notebook auf, - nicht zum arbeiten, nein, um sich einen Spielfilm anzusehen. Den Vogel schoss mein Nachbar ab, der ab Olten bis Mannheim neben mir saß: Er hatte zwei Notebooks dabei, die er abwechselnd benutzte. Kurz vor Mannheim dann holte er auch noch einen eBook-Reader hervor.

Ich sprach von bedrückenden Erfahrungen. Ich hatte Katharina Kasper dabei. Mir wurde schlagartig bewusst: Das ist eine ganz andere Welt; und mit ihr lebe ich in einer ganz anderen Welt. Ihre Worte, die mir so wichtig sind, wären für diese Menschen Fremdworte, vergleichbar mit altchinesischen Hieroglyphen.

Ganz anders war meine Erfahrung in Gossau. Ich war bei K-TV und durfte dort mein neues Buch vorstellen. Viele lehnen K-TV als stockkonservativ ab. Mit dieser Wertung habe ich immer schon meine Probleme; denn ich denke, wir alle sind in der einen oder anderen Weise konservativ. Wir alle wollen irgendetwas bewahren.
Ich gebe zu, der Gottesdienst ist eher abschreckend; das aber liegt vor allem an dem Zelebranten. Sonst aber war die Erfahrung mit K-TV und seinen Mitarbeitern nur positiv. Und Katharina würde jetzt sicher sagen: „Was von Gott kommt, ist allezeit gut.“ (Brief 61) Mancher wendet jetzt vielleicht ein: Woher weiß man, das es von Gott kommt? Wenn man sich die Geschichte von K-TV, die durchaus eine Erfolgsgeschichte ist, genauer anschaut, dann kann man nur sagen, dieser Sender ist von Gott gewollt, sonst wäre das Projekt durch all die Steine, die man ihm in den Weg gelegt hat, und mit denen man geworfen hat, mit Sicherheit untergegangen.


„Tun wir alles zur Ehre Gottes, so ist alles gut und wird uns zum Heile dienen.“ (Brief 153) Was Katharina 1888 an die Schwestern in den USA schreibt, trifft auch hier zu. Was bei K-TV getan wird, geschieht zur Ehre Gottes. “Alles [geschieht] für Gott, alles mit Gott.“ (Brief  97) Deshalb ist es gut, deshalb dient es zum Heile – für die Menschen, die K-TV Leben verleihen, für die Menschen, die durch K-TV Lebensimpulse erhalten.

Haben Sie schon mal in K-TV reingeschaut? Tun Sie es doch mal. Sie müssen ja nicht mit dem Gottesdienst beginnen. Es gibt viele andere wertvolle Sendungen dort, z.B. die Lesungen mit Dr. Peter Dyckhoff zu seinem Buch „Dem Licht Christi folgen“.
STH


Samstag, 17. November 2012

Flieg hinaus in die Freiheit

Kennen Sie  das Lied von Tom Astor „Flieg, junger Adler“? Im Refrain heißt es:
„Flieg, junger Adler, hinaus in die Freiheit.
Schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf dein Herz, und folg´ nur den Gefühlen.
Ich wünsche dir viel Glück.“

Die Melodie dieses Liedes gefällt mir. Der Text macht mich stutzig, wenn ich an die tiefere Bedeutung des Adlers denke. Der Adler wird immer mit Freiheit in Verbindung gebracht. Die meisten Bilder vermitteln ja auch diesen Eindruck.

Bei Katharina Kasper findet man den Begriff „Freiheit“ überhaupt nicht, wohl aber das Wort „frei“. Zum einen kann man das sicher so erklären, dass Freiheit damals kein Thema war. Dass es gesellschaftlich wieder relevant wurde, das passierte ja erst später. Heute gehört Freiheit zur Grundsehnsucht des Menschen.

Zum anderen ist sicher eine Erklärung, dass Katharina die Freiheit lebt – die innere Freiheit, die so viel wichtiger ist als die äußere Freiheit, und die letztlich äußerlich frei sein lässt in jeder Lebenslage.


Katharina ist durchdrungen von dem Bewusstsein: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1) Sie weiß sich von Gott erkannt und hat Gott erkannt (vgl.  Gal 4,9). Das gibt ihr eine innere Freiheit, aus der ihr eine grenzenlose Sicherheit erwächst, die sie nach vorn schauen lässt, nie zurück. Je tiefer ihre Beziehung zu Christus wird, umso weniger hört sie auf ihr Herz, aber auf seinen Willen und seinen Geist. Wenn sie nur ihren Gefühlen gefolgt wäre, dann hätte sie keine Schwestern nach Amerika geschickt, dann hätte sie keine Höheren Töchterschulen übernommen. Hören auf seinen Geist, seinen Willen tun, - nur so ist es möglich, dass sie Werkzeug Gottes sein kann, durch das er ein solches Werk wie ihre Gemeinschaft entstehen lässt.

Der Adler hat mit Freiheit zu tun, aber mit einer Freiheit, die mir geschenkt wird, wenn ich Höheres, Größeres erstrebe, indem ich Gott suche und ihm in meinem Leben Raum gebe. Katharina, die einem Adler gleich, diese Freiheit lebt, drückt es einmal so aus:
„Ist dieses allezeit unsere Absicht und gute Meinung, frei zu werden von aller ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge und auf der anderen Seite nur das Wohlgefallen Gottes zu erstreben und nur zu leben, zu leiden für Gott, mit Gott und weil es Gott so will; alles Gute zu üben und alles Böse zu meiden, so werden wir hienieden schon genießen eine große Seligkeit in Gott, ja dann wird in allem und überall der Friede in Gott gefunden, und unsere Seele wird glücklich sein …“ (Brief 200)
Das ist eine Freiheit, neben der andere Formen des Freiseins kaum bestehen können.

Vielleicht könnte man die Liedstrophe umformulieren:
„Flieg, Adler, hinaus in die Freiheit,
schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf Gott und folg seinem Willen.
Ich wünsche dir seinen Segen.“
STH

Samstag, 10. November 2012

„Mein Jesus, mein alles“ (Brief 64)

Kennen Sie das Weihegebet an die Gottesmutter? Es gehört zu den täglichen Gebeten in meiner Gemeinschaft. Ich bin ganz ehrlich: Seit ich in der Gemeinschaft bin, habe ich Probleme mit diesem Gebet. Und meistens bete ich es auch nicht mit. Die Bedeutung Mariens im Heilsplan Gottes, ihre Bedeutung für die Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi, ihre Bedeutung für uns und in unserem Leben steht für mich außer Frage. Aber Hingabe an die Gottesmutter? Das ist für mich nicht stimmig.


Bronzeskulptur am Weg in Maria Laach
„Mein Jesus, mein alles, Dir bringe ich mich ganz dar. Um Dir meine Hingabe zu bezeigen, weihe ich Dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich selber ganz und gar. Weil ich also Dir gehöre, liebster Jesus, bewahre mich, beschütze mich als Dein Gut und Eigentum. Amen.“

Das ist stimmig. So kann ich beten, ohne irgendwelche Abwehrgefühle. Und ich bin sicher, dass ich ganz auf der Ebene von Katharina Kaspers Beten liege. Ihre Weise des Betens kennen wir durch ihre Briefe. Ihr ganzes Leben war ein einziges Gebet. Das Gebet war sozusagen ihr Atemzug. Von daher ist es ganz natürlich, ganz selbstverständlich, dass sie innerhalb eines Briefes plötzlich in ein Gebet wechselt.


„Mein Jesus, mein alles,
mein Jesus, mein Leben.
Mein Jesus, mein Gewinn.
Mein Jesus soll ganz mein sein,
und ich will ganz Dein sein.
O mein Jesus, meine Liebe!
Beschütze uns, o mein Jesus,
vor aller Sünde, vor allem Bösen.“ (Brief 97)

Gelebte Hingabe an den Herrn verlangt immer auch den verbalen Ausdruck. Aber was ich bete, muss mein Gebet sein. Dann ist es stimmig.
STH




Samstag, 3. November 2012

„Der Himmel ist alles wert“ (Brief 80)

In diesen Tagen feiern wir die Feste Allerheiligen und Allerseelen. Wir feiern alle Heiligen und alle Verstorbenen. Eigentlich ist das eine Doppelung. Wissen wir, wie viele der nicht offiziell heiliggesprochenen Verstorbenen heilig sind? Aber diese Doppelung macht auch deutlich, wie wichtig diese Gemeinschaft für die Kirche ist. Sie ist ja ein Teil der Kirche, in der wir leben. Wie lebendig gestaltet sich unser Alltag mit unseren Heiligen? Wahrscheinlich ist das bei uns allen noch ausbaufähig.

Ganz anders bei Katharina Kasper. Für sie ist die Gemeinschaft der Heiligen eine Realität, eine Wirklichkeit, mit der sie lebt. Wir „ müssen …  das neue himmlische Leben anziehen, wovon wir in diesem Leben schon einen kleinen Vorgeschmack des Himmels genießen werden, …  wo wir gerne mit Gott, unserer lieben Mutter Maria verkehren sowie mit unserm lieben Schutzengel und den Heiligen des Himmels und mit allen Bewohnern dieser [ himmlischen ] Welt.“ (Brief 101)
Für Katharina ist also auch der Himmel eine Realität, oder anders ausgedrückt: die Ewigkeit, das ewige Leben. Immer spricht sie von dem „schönen Himmel“, für den wir geschaffen sind, der unser Ziel ist. „Unsere Heimat ist ja nicht hienieden, sondern im Himmel will uns Gott haben.“ (Brief 213) Und nicht nur einmal spricht sie vom Himmel als „unser Vaterland“.

Katharina ist aber auch davon überzeugt, dass wir uns den Himmel gewissermaßen verdienen müssen. Der ist uns nicht automatisch sicher. „Geläutert und gereinigt müssen und wollen wir in dieser Welt werden, damit wir schnell zum lieben Gott gelangen in den schönen Himmel, unser ewiges Vaterland.“ (Brief 73) „Das Gute, was wir mit der reinen Absicht für Gott getan haben, wird für uns im Himmel aufbewahrt sein. … Eine kurze Zeit geduldig gelitten, tapfer gekämpft und gestritten und dafür eine solche Glückseligkeit in dem schönen Himmel, wo wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Betrachten wir doch oft die kurze Zeit und die lange Ewigkeit.“ (Brief 45)

Dass Katharina sich so auf den Himmel freut, heißt aber nicht, dass sie den Verlust lieber Menschen durch den Tod nicht spürt. Aber ihr tiefer Glaube an das ewige Leben bei Gott, gibt ihr die Sicherheit, dass alle Verstorbenen leben – in der Gemeinschaft der Heiligen. Und weil das so ist, sind sie für uns auch nicht wirklich verloren. Sie befinden sich sozusagen an der Quelle und können uns wirksame Hilfe zukommen lassen. Mit ihnen haben wir große Fürbitter im Himmel.
„Wenn ich nochmals einen Rückblick werfe auf Freud und Leid so sehe ich, dass der liebe Gott uns 25 Schwestern in die Ewigkeit gerufen hat, welches für unsere Berufszwecke und Pflichten ein großer Verlust ist. Auf der anderen Seite hoffen wir jedoch, einen großen Gewinn an Fürbittern im Himmel gewonnen zu haben. Der Herr hat sie gerufen nach seinem heiligen Willen, und damit wollen wir zufrieden sein und sagen: Es geschehe der heilige Wille Gottes.“ (Brief 164)

Ich gebe zu, dass ich viel zu wenig „Gebrauch mache“ von diesen Fürbittern im Himmel. Wahrscheinlich geht Ihnen das genauso. Vielleicht ginge es uns hier auf Erden viel besser, wenn wir sie mehr in Anspruch nähmen …
STH