Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 5. Mai 2012

"Ich bin nicht schuld."

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie ein kleines Häuschen hätten, gebaut für fünf Personen mit drei Zimmern, und in kürzester Zeit kommen noch mehr Menschen hinzu, bis Sie etwa zu 38 sind? Akuter Platzmangel führt dazu, dass Sie sich ziemlich auf der Pelle sitzen. Ständiger Geldmangel führt dazu, dass der Tisch nicht üppig gedeckt ist. Platz- und Geldmangel – es ist nur zu natürlich, dass man sich da Sorgen macht, oder?

Sie ahnen es: ich habe eine Situation umrissen, die Katharina Kasper erlebt.1853 ist das. Bischof Peter Josef Blum schreibt sie:

„ … Sonst geht es hier mit der Gnade Gottes gut. Unser Haus ist wieder recht angefüllt, aber, Hochwürdigster Herr, ich bin nicht schuld daran; denn ich weiß ja selbst nicht, wie es wirklich zugeht. (…) Es sind jetzt alle Novizinnen da. Sie haben alle einen schönen Eifer, nur wünsche ich bessere Leitung für sie in ihrer Nähe; denn man lernt niemand besser kennen als durch den Umgang des Lebens. Mit Novizen und Schwestern sind wir zu 20, mit Kindern und alle zusammen 38. Werden Sie aber nicht unruhig, dass wir nicht zum Leben hätten, denn ich bin ja nicht schuld und Sie auch nicht. Wenn er sie hierher führt, so wollen wir das Vertrauen haben, dass er es auch an dem Notwendigen nicht fehlen lässt, oder wenn es auch mal fehlen sollte, wir es ruhig ertragen können. (…)“ (Brief 5)

Ist nicht ein solches Gottvertrauen umwerfend? Es spiegelt Katharinas innere Haltung wider: Was auch immer geschieht, kommt von Gott. Was auch immer ihr zustößt, kommt von Gott. Was auch immer von ihr erwartet wird, kommt von Gott. Wenn das so ist, dann will er ihr etwas damit sagen. Dann wird er aber auch dafür sorgen, dass ihr die gegebene Situation zum Heil wird. Er weiß, und er wirkt, - wenn auch zu seiner Zeit. Dieses Vertrauen, dieses Wissen schenkt ihr eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit.

Nicht selten wünsche ich mir, ich wäre Katharina Kasper mal begegnet. Sie muss eine faszinierende Ausstrahlung gehabt haben – die wenigen Fotos von ihr bezeugen das eigentlich -, denn eine solche tiefe Ruhe und Gelassenheit prägt einen Menschen und seine Wirkung auf andere.

Wenn wir nur ein bisschen von Katharinas Gottvertrauen hätten, - unser Alltag wäre um ein vieles leichter. Wir müssen ihn ja nicht alleine leben.

Vielleicht sollten wir mehr um dieses Vertrauen beten!?
STH