Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 3. März 2012

Gnadenzeit?!

Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Fastenzeit eine Gnadenzeit ist? Normalerweise bringen wir doch das Abnehmen von Pfunden und den Verzicht auf alles Mögliche mit der Fastenzeit in Verbindung. Solche Gedanken sind Katharina Kasper ganz fern. Damals gibt es nicht viele übergewichtige Menschen. Die Zeiten sind viel zu arm, und man ist froh, wenn man über die Runden kommt. Und das Wort „Verzicht“ taucht bei ihr im Zusammenhang mit der Fastenzeit nicht auf.

Katharina gebraucht häufig die Worte „Abtötung“ und „Entsagung“. Was meint sie denn damit? Na ja, das ist gar nicht so einfach. In unserem Sprachgebrauch kommt das ja nicht vor.

Katharina sagt: „Es gibt ja jeden Tag was zu tragen und die Gelegenheit zur Abtötung.“ (Brief 254) Wenn man ins Wörterbuch schaut, dann liest man bei „abtöten“ einfach „unterdrücken“. Man soll also irgendwelche schlechten Eigenschaften oder Verlangen und Wünsche unterdrücken. Katharina meint aber mehr damit; denn wenn ich was unterdrücke, dann bricht es irgendwann mit aller Gewalt raus. Nein, sie meint: etwas mit Gottes Hilfe bearbeiten und an ihn abgeben. Und er macht was draus. Katharina lässt sich nicht vom Alltäglichen niederdrücken; sie ist eben adlergleich, sie erhebt sich darüber!

„Entsagen“ gebraucht Katharina häufig mit dem Verb „ertragen“. „Wir wollen Jesus nachahmen im Ertragen und Entsagen.“ (Brief 277) Laut Wörterbuch heißt „entsagen“: „freiwillig, aber schmerzlich auf etwas verzichten“. Bei Katharina liegt die Betonung auf „freiwillig“, denn das macht frei – frei für Gott; und darum geht es ja in der Fastenzeit.

Katharina ist übrigens ganz schön realistisch. Sie weiß: wer hart arbeitet, der kann nicht streng fasten. Und hart arbeiten müssen sie und ihre Schwestern gerade genug. Deshalb sagt sie: „Wir können ja nicht streng fasten. Aber wir wollen uns umso mehr bemühen, alle Beschwerden und Mühen innerlich und äußerlich, Leiden, Kämpfe und Versuchungen sowie alles, was uns Leiden verursacht, gerne zu ertragen und zu entsagen.“ (Brief 210)

Wenn wir so handeln, leben wir in der Nachfolge Jesu. Er musste ja auch all das ertragen und entsagen. Und wir werden frei – frei, um zu erkennen, was er für uns getan hat. Wir werden frei für ihn und erfahren, was er uns schenkt: Er schenkt uns alles – sich selbst.

„Fastenzeit … O welche Gnadenzeit für uns!“ (Brief 68)
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit.
STH