Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 29. Dezember 2012

Fest der Hl. Familie

Morgen feiert die Kirche das „Fest der Heiligen Familie“. Wussten Sie, dass es eine Verehrung der Heiligen Familie erst seit der Neuzeit gibt? Im 19. Jahrhundert bekommt sie einen Aufschwung; und regional und in Ordensgemeinschaften gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts ein liturgisches Fest der Hl. Familie. Seit der Liturgiereform wird es am Sonntag nach Weihnachten gefeiert. Alles das können Sie nachlesen bei Wikipedia.

Ich finde diese Infos hochinteressant. Katharina Kasper nämlich, die ja im 19. Jahrhundert lebt, ist eine große Verehrerin der hl. Familie, und sie ermuntert ihre Schwestern, es ihr gleichzutun. Mehr noch: „Die heilige Familie müssen wir ganz besonders verehren und nachahmen.“ (Brief  239)

Was fasziniert Katharina an der hl. Familie? Da ist zunächst die Armut und Einfachheit.
„Dieses ist ja auch das, was glücklich macht, Armut und Einfachheit; … Die heilige Familie bewohnte noch ein kleineres Häuschen; also haben die kleinen Wohnungen die meiste Ähnlichkeit mit der heiligen Familie. Befleißigen Sie sich nur umso mehr, auch dem Innern nach den drei heiligen Personen ähnlich zu werden; so sind Sie ja mit die glücklichsten Leute auf dieser Welt.“ (Brief 135)
Unter Einfachheit meint Katharina das, was wir heute unter materieller Armut verstehen. Besser ist vielleicht noch: Anspruchslosigkeit. Denn – Sie erinnern sich – arm waren die Menschen damals alle. Das war kein Zustand, den man idealerweise erstreben wollte oder musste. Ganz anders das, was Katharina unter Armut versteht. Für sie ist das das Bewusstsein der totalen Abhängigkeit von Gott. Diese Armut ist das Fundament ihres Lebens und das ihrer Schwestern und muss es bleiben.

Beide Formen der Armut erkennt Katharina bei der hl. Familie. In ihrer Situation, wie sie uns an Weihnachten überliefert wird, sind sie total abhängig von der göttlichen Liebe und Weisung. Für ihre materielle Armut sind Stall und Krippe die überzeugendsten Beweise.

Katharina möchte aber auch „dem Inneren nach den drei heiligen Personen ähnlich … werden“. Was sie damit meint, wird an anderer Stelle deutlicher:
„Die hl. Familie ist ja unser Vorbild, der wir nachfolgen sollen in allen Tugenden …“ (Brief 131)

Wenn wir über die hl. Familie nachdenken, finden wir sicher viele solcher „hervorragende Eigenschaften“ – so die Definition von Tugend. Da ist zuerst Marias vorbehaltlose Bereitschaft, Gottes Auftrag anzunehmen; da ist Josefs Selbstlosigkeit, mit der er Mutter und Kind annimmt; da ist der Gehorsam des Kindes seinen irdischen Eltern gegenüber. Da ist die hörende Offenheit Gott gegenüber. Da ist die Selbstverständlichkeit, mit der in Demut die Armut gelebt wird …

„Die hl. Familie ist ja unser Vorbild.“ – Kann sie auch Ihr Vorbild sein?
STH

Montag, 24. Dezember 2012

Gesegnetes Weihnachtsfest

„Was soll ich denn Ihnen … wünschen? Den Frieden, welchen die Engel verkündigt, Friede den Menschen, welche einen guten Willen haben. O wie tröstlich: die einen guten Willen haben, sollen schon den Frieden haben. Ja, von Herzen wünsche ich … Frieden im Herzen und Hause. O wie glücklich werden wir sein, wenn wir ihn besitzen ... Ja, wir wollen mit Gottes Gnade das alte Jahr schließen nach Gottes heiligem Willen, der wolle alle unsere unvollkommenen Werke durch seine Verdienste ersetzen, wo wir es haben fehlen lassen. Mit Vertrauen wollen wir das kommende Jahr anfangen, wenn der Herr es uns erleben lässt. Möchte der Herr selbst unser Führer sein im neuen Jahr. (…)“ (Katharina Kasper im Brief 181)

Krippe in der Klosterkirche Dernbach (Ausschnitt)

Samstag, 22. Dezember 2012

„Selig ist die, die geglaubt hat …“

Den vierten Adventssonntag dürfen wir ja noch feiern. Aber ansonsten haben wir nicht viel von dieser vierten Adventswoche. Eigentlich gar nichts, denn Montag ist ja schon Heiliger Abend.

Liturgisch und heilsgeschichtlich ist der 4. Advent ganz wichtig. Im Mittelpunkt steht ja Maria, die Ja gesagt hat, - zu dem Unbegreiflichen, das Gott ihr sagen ließ. „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Für Katharina Kasper und ihre Gemeinschaft ist diese Antwort Mariens von existentieller Bedeutung. Sie erinnern sich - ich habe schon früher davon gesprochen. Von dieser Antwort leitet sich der Name der Gemeinschaft ab – „Arme Dienstmägde Jesu Christi“ -, und Mariens Hingabe an den Willen Gottes wird zum Vorbild für Katharina und ihre Schwestern. 


Altarraum der Klosterkirche in Dernbach
vor der Restaurierung:
Die Bedeutung Mariens für die Heilsgeschichte
und die Gemeinschaft wird deutlich
in der Darstellung der apokalyptischen Frau.
 „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ So heißt es im Lukasevangelium. Elisabeth spricht es ihrer Cousine Maria zu, als diese sie besucht. Aber es gilt auch für Katharina Kasper. Sie ist selig – sogar offiziell seliggesprochen – weil sie geglaubt hat. Gott sprach zu ihr – durch den Heiligen Geist. Der ist für Katharina eine solche Realität, dass sie vollkommen überrascht ist, als sie erfährt, dass das wirklich nicht bei allen Menschen der Fall ist. Durch den Heiligen Geist bekommt sie den Auftrag, das kleine Häuschen zu bauen. Der Heilige Geist lässt sie wissen, welche Schritte sie als nächstes gehen soll. Der Heilige Geist offenbart ihr den Namen der Gemeinschaft. Der Heilige Geist lässt sie in einer Vision erkennen, wie das spätere Ordenskleid aussehen soll. „Der Heilige Geist hat mir das gesagt“ – das ist ein geflügeltes Wort bei Katharina.

Katharina glaubt, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen lässt. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass es eintreten wird. Und das macht sie zu einem Felsen in der Brandung der kopfschüttelnden Zeitgenossen.

Und sie vertraut auf Maria. Ihre Hilfe ist ihr wichtig. „Unter deinen Schutz fliehen wir und verbergen uns. Leite, führe und schütze uns alle, Maria, und trage Sorge, dass wir und alle … Gott lieben und Gott dienen.“ (Brief 81) Oft nennt Katharina die Gottesmutter, deren Vorbild sie nacheifern möchte, einfach ihre „liebe Mutter“. „Möchte ganz besonders unsere liebe Mutter Maria, meine Mutter und unsere Schutzpatronin, uns schützen vor allem Bösen und führen zu allem Guten und unsere liebe Mutter sein und bleiben in der Zeit und Ewigkeit.“ (Brief 129)

Selig seid ihr, die ihr geglaubt habt – wäre das nicht toll, wenn man das auch von uns sagen könnte? Jeder Tag bringt genug Möglichkeiten, sich einzuüben. Und gerade im Unbegreiflichen begegnet uns Gott.
STH



Samstag, 15. Dezember 2012

Gaudete

Gaudete – Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.

Das ist Thema des 3. Adventssonntages. Warum steht denn da die Freude im Mittelpunkt? Vielleicht haben Sie sich das auch schon mal gefragt.



Die Freude, die unser Leben prägen soll, kommt aus der liebenden Nähe des Herrn, den wir erwarten, der zu uns kommt, dem wir entgegengehen sollen. Johannes der Täufer, der ja wieder im Zentrum der Verkündigung steht, zeigt uns, wie unsere Erwartung, unser Entgegengehen konkret werden kann: zum einen indem wir umkehren zu Gott, zum anderen, dass wir Taten der Menschlichkeit tun. Dann wird sein Kommen Heiligung und Heil für uns bedeuten.

Auch für Katharina Kasper gehört die Gottes- und Nächstenliebe zusammen. So selbstverständlich die Gottesliebe für sie ist, so selbstverständlich ist für sie die Nächstenliebe. Aber sie weiß auch, dass man etwas dafür einsetzen muss.
„Scheuen wir kein Opfer und keine Mühe, um die tiefste Demut und die größte Gottes- und Nächstenliebe zu erlangen, durch welche unsere Seelen dem lieben guten Gott näher gebracht werden. Aus dieser wahren Gottesliebe erwächst uns auch die wahre Nächstenliebe, die das Band der schwesterlichen Liebe um so fester knüpft.“ (Brief 11)
Für die „schwesterliche Liebe“ können wir auch familiäre Liebe, geschwisterliche Liebe, eheliche Liebe etc. einsetzen.

Meine Gottes- und Nächstenliebe prägt das Miteinander mit den Menschen, mit denen ich lebe. Dass das mit Freude zu tun hat, versteht sich von selbst. Katharina bringt das ja auch oft zum Ausdruck. Zum Beispiel, wenn sie sagt: „Dass Sie und die lieben Schwestern [ Ihre Hausgenossen, könnte man sagen ] glücklich zusammen sind und miteinander in Frieden leben und wirken, ist ja ein großes Glück für Sie und für mich, und besonders wird sich der liebe Gott erfreuen.“ (Brief 174)

Der Herr freut sich also an der Freude, die unser Leben prägt. Toller Gedanke, finden Sie nicht? Und so einfach. In diesem Sinne: Gaudete – Freut euch im Herrn und auf den Herrn.
STH



Samstag, 8. Dezember 2012

„Alles, was Gott tut, ist gut.“


Letzte Woche war ich auf der Beerdigung eines 52jährigen Mannes, der ganz plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen worden war. Das Eröffnungslied des Requiems – die Lieder hatten seine Frau und seine Familie ausgesucht – war: „Was Gott tut, das ist wohlgetan“. Drei Strophen. Im ersten Moment blieb mir die Luft weg. Welch ein Vertrauen, dachte ich dann. Welch ein Zeugnis auch.

„Alles, was Gott tut, ist gut.“ (Brief 166) Das sagt Katharina Kasper. Sie schreibt diese Worte an die amerikanischen Schwestern, die im Jahre 1889 acht Schwestern zu Grabe tragen mussten, meist jüngere.

Gott ist es, der den Menschen abberuft; und er hat seine Gründe, wenn er das plötzlich und unerwartet tut. Das wird in beiden Fällen deutlich. Wenn es gut ist, was er tut, dann ist es gut für alle Beteiligten, auch wenn man das vielleicht in der Stunde des Verlustes und der Trauer nicht sofort so sehen kann. Wenn das gut ist, was er tut, dann sind seine Zumutungen mit der Gewissheit verbunden, dass ich das Kreuz auch tragen kann.

 „Alles, was Gott tut, ist gut.“ Das trifft für Katharina auf alles zu, was ihr begegnet und geschieht. Da macht sie keine Ausnahme. Und in 69 Jahren – so alt ist sie, als sie diesen Brief schreibt – ist vieles geschehen, was nicht leicht zu bewältigen war. Aber aufgrund ihrer Haltung kann Katharina ruhig und gelassen bleiben. Ja, sie kann sogar sagen: „Hier geht noch alles nach Gottes heiligem Willen gut.“ (Brief 166) Was er zulässt, ist gut, und wir dürfen uns – deshalb – darüber nicht beklagen. „Tragen wir gerne unser Kreuz, weil ja unser Heiland dasselbe getragen hat für unsere Sünden.“ (Brief 166)

Wenn diese Haltung unseren Alltag prägen könnte, dann ginge es uns sicher oft viel besser. Die Hingabe an seinen Willen, Vertrauen und Zuversicht sind unbezwingbare göttliche Waffen …
STH


Samstag, 1. Dezember 2012

Schon wieder Advent!?

Schon wieder Advent. Schon wieder Warten auf den Erlöser. Schon wieder Ausschau halten, sich bereit halten für Sein Kommen. Alle Jahre wieder. Was soll das, da wir doch daran glauben, dass Er gekommen ist? Da wir doch daran glauben, dass Er da ist - bei uns, mit uns, in uns da ist?

Aber - wer von uns kann sagen, dass sie sich seit dem letzten Advent nicht verändert hat? Wer von uns kann sagen, dass er noch derselbe ist wie vor einem Jahr? Weil wir heute anders sind, anders denken und fühlen, ist auch der Advent 2012 ein anderer als vor einem Jahr. Vielleicht gelingt uns dieses Jahr, was uns im vergangenen nicht gelungen ist. Vielleicht können wir uns diesmal aufrichten und unsere Häupter wirklich erheben, weil wir ein wenig mehr begreifen, was Erlösung für uns bedeutet. Er-lösung – Er löst uns von allem, was uns unfrei macht, was uns fesselt, was uns gefangen hält. Er löst, befreit uns von allem, was nicht die göttliche Freiheit ist, wenn wir uns betend auf Ihn hin ausrichten – wieder neu.

Die Erinnerung ist wichtig. Mit der Er-innerung wird Er verinnerlicht, wird Er in uns geboren. Erst dann ist Weihnachten möglich. „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.“ Diese Worte von Angelus Silesius machen deutlich, wie wichtig es ist, dass wir jedes Jahr neu die Chance bekommen, Advent zu feiern.

„Es kommt jetzt wieder die schöne Adventszeit, aber auch zugleich die unruhige Zeit, wo es viel … zu tun gibt.“ (Brief 177) So schreibt Katharina Kasper 1890 an eine Mitschwester. Sie machte damals also schon die gleiche Erfahrung wie wir heute. Sie weiß aber auch, wie wichtig es ist, diese Zeit gut zu nutzen: „Wir wollen uns umsomehr sammeln in der heiligen Adventszeit und beten und uns vorbereiten auf die schöne Zeit der Gnaden...Was ist denn nur noch schön auf dieser Welt, als für Gott leben und ihm treu dienen.“ (Brief 223) Gilt das nicht auch für uns heute?
STH






Samstag, 24. November 2012

Interessante Erfahrungen

Ich bin ehrlich: Eigentlich weiß ich so gar nicht, was ich heute schreiben soll. Die Eindrücke der letzten Woche waren so vielfältig und intensiv …

Gestern kam ich aus Gossau zurück. Als ich nach Hause kam, lag eine siebenstündige  Bahnfahrt hinter mir. Wann sind Sie das letzte Mal so lange mit dem Zug gefahren? Diese Erfahrung war bedrückend: Beinahe jeder Fahrgast kam herein, nahm seinen Platz in Besitz und zückte sein Handy oder Smartphone  – entweder um zu telefonieren oder zu spielen oder beides, wenn das erstere abgeschlossen war. Jeder zweite Fahrgast kam herein, nahm seinen Platz in Besitz und baute sein Notebook auf, - nicht zum arbeiten, nein, um sich einen Spielfilm anzusehen. Den Vogel schoss mein Nachbar ab, der ab Olten bis Mannheim neben mir saß: Er hatte zwei Notebooks dabei, die er abwechselnd benutzte. Kurz vor Mannheim dann holte er auch noch einen eBook-Reader hervor.

Ich sprach von bedrückenden Erfahrungen. Ich hatte Katharina Kasper dabei. Mir wurde schlagartig bewusst: Das ist eine ganz andere Welt; und mit ihr lebe ich in einer ganz anderen Welt. Ihre Worte, die mir so wichtig sind, wären für diese Menschen Fremdworte, vergleichbar mit altchinesischen Hieroglyphen.

Ganz anders war meine Erfahrung in Gossau. Ich war bei K-TV und durfte dort mein neues Buch vorstellen. Viele lehnen K-TV als stockkonservativ ab. Mit dieser Wertung habe ich immer schon meine Probleme; denn ich denke, wir alle sind in der einen oder anderen Weise konservativ. Wir alle wollen irgendetwas bewahren.
Ich gebe zu, der Gottesdienst ist eher abschreckend; das aber liegt vor allem an dem Zelebranten. Sonst aber war die Erfahrung mit K-TV und seinen Mitarbeitern nur positiv. Und Katharina würde jetzt sicher sagen: „Was von Gott kommt, ist allezeit gut.“ (Brief 61) Mancher wendet jetzt vielleicht ein: Woher weiß man, das es von Gott kommt? Wenn man sich die Geschichte von K-TV, die durchaus eine Erfolgsgeschichte ist, genauer anschaut, dann kann man nur sagen, dieser Sender ist von Gott gewollt, sonst wäre das Projekt durch all die Steine, die man ihm in den Weg gelegt hat, und mit denen man geworfen hat, mit Sicherheit untergegangen.


„Tun wir alles zur Ehre Gottes, so ist alles gut und wird uns zum Heile dienen.“ (Brief 153) Was Katharina 1888 an die Schwestern in den USA schreibt, trifft auch hier zu. Was bei K-TV getan wird, geschieht zur Ehre Gottes. “Alles [geschieht] für Gott, alles mit Gott.“ (Brief  97) Deshalb ist es gut, deshalb dient es zum Heile – für die Menschen, die K-TV Leben verleihen, für die Menschen, die durch K-TV Lebensimpulse erhalten.

Haben Sie schon mal in K-TV reingeschaut? Tun Sie es doch mal. Sie müssen ja nicht mit dem Gottesdienst beginnen. Es gibt viele andere wertvolle Sendungen dort, z.B. die Lesungen mit Dr. Peter Dyckhoff zu seinem Buch „Dem Licht Christi folgen“.
STH


Samstag, 17. November 2012

Flieg hinaus in die Freiheit

Kennen Sie  das Lied von Tom Astor „Flieg, junger Adler“? Im Refrain heißt es:
„Flieg, junger Adler, hinaus in die Freiheit.
Schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf dein Herz, und folg´ nur den Gefühlen.
Ich wünsche dir viel Glück.“

Die Melodie dieses Liedes gefällt mir. Der Text macht mich stutzig, wenn ich an die tiefere Bedeutung des Adlers denke. Der Adler wird immer mit Freiheit in Verbindung gebracht. Die meisten Bilder vermitteln ja auch diesen Eindruck.

Bei Katharina Kasper findet man den Begriff „Freiheit“ überhaupt nicht, wohl aber das Wort „frei“. Zum einen kann man das sicher so erklären, dass Freiheit damals kein Thema war. Dass es gesellschaftlich wieder relevant wurde, das passierte ja erst später. Heute gehört Freiheit zur Grundsehnsucht des Menschen.

Zum anderen ist sicher eine Erklärung, dass Katharina die Freiheit lebt – die innere Freiheit, die so viel wichtiger ist als die äußere Freiheit, und die letztlich äußerlich frei sein lässt in jeder Lebenslage.


Katharina ist durchdrungen von dem Bewusstsein: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1) Sie weiß sich von Gott erkannt und hat Gott erkannt (vgl.  Gal 4,9). Das gibt ihr eine innere Freiheit, aus der ihr eine grenzenlose Sicherheit erwächst, die sie nach vorn schauen lässt, nie zurück. Je tiefer ihre Beziehung zu Christus wird, umso weniger hört sie auf ihr Herz, aber auf seinen Willen und seinen Geist. Wenn sie nur ihren Gefühlen gefolgt wäre, dann hätte sie keine Schwestern nach Amerika geschickt, dann hätte sie keine Höheren Töchterschulen übernommen. Hören auf seinen Geist, seinen Willen tun, - nur so ist es möglich, dass sie Werkzeug Gottes sein kann, durch das er ein solches Werk wie ihre Gemeinschaft entstehen lässt.

Der Adler hat mit Freiheit zu tun, aber mit einer Freiheit, die mir geschenkt wird, wenn ich Höheres, Größeres erstrebe, indem ich Gott suche und ihm in meinem Leben Raum gebe. Katharina, die einem Adler gleich, diese Freiheit lebt, drückt es einmal so aus:
„Ist dieses allezeit unsere Absicht und gute Meinung, frei zu werden von aller ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge und auf der anderen Seite nur das Wohlgefallen Gottes zu erstreben und nur zu leben, zu leiden für Gott, mit Gott und weil es Gott so will; alles Gute zu üben und alles Böse zu meiden, so werden wir hienieden schon genießen eine große Seligkeit in Gott, ja dann wird in allem und überall der Friede in Gott gefunden, und unsere Seele wird glücklich sein …“ (Brief 200)
Das ist eine Freiheit, neben der andere Formen des Freiseins kaum bestehen können.

Vielleicht könnte man die Liedstrophe umformulieren:
„Flieg, Adler, hinaus in die Freiheit,
schau nur nach vorn, nie zurück.
Hör auf Gott und folg seinem Willen.
Ich wünsche dir seinen Segen.“
STH

Samstag, 10. November 2012

„Mein Jesus, mein alles“ (Brief 64)

Kennen Sie das Weihegebet an die Gottesmutter? Es gehört zu den täglichen Gebeten in meiner Gemeinschaft. Ich bin ganz ehrlich: Seit ich in der Gemeinschaft bin, habe ich Probleme mit diesem Gebet. Und meistens bete ich es auch nicht mit. Die Bedeutung Mariens im Heilsplan Gottes, ihre Bedeutung für die Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi, ihre Bedeutung für uns und in unserem Leben steht für mich außer Frage. Aber Hingabe an die Gottesmutter? Das ist für mich nicht stimmig.


Bronzeskulptur am Weg in Maria Laach
„Mein Jesus, mein alles, Dir bringe ich mich ganz dar. Um Dir meine Hingabe zu bezeigen, weihe ich Dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich selber ganz und gar. Weil ich also Dir gehöre, liebster Jesus, bewahre mich, beschütze mich als Dein Gut und Eigentum. Amen.“

Das ist stimmig. So kann ich beten, ohne irgendwelche Abwehrgefühle. Und ich bin sicher, dass ich ganz auf der Ebene von Katharina Kaspers Beten liege. Ihre Weise des Betens kennen wir durch ihre Briefe. Ihr ganzes Leben war ein einziges Gebet. Das Gebet war sozusagen ihr Atemzug. Von daher ist es ganz natürlich, ganz selbstverständlich, dass sie innerhalb eines Briefes plötzlich in ein Gebet wechselt.


„Mein Jesus, mein alles,
mein Jesus, mein Leben.
Mein Jesus, mein Gewinn.
Mein Jesus soll ganz mein sein,
und ich will ganz Dein sein.
O mein Jesus, meine Liebe!
Beschütze uns, o mein Jesus,
vor aller Sünde, vor allem Bösen.“ (Brief 97)

Gelebte Hingabe an den Herrn verlangt immer auch den verbalen Ausdruck. Aber was ich bete, muss mein Gebet sein. Dann ist es stimmig.
STH




Samstag, 3. November 2012

„Der Himmel ist alles wert“ (Brief 80)

In diesen Tagen feiern wir die Feste Allerheiligen und Allerseelen. Wir feiern alle Heiligen und alle Verstorbenen. Eigentlich ist das eine Doppelung. Wissen wir, wie viele der nicht offiziell heiliggesprochenen Verstorbenen heilig sind? Aber diese Doppelung macht auch deutlich, wie wichtig diese Gemeinschaft für die Kirche ist. Sie ist ja ein Teil der Kirche, in der wir leben. Wie lebendig gestaltet sich unser Alltag mit unseren Heiligen? Wahrscheinlich ist das bei uns allen noch ausbaufähig.

Ganz anders bei Katharina Kasper. Für sie ist die Gemeinschaft der Heiligen eine Realität, eine Wirklichkeit, mit der sie lebt. Wir „ müssen …  das neue himmlische Leben anziehen, wovon wir in diesem Leben schon einen kleinen Vorgeschmack des Himmels genießen werden, …  wo wir gerne mit Gott, unserer lieben Mutter Maria verkehren sowie mit unserm lieben Schutzengel und den Heiligen des Himmels und mit allen Bewohnern dieser [ himmlischen ] Welt.“ (Brief 101)
Für Katharina ist also auch der Himmel eine Realität, oder anders ausgedrückt: die Ewigkeit, das ewige Leben. Immer spricht sie von dem „schönen Himmel“, für den wir geschaffen sind, der unser Ziel ist. „Unsere Heimat ist ja nicht hienieden, sondern im Himmel will uns Gott haben.“ (Brief 213) Und nicht nur einmal spricht sie vom Himmel als „unser Vaterland“.

Katharina ist aber auch davon überzeugt, dass wir uns den Himmel gewissermaßen verdienen müssen. Der ist uns nicht automatisch sicher. „Geläutert und gereinigt müssen und wollen wir in dieser Welt werden, damit wir schnell zum lieben Gott gelangen in den schönen Himmel, unser ewiges Vaterland.“ (Brief 73) „Das Gute, was wir mit der reinen Absicht für Gott getan haben, wird für uns im Himmel aufbewahrt sein. … Eine kurze Zeit geduldig gelitten, tapfer gekämpft und gestritten und dafür eine solche Glückseligkeit in dem schönen Himmel, wo wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Betrachten wir doch oft die kurze Zeit und die lange Ewigkeit.“ (Brief 45)

Dass Katharina sich so auf den Himmel freut, heißt aber nicht, dass sie den Verlust lieber Menschen durch den Tod nicht spürt. Aber ihr tiefer Glaube an das ewige Leben bei Gott, gibt ihr die Sicherheit, dass alle Verstorbenen leben – in der Gemeinschaft der Heiligen. Und weil das so ist, sind sie für uns auch nicht wirklich verloren. Sie befinden sich sozusagen an der Quelle und können uns wirksame Hilfe zukommen lassen. Mit ihnen haben wir große Fürbitter im Himmel.
„Wenn ich nochmals einen Rückblick werfe auf Freud und Leid so sehe ich, dass der liebe Gott uns 25 Schwestern in die Ewigkeit gerufen hat, welches für unsere Berufszwecke und Pflichten ein großer Verlust ist. Auf der anderen Seite hoffen wir jedoch, einen großen Gewinn an Fürbittern im Himmel gewonnen zu haben. Der Herr hat sie gerufen nach seinem heiligen Willen, und damit wollen wir zufrieden sein und sagen: Es geschehe der heilige Wille Gottes.“ (Brief 164)

Ich gebe zu, dass ich viel zu wenig „Gebrauch mache“ von diesen Fürbittern im Himmel. Wahrscheinlich geht Ihnen das genauso. Vielleicht ginge es uns hier auf Erden viel besser, wenn wir sie mehr in Anspruch nähmen …
STH


Samstag, 27. Oktober 2012

„Choral ist ja eigentlich nur für Männer“

Exerzitien sind geistliche Übungen. Darunter versteht man das Gebet, die Lesung der Bibel, die Meditation und was man sonst noch so zur Ehre Gottes tun kann. Man könnte auch sagen: In diesen Tagen hat man mehr Zeit für Gott.
Alle Ordensschwestern und Priester sind dazu angehalten, einmal im Jahr eine Woche Exerzitien zu machen. Ich habe das nie als eine Verpflichtung empfunden, sondern als ein Geschenk, das mir meine Gemeinschaft macht. Endlich viel Zeit haben, um mit Gott ins Gespräch zu kommen, seine Nähe zu erfahren, "in ihm zu ruhen" und "seine Gegenwart zu genießen" (Brief 67), wie Katharina Kasper sagt.

Ich war dieses Jahr in der Benediktinerabtei Maria Laach. Der Gregorianische Choral hat was. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann gelingt es ihm wirklich, einen abzuholen, in die Stille zu führen, etwas von Gottes Herrlichkeit erfahren zu lassen. Aber ich bin ganz ehrlich: Immer wollte ich es nicht. Da gefällt mir unser Offizium, unser Breviergebet doch besser. Und ich bin sehr dankbar, dass sich Katharina Kasper damals gegen den Gregorianischen Gesang entscheidet.

Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel
Das tut sie nämlich. 1883 schreibt sie an den Bischof: „Erlauben Sie, Hochwürdigster Herr Bischof, dass ich Ihnen eine Frage vorlege, welche anfängt, für uns recht wichtig zu werden: `Ist es notwendig und Ihr direkter Wunsch, dass in unserer Klosterkapelle der Choralgesang strikte durchgeführt wird?´ Es ist dieses für uns Klosterfrauen nicht gut, und der Choral ja auch eigentlich nur für Männer. Ich glaube nicht, dass derselbe beiträgt, das innere Gebet in den Herzen der jungen Schwestern zu fördern, wozu ja namentlich das Noviziatsjahr ist. Unsere Novizinnen, welche jetzt im nächsten Monate ihr Noviziat beendigen, haben den lateinischen Gesang mit vieler Mühe und großer Zeitaufwendung erlernt. Jetzt gehen sie hinaus und können denselben nie verwerten. Sollen wir nun wieder aufs Neue anfangen und dieses jedes Noviziatsjahr wiederholen? Ich würde Ihnen, Hochwürdigster Herr, sehr dankbar sein, wenn Sie uns für unsere Klosterkapelle von dem lateinischen Gesange dispensierten. Wir wollen uns dann ganz genau mit den deutschen Gesängen an das Gesangbuch unserer Diözese halten und so viel wie möglich durch einen guten Gesang Gott verherrlichen. Als dann kann auch die ganze Gemeinde mitsingen, während jetzt an Festtagen die Männer und Jünglinge, wie es den Anschein hat, sich in der Kirche langweilen, weil sie nicht mitsingen können.“ (Band II, Brief 75)

Ist es nicht herrlich, wie freimütig und selbstbewusst Katharina hier dem Bischof gegenüber auftritt? Der aber hatte wohl gar nicht die Absicht, der Gemeinschaft den Gregorianischen Gesang „aufzudrücken“. Er hatte lediglich den Wunsch, dass in den Pfarrkirchen an den Hochfesten auch der lateinische Choralgesang verwendet würde. Das ist ja in vielen Gemeinden bis heute so – zumindest an dem zweiten Feiertag zu Ostern oder Weihnachten oder Pfingsten.
STH

Samstag, 20. Oktober 2012

Mittel zum Glück

„Es ist dieses ein üblicher Gebrauch, sich gegenseitig Glück zu wünschen; jedoch sollen wir nicht allein wünschen glücklich zu sein, sondern wir wollen wahrhaft das Glück suchen und die Mittel anwenden und gebrauchen, welche uns glücklich machen können, und wodurch der liebe Gott uns glücklich machen kann und machen will.“ (Brief 200)

Das Glück suchen? Die Mittel anwenden, die uns glücklich machen können? Zwei Gedanken, die aufmerken lassen.

Wir suchen sicher alle unser Glück. Aber Katharina versteht unter dieser Suche etwas anderes als wir das gemeinhin tun. Es gibt da Mittel, die wir zu Hilfe nehmen können. Es gibt da Mittel, mit denen wir das Glück finden können.

Was sind das für Mittel? Zu allererst spricht sie von der Reinheit des Herzens, der Gedanken, Worte und Werke, des Verstandes, des Willens. Damit meint sie Klarheit, Echtheit, Lauterkeit, die uns prägen sollen. Dann spricht sie von der „ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge“ (Brief 200), die wir meiden sollen. Auch das hat mit Reinheit zu tun. Wenn unsere Liebe lauter, echt und klar ist, dann bleiben wir frei, machen andere frei, und unsre Liebe spiegelt die Liebe Gottes wider. Wir sollen das „Gute … üben und das Böse … meiden“ (vgl. Brief 200). Wir sollen das Wohlgefallen Gottes erstreben und nur leben für Gott. Wir sollen miteinander wirken und arbeiten, ertragen und entsagen, gerne die Last des anderen tragen.

„Damit sind so einigermaßen die Mittel und Wege bezeichnet, die uns in dieser Welt das Glück finden lassen“, meint Katharina abschließend. „Suchen wir nun mit Ernst dieselben zu benutzen, damit wir in der Zeit und in der Ewigkeit glücklich werden und jenen Frieden finden, den die Welt nicht geben und nicht nehmen kann.“ (Brief 200)

Glück hat also, das sehen wir wieder, für Katharina mit Frieden im Herzen und im Hause zu tun. Glück hat vor allem mit Gott zu tun. Und Katharina scheut sich nicht, deutlich festzustellen: „Traurig, wenn man sein Glück anders suchen will, wo es nicht zu finden ist.“ (Brief 33)

Aber mal ganz ehrlich: Suchen wir nicht oft ganz woanders? Und dabei strengen wir uns an und verausgaben uns und verlieren uns und werden letztlich enttäuscht und frustriert. Darunter dann haben unsere Mitmenschen zu leiden. Katharinas Weg ist viel einfacher und niemals vergeblich. Denn wenn wir Gott suchen, lässt er sich finden. Das lehrt uns schon die Bibel.

Versuchen wir es doch mal, um dann Katharinas Erfahrung zu machen: „Ach mein Gott, was könnte uns denn außer dir noch glücklich machen? (Brief 281) … Das Glück in Gott suchen und finden, ist wahres Glück …“ (Brief 271)
(STH)

Samstag, 13. Oktober 2012

Frieden im Hause und Herzen

Der Haussegen hängt schief – eine Erfahrung, die wir alle schon gemacht haben. Es spielt keine Rolle, wer schuldig ist. Wenn Unfrieden herrscht, berührt das alle Betroffenen; und alle Betroffenen leiden darunter. Glücklich ist dann keiner.

„Friede im Herzen und im Hause ist das größte Glück“, sagt Katharina Kasper in vielen ihrer Briefe (u.a. Brief 180). Interessant ist, dass sich diese Aussage in den späteren Briefen häuft. Sicher spielt da die Erfahrung eine Rolle: Wo Menschen zusammenleben, da menschelt es – mal mehr, mal weniger. Von daher ist es verständlich, dass sie es als Glück bezeichnet, „schwesterlich miteinander zu leben, zu wirken und zu tragen“ (Brief 257).

Katharina bringt den Frieden im Hause immer mit dem Frieden im Herzen in Verbindung. Das heißt doch, dass der Friede im eigenen Herzen Voraussetzung ist für den Frieden im Hause. Wenn man einmal darüber nachdenkt, ist das eigentlich logisch. Wenn ich zufrieden bin mit meinem Leben, wenn ich Ja sagen kann zu dem, wer und was ich bin und wie ich geworden bin mit allen Ecken und Kanten, wenn ich mich selbst annehmen kann trotz allem, dann gehe ich mit meinem Mitmenschen gelassen um; dann ist meine Toleranzgrenze ihm gegenüber viel weiter; dann bringen mich Banalitäten nicht auf die Palme; dann reagiere ich nicht empfindlich schon auf Kleinigkeiten. Und der Friede im Hause ist nicht durch mich gefährdet.

„Friede im Herzen“ – Katharina sagt ganz klar, was dazu die Voraussetzung ist: „… wenn einmal das Geräusch der bösen Leidenschaft gedämpft ist und Ruhe in der Seele, in allen Werken und Handlungen ist“ (u.a. Brief 200). Ein hoher Anspruch, nicht wahr? Dessen ist sich Katharina auch bewusst. Gerade die Zufriedenheit mit sich selbst, bezeichnet sie als „die größte Kunst“ (vgl. Brief 136).

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dem allen zustimmen können. Aber wie gelangt man zu diesem Frieden im Herzen und Hause, der das größte Glück ist? Dieses Glück müssen wir suchen. Es fällt uns nicht in den Schoß. Wir müssen etwas – ganz viel! – dafür einsetzen. Der „einfachste“ Weg: die Liebe zu Gott. „Wir müssen wachsen und zunehmen wollen … in der Liebe zu Gott, die das Zusammenleben glücklich macht.“ (vgl. Brief 221)

Merken Sie, wie biblisch Katharina hier ist? Auch für sie gehören die Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst zusammen. Nur wenn es mit allen dreien stimmt, dann ist der Mensch glücklich.

„Die Übung macht den Meister. Leben wir ernstlich für Gott …, so leben wir glücklich, zufrieden mit Gott und mit unsern Mitmenschen und mit uns selbst, welches die größte Kunst ist.“ (Brief 136)

Ist dieses Glück nicht allen Einsatz wert? Ich denke schon.
STH

Samstag, 6. Oktober 2012

Wollen Sie glücklich sein?

Eigentlich ist das eine blöde Frage, oder? Wer will nicht glücklich sein!?
Besser frage ich doch wohl: Sind Sie glücklich? Was brauchen Sie, um glücklich zu sein?

(Thommy Weiss/ pixelio.de)
„Glück“ ist ein Wort, das bei Katharina Kasper sehr oft vorkommt, fast in jedem zweiten Brief. Hätten Sie das gedacht? Aber der Wunsch, glücklich zu sein, ist doch eigentlich ganz menschlich und natürlich, oder? Für Katharina bildet „Zeit und Ewigkeit“ immer eine Einheit. Immer geht es ihr darum, „glücklich zu werden in Zeit und Ewigkeit“. „Wir wollen alle glücklich sein.“ (Brief 63) Da ist sie sich ganz sicher, und sie weiß, dass das Leben nach dem Glauben schon in dieser Welt glücklich macht (vgl. Brief 50)


Für Katharina fließt das Glück aus einer lebendigen Christusbeziehung. Es geht ihr um das Glück „in Gott“. Jetzt staunen Sie, oder?

Und wie geht das?
„Nur eins ist notwendig, nur eins kann die Seele glücklich in Gott machen, dass sie alles für Gott, mit Gott und durch Gott tut.“ (Brief 18) Gott dienen, ihn von ganzem Herzen lieben – das macht wahrhaft glücklich.

Und wie geht das? „Wie suchen wir nun dieses große Glück, ja, die einzige Freude unserer Seele?“ (Brief 63)
Katharina gibt da ganz konkrete Tipps: die Reinheit des Herzens erstreben, die Sünde meiden, unsere unguten Neigungen bekämpfen, das Gebet pflegen und die Sakramente empfangen, und das alles aus Liebe zu Gott. (vgl. Brief 63)

Eigentlich ist das doch ganz einfach. Warum fällt es uns so schwer? Vielleicht weil wir in dieser Beziehung Probleme mit Gott haben? Ihn bringen wir wahrscheinlich als letztes mit unserem Glück in Verbindung. Aber was will er anderes, als dass es uns gut geht, dass wir glücklich sind? Katharina ist sogar davon überzeugt: „… im Dienst Gottes sein Glück suchen, ist der Himmel schon auf Erden.“ (Brief 73)
STH


Samstag, 29. September 2012

Mehr verlangt Gott nicht

Tausend Termine, hundert Terminüberschneidungen, permanenter Termin- und Zeitdruck. Geht Ihnen das auch so? Immer wieder frage ich mich, wie das wohl damals war – bei Katharina Kasper.

Auf jeden Fall geht alles langsamer. Es gibt noch keine Flugzeuge, keine ICEs, keine Autos. Viele Wege legt Katharina zu Fuß zurück. So ein Weg von Dernbach nach Limburg kostet sie fünf Stunden. Ja, und dann gibt es noch die Postkutsche. Um ihre Filialen zu besuchen, die oft weit entfernt liegen, nutzt sie die Kutsche. Aber auch die kommt der Schnelligkeit eines Autos nicht nahe.

Alles geht langsamer. Und das reduziert natürlich die Möglichkeit der Termine. Aber wenn man die Frage herunterbricht auf ihre Zeit und ihre Verhältnisse?
Sie ist Leiterin einer ständig wachsenden Gemeinschaft. Menschen fordern Aufmerksamkeit und Zuwendung, vor allem von einer Vorgesetzten. Wachstum bringt Probleme mit sich, die eine Lösung fordern. Problemlösungen sind in der Regel drängend und dringend. Das Eingebundensein in Arbeits- und Wachstumsprozesse fordert Terminabsprachen.
Wir müssen davon ausgehen, dass das bei Katharina nicht anders ist. Sicher ist, dass sie viel unterwegs und abwesend ist vom Mutterhaus.

Und doch – bei allem bleibt sie ruhig und gelassen. Sie versteht, Prioritäten zu setzen. Und sie weiß: „Tun wir, was wir können; mehr verlangt Gott nicht von uns.“ (Brief 203)

Sie setzt Prioritäten, habe ich gesagt. Sie werden staunen, welche Priorität sie setzt. Einmal sagt bzw. schreibt sie: „Es wird ja immer mehr verlangt, in den verschiedenen Fächern des Berufes durchkommen zu können, wenn auch die innere Heiligung an erster Stelle stehen muss.“ (Brief 114)

Die innere Heiligung steht bei Katharina an erster Stelle. Alles, was sie tut, tut sie in erster Linie für Gott und zu seiner Ehre. Immer geht es ihr darum, seinen Willen zu tun. Das gleiche erwartet sie von ihren Schwestern: „… eine jede Schwester tut, was sie kann, und mehr verlangt Gott nicht.“ (Brief 95)

Irgendwie ist das entlastend, oder? Gott verlangt nicht mehr. Dann können auch die Menschen nicht mehr verlangen. Die Voraussetzung ist allerdings, dass wir tun, was wir können. Das ist, glaube ich, mehr als wir vermuten.

Wissen wir, was wir alles tun können, wenn wir alles geben?
Mehr verlangt Gott nicht von uns, - aber auch nicht weniger.
STH

Samstag, 22. September 2012

Alles andere ist nichts

Die Situation, die uns im Evangelium von diesem Sonntag (Mk 9,30-37) dargestellt wird, muss man sich wirklich mal vorstellen. Jesus erzählt seinen Freunden, dass er den Menschen ausgeliefert werden und von ihnen getötet werden wird. Klar, kapieren die das nicht so richtig. Aber er hat ja deutlich davon gesprochen, dass er getötet wird. Und diese Männer gehen hin und sprechen miteinander darüber, wer der Größte von ihnen ist. !!!

Wenn man mal von der Situation absieht, - eigentlich ist das ja auch wieder ganz menschlich, nicht wahr? Da ist die Sehnsucht nach Anerkennung, Ehre, Macht. Davon können wir uns alle nicht ganz frei sprechen. Da tut es gut, dass es wirklich Menschen gibt, die ernst machen mit Jesu Wort: „Bei euch soll es nicht so sein.“

Zu ihnen gehört Katharina Kasper. „Betet fromm und strebt ernstlich nach Heiligkeit“, schreibt sie. (Brief 117) Nach Heiligkeit streben bedeutet nichts anderes als nach Gott streben, ihn suchen, offen zu sein für ihn und seinen Willen, den es zu erfüllen gilt. Wenn ich nach Heiligkeit strebe, dann sind andere Werte angesagt. Dann brauche ich Demut, Gehorsam, Liebe.

„Besonders aber freut und beglückt mich ein gutes und frommes Leben und Streben … nach Heiligkeit.“ (Brief 204) So Katharina in einem anderen Brief. Ist das denn so wichtig – das Streben nach Heiligkeit, das Streben nach Gott? Nun, es geht um Gott, und damit um das Leben. Gibt es Wichtigeres? Und deshalb ist Katharina sich ganz sicher: „Ohne dieses ist ja alles andere nichts.“ (Brief 204)
STH

Samstag, 15. September 2012

In der Kirche ist was los!

Um genauer zu sein: im Bistum Limburg ist was los! Seit vier Jahren geht das so. Seit vier Jahren steht der seit viereinhalb Jahren amtierende Bischof  in der massiven Kritik. Inzwischen scheint die Situation so festgefahren zu sein, dass auch durchaus positive und bemerkenswerte Aktionen des Bischofs nur Kritik und Ablehnung hervorrufen.

In diesen Tagen kommt mir oft die Frage: „Wie würde Katharina Kasper reagieren?“

Sie liebt die Kirche, - und dies, obwohl sie die Institution auch nicht immer nur positiv erfährt. Aber sie schaut tiefer. Kirche, das meint Jesus Christus. Kirche, das sind wir. Kirche, die muss das Evangelium verkünden. Wir müssen das tun – trotz aller Hindernisse.

Mir kommt ein Wort von Katharina Kasper in den Sinn. Sie sagt, wenn man die „Kreuze, die sich für jeden ergeben, als von Gott kommend ansieht und auf sich nimmt und nicht dabei stehen bleibt und sich damit beschäftigt …: sie kommen von dieser und jener Person oder den Verhältnissen, so zieht eine jede Seele großen Nutzen daraus.“ (Brief 107) An einer anderen Stelle schreibt sie: „Nehmen wir die Mühen, Beschwerden, Kreuze, Prüfungen … und alles, was uns begegnet, an als vom lieben Gott geschickt oder zugelassen, tragen und dulden wir sie aus Liebe zu Gott.“ (Brief 67)

In unserer Kirche ist was los. Aber bei all dem vermisse ich einen geistlichen Aspekt, wie ihn uns Katharina anbietet. Wenn das, was sie sagt, stimmt – und ich glaube daran -, dann muss ich doch fragen: Warum lässt Gott dies oder das zu? Was will er uns damit sagen? Was erwartet er von uns? Dass er Erwartungen an uns hat, das ist sicher.
In seinem letzten Interview fragte der verstorbene Kardinal Carlo Maria Martini seinen Mitbruder: „Was tust du für die Kirche?“ Eine Frage, die wir uns alle stellen müssen.

In unserer Kirche ist was los. Auch vieles Positive. Sehen wir das noch?
Das sind die Worte eines Pfarrers, der im Bistum an vorderster Front steht: „In vielen – von außen her gesehen unscheinbaren  - Situationen mache ich immer wieder die ermutigende Erfahrung,  dass Kirche sich bewegen lässt und bewegt …“ Und das geschieht durch Menschen, die ihren Glauben leben – ganz einfach, ganz bescheiden im Alltag.

Noch ein Wort von Katharina: „Der liebe Gott hat uns noch nicht verlassen, das dürfen wir doch schließen aus den vielen Liebesbeweisen, welcher er uns würdigt.“ (Brief 16)

In diesem Sinne: Wir machen weiter!
STH


Samstag, 8. September 2012

Geistliches Leben verbindet

1868 gründet Katharina Kasper die erste Niederlassung in den USA. Das ist ein Schritt, den man aus der heutigen Perspektive heraus in seiner Ungeheuerlichkeit kaum noch ermessen kann.

1868 gibt es noch keine Flugzeuge, die einen in acht Stunden von Europa nach Amerika bringen. Das Schiff ist das Verkehrsmittel, das genommen werden muss. Das bedeutet, man muss erst zum Hafen kommen – der befindet sich damals in Le Havre, Frankreich – und dann dauert es einige Wochen, bevor man den Zielhafen erreicht.

1868 ist in Amerika noch Wilder Westen. Es ist die Zeit des Buffalo Bill und General Custer, des Sitting Bull und Crazy Horse. Es ist ein gefährliches Fleckchen Erde, zu dem sich acht junge Schwestern aufmachen.

1868 – das bedeutet: Auswanderung in ein fremdes Land, Rückkehr ziemlich ausgeschlossen.

Katharina Kasper fällt diese Entscheidung schwer; und es dauert, bis sie sich ganz sicher ist, dass es der Wille Gottes ist.

Ausschnitt aus einem Wandgemälde
Katharina Kasper fällt der Abschied schwer. Und in den folgenden dreißig Jahren plant sie immer wieder, mal die Schwestern in den USA zu besuchen. Der Besuch kommt nie zustande – mal sind es die politischen Verhältnisse in Deutschland, mal ist es ihre angeknackste Gesundheit, die die strapaziöse Reise verhindert.
Durch viele Briefe aber hält sie den Kontakt zu den Schwestern in den USA; und durch diese Briefe, die zu ihren schönsten gehören, wird deutlich, wie lebendig dieser Kontakt ist.

„Was Amerika anlangt“, so schreibt sie einmal, „so kenne ich keine fremden Länder und keine ausländischen Schwestern, sondern nur Dienstmägde Christi, welche vom Geiste ihres Berufes beseelt sind und so recht segensreich wirken.“ (Brief 80)

Die gemeinsame Ausrichtung, das gemeinsame Ziel, das gemeinsame Tun verbindet. Das ist immer so, schon im ganz profanen Bereich. Wie viel mehr trifft das zu, wenn wir ein gemeinsames geistliches Ziel haben, das ja letztlich immer Gott ist. Geistliches Leben verbindet zu Schwestern und Brüdern, lässt ein Miteinander erfahren, das nicht in Worte zu fassen und doch ganz real ist. Wenn auf beiden Seiten geistliches Tun das Leben bestimmt, dann „stimmt die Chemie“. Ganz sicher liegt das daran, dass er, der Herr, mit von der Partie ist, mittendrin. Ganz klar formuliert Katharina das: „.. immer und allezeit suchet Gott allein zu gefallen und ihm Freude zu machen. In diesem Leben scheuet keine Mühe und Opfer. Der Himmel ist alles wert. Wenn wir so allezeit leben und streben, so ist der liebe Gott … zufrieden mit uns.“ (Brief 80) 

Die Erfahrung, die Katharina hier festhält, machen wir heute auch – nicht nur mit den Schwestern in den USA, sondern auch mit den Schwestern in Indien, Afrika, Brasilien … Ausländische Schwestern gibt es nicht. Es gibt nur Schwestern. Und das ist ein wunderbares Geschenk.
STH




Samstag, 1. September 2012

Die Welt der Natur

Mit dem Wort „Natur“ ist es bei Katharina Kasper wie mit dem Wort „Schöpfung“: es kommt nicht vor – jedenfalls nicht im Sinne von Pflanzen, Tiere und Landschaften.

„Natur“ hat ja noch andere Bedeutungen. „Natur“ kann auch biologische Anlagen, Bedürfnisse, Körperbeschaffenheit meinen oder auch die Wesensart, den Charakter, das Temperament einer Person. In diesem Sinne braucht Katharina den Begriff öfter.

„Es ist und bleibt ja immerhin für den natürlichen Menschen ein Kreuzchen, was die arme menschliche Natur empfindet und die Tage dieses Lebens trübt.“ (Brief 71), sagt sie beispielsweise. Vieles von dem, was wir tagtäglich erfahren, steht im Widerspruch zu unserer Natur – zu unserem Charakter, zu unserer Wesenart. Deshalb fällt es uns schwer, ist ein Kreuzchen und muss getragen und ertragen werden.

Katharina bringt die Natur immer in Zusammenhang mit der Reinheit. Unsere menschliche Natur muss rein sein – das heißt ohne Sünde sein -, damit wir Gott gefallen.
„Sie wissen selbst sehr gut, was wir zu tun und zu lassen haben, was uns den Frieden des Herzens und des Hauses bringt und auch, wodurch der Friede im Herzen und im Haus gestört wird. Streben wir nach der Reinheit des Herzens und der Seele; sind wir rein in unseren Gedanken, Worten und Werken; rein in unserem Gedächtnis, Verstand und Willen sowie in unseren Sinnen, im Charakter und Natur. Ist dieses allzeit unsere Absicht, frei zu werden von aller ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge und auf der anderen Seite nur das Wohlgefallen Gottes zu erstreben und nur zu leben … für Gott, mit Gott …“ (Brief 200)

Eines ist sicher: Alleine schaffen wir das nicht. Wir brauchen die göttliche Hilfe. Die aber gibt er uns, wenn wir ihn mit aufrichtigem Herzen bitten.
STH

Samstag, 25. August 2012

Vom Geschöpf auf den Schöpfer schließen

Wahrscheinlich geht Ihnen das genauso: Wenn Sie das Meer, die Berge oder einen Sonnenuntergang erleben, dann denken Sie an den Schöpfer des Himmels und der Erde, dann erfahren Sie eine Ahnung von der Schönheit unseres Schöpfers.

Wahrscheinlich ging das Katharina Kasper nicht anders. Aber durchforstet man ihre Briefe nach dem Begriff „Schöpfer“, dann sucht man vergeblich. Aber häufig begegnet man dem Wort „Geschöpf“. Ich finde das echt interessant. Warum? Das Geschöpf setzt den Schöpfer voraus. Wenn Katharina nur vom Geschöpf spricht, dann ist für sie der Schöpfer eine solche Realität, dass sie sie nicht zu erwähnen braucht. Es gibt ihn, er ist da.

Das Wort „Geschöpf“ kommt in  ihren Briefen häufig vor. Dabei überwiegen zwei Grundgedanken.
  • Immer wieder warnt sie vor der Anhänglichkeit an „Geschöpfe und geschaffene Dinge“. (u.a. Brief 200) Klar, Anhänglichkeit macht abhängig und damit unfrei. Und wenn es sich um einen Menschen handelt, dann geht es bei der Anhänglichkeit nicht um echte Liebe. Ein weiterer Grund für ihre Warnung ist der, dass ich durch die Anhänglichkeit an Geschöpfe und geschaffene Dingen den Schöpfer aus dem Blick verliere. Dem aber gehört meine eigentliche, echte Liebe. „Sind wir wachsam, dass wir keine Anhänglichkeit dulden zu irgendeinem Geschöpfe oder geschaffenen Dinge. Der liebe Gott will unser Herz allein besitzen und beständig darin wohnen.“ (Brief 69)
  • Auf der anderen Seite fordert sie dazu auf, die Geschöpfe und geschaffenen Dinge zu lieben und ihnen zu dienen – um Gottes Willen. Alle Geschöpfe – alle Menschen, alle Tiere, alle Blumen – spiegeln Gottes Schönheit und Liebe wider. In allen geschaffenen Dingen hat Gott von seiner Schönheit hinterlassen. Deshalb müssen wir sie lieben mit der gleichen Liebe, mit der wir Gott lieben. „Möge Gott mir eine vollkommenere Liebe zu ihm geben, die nichts sucht und nichts ausschlägt, jene Liebe, die Gott allein sucht, die Ihn allein ehrt, die ihm von Herzen dient, alle Geschöpfe liebt und ihnen dient wegen Gott.“ (Brief 67)

Und das tut Katharina: sie liebt die Geschöpfe und geschaffenen Dinge, weil sie zu Gott führen. Ja, mehr noch, sie sind ihr ein „geistlicher Genuss“, in den sie sich „ganz einversenken möchte“. (vgl. Brief 2)

Hätten wir doch eine solche Liebe! In allem würden wir Gott finden.
STH

Samstag, 18. August 2012

Maria Himmelfahrt – Gründungstag der ADJC

Der 15. August 1851 ist für Katharina Kasper ein ganz besonderer Tag. Das Hochfest Maria Himmelfahrt ist seitdem ein bedeutender Tag für ihre Gemeinschaft.


An jenem Tag werden Katharina und ihre ersten Gefährtinnen von ihrem Haus – dem kleinen Klösterchen – von Bischof Peter Josef Blum persönlich abgeholt. Viele Dernbacher schließen sich ihnen in großer Freude an. Die Prozession macht sich auf den Weg nach Wirges, das etwa zwei Kilometer entfernt ist und zu dessen Pfarrei Dernbach gehört. In einem feierlichen Gottesdienst legen die fünf Frauen ihre Gelübde ab. Nun sind sie Ordensleute – Arme Dienstmägde Jesu Christi.

Dieser Tag – der 15. August 1851 – ist der Gründungstag der Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi. Immer ist Katharina davon überzeugt, dass der eigentliche Gründer ihrer Gemeinschaft Gott ist; sie selbst ist nur Werkzeug in seiner Hand. „Gott hat die Gemeinschaft ins Leben gerufen, dieselbe gegründet und ihr seinen Geist gegeben, den wir uns aneignen sollen.“ (Brief 155)
Dieses Bewusstsein trägt sie ihr ganzes Leben lang. Die Schwestern erinnert sie immer wieder daran, selbst offen zu sein für Gott und sein Wirken in ihrem Leben. Dann wird Großes möglich.

Dankbarkeit prägt Katharina Kasper – Dankbarkeit für die Gemeinschaft, Dankbarkeit für die eigene Berufung zu dieser Gemeinschaft. Sie weiß, dass alles Geschenk ist, göttliche Gnade. Zum 25jährigen Bestehen der Gemeinschaft schreibt sie an ihre Schwestern: „Gott wollen wir danken, dass er in seiner unendlichen Liebe, Güte und Barmherzigkeit unsere Gemeinschaft hervorgerufen durch seine heilige Kirche, uns zu derselben berufen durch seine Gnade und Liebe und mit der Fülle seiner Gnaden überhäufte im allgemeinen und eine jede insbesondere.“ (Brief 50)
STH

Samstag, 11. August 2012

Ferien im Alltag

Ferien sind ein Geschenk des Himmels. Das musste ich in den vergangenen drei Wochen oft dankbar denken. Einfach mal raus. Einfach mal nichts müssen, nur tun, wozu man Lust hat. Einfach mal loslassen.

Katharina Kasper ist immer sehr darauf bedacht, dass die Schwestern Erholung machen. Sie weiß, wie wichtig das ist und ermahnt bei vielen Gelegenheiten dazu. Die Arbeit, die das Leben fordert, ist immer anstrengend – zu jeder Zeit, wenn auch immer anders.

Einmal sagt sie: „Die Exerzitien mitzumachen ist Erholung für mich …“ (Brief 122) Exerzitien sind geistliche Übungen: Gebet, Schriftlesung, Meditation … Am besten kann sich Katharina mit Gott erholen, so könnte man sagen. Er ist es, der Ruhe schenkt, der neue Kraft und neue Energie gibt, der uns zu neuen Menschen macht, indem Er uns Speise gibt, die nicht verdirbt.

Früher musste man in Schwesternhäusern Urlaub machen, wo der Tagesablauf vorgegeben und jede Gebetszeit „gesichert“ war. Heute kann ich hingehen, wohin ich will. Und wenn ich weiß, dass ich richtig Ferien nur mit Gott machen kann, werde ich erfinderisch, wie ich mein Leben mit Gott gestalten kann, wie ich Ihm vielleicht mehr Raum geben kann als es oft im Alltag möglich ist.

„Die Exerzitien mitzumachen ist Erholung für mich …“ Das Gespräch mit Gott, das Bei-Gott-sein befreit und erholt. Ist das nicht ein wunderbares Geschenk? Denn dann kann ich die Ferien in den Alltag holen. Dann kann der Alltag ein bisschen Ferien sein.

Wir könnten ja mal versuchen, ob uns das gelingt.
(STH)

Samstag, 4. August 2012

Der Herr heilt

„… Soeben kommt Ihr zweiter Brief hier an, welcher uns den Tod unserer guten Schwester … anmeldete. Es tut mir leid, ja sehr leid, aber es ist so der heilige Wille Gottes, und damit wollen wir zufrieden sein. Schlägt der Herr auch Wunden, so heilt er sie auch wieder; so wollen und müssen wir denken. … Wir müssen unsere Schwächen gegenseitig ertragen. Heute erhielt ich Nachricht von Rom, dass unsere Statuten bald als genehmigt zurückkommen würden. Nicht wahr, eine unverdiente Gnade. So geht Freud und Leid allezeit miteinander. Dem Herrn sei Dank für alles. Sein heiliger Wille möge geschehen in allem und überall und zu jeder Zeit, in mir, an mir und durch mich, so wollen wir allezeit sagen. Kreuz ist doch kein schlimmes Zeichen, sondern vielmehr ein gutes Zeichen. Fahren wir denn fort, beständig uns Gott und Seiner Gnade zu unterwerfen. … Der liebe Gott sei unsere Stärke, unser Licht und unser Trost. Sonst noch alles beim alten hier, aber soviel Arbeit zu besorgen, wie noch nie. Ich schließe und befehle Sie mit allen lieben Schwestern den heiligsten Herzen Jesu und Maria …“
(Auszug aus Brief 163)

Samstag, 28. Juli 2012

Alles für Gott

„… Ich habe mir vom Anfang der Gemeinschaft an manchmal Sorge gemacht, es ginge zu gut mit der Gemeinschaft, und wenn ich dann alles überdachte, so fand ich doch, dass es manche Beschwerde zu tragen gegeben hat. So geht es auch heute noch. Einerseits führt uns der liebe Gott wie Kinder, schützt uns so väterlich. Auf der anderen Seite gibt er uns auch manches gute Tröpfchen zu verschlucken, um uns zu zeigen, dass er uns liebt. Wir suchen uns recht anzueifern zum Gebete für die Gemeinschaft, ihre Mitglieder, dass sie sich heiligen, und für alle Werke und Handlungen, damit alles zur Ehre Gottes geschehen möge. Mit einem Wort: alles für Gott, mit Gott und in Gott. … Wir leben und gehören ja zu einer Gemeinschaft, zu einer Familie. Fahren wir fort, uns besonders geistige Geschenke zu machen durch Gebet und Abtötung. … Sonst geht noch alles gut hier, obwohl täglich viel Arbeit und Sorgen sich aufdrängen. Alles für Jesus, so zu denken ist genug. …“
(Auszug aus Brief 139)

Samstag, 21. Juli 2012

Ruhe in Gott

„… Wir haben es ja schon alle erfahren, dass unsere Seele eher keine Ruhe findet, bis dass sie Ruhe gefunden in Gott. Um dahin zu gelangen, müssen wir recht üben das Gebet. Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein (vgl. 1 Kor 10,31). Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass Sie alle Ihre Berufspflichten gut verrichten und der liebe Gott alles sehen kann. Suchen wir dem lieben Gott allein gefallen zu wollen, Seine Ehre zu fördern, so gelangen wir zur Vereinigung mit dem lieben Gott. Wir finden Frieden, Ruhe in unseren Seelen, Ergebung in den göttlichen Willen. Ja, dann leben wir in Frieden miteinander, mit unseren Pflegebefohlenen und mit allen Menschen, mit denen wir durch unseren Beruf zusammengeführt werden. Dann werden wir sagen: Der heilige Wille Gottes ist und soll mein Alles sein. …“
(Auszug aus Brief 72)

Samstag, 14. Juli 2012

Meine Gnade genügt dir

Schwächen und Begrenzungen haben wir alle. Schwach sind wir auch alle – der eine in dieser, der andere in jener Hinsicht. Wir müssen damit leben, damit umgehen lernen. Aber sind Sie schon einmal auf die Idee gekommen, sich Ihrer Schwachheit zu rühmen? Paulus tut das. Er rühmt sich seiner Schwachheit, er bejaht alle Begrenzungen und Nöte, „damit die Kraft Christi auf mich herabkommt“ (vgl. 2 Kor 12,9). Wie das? Der Herr selbst hat ihm zugesprochen: „Meine Gnade genügt dir.“ (2 Kor 12,9)

Und das spricht er jeder und jedem von uns zu. „Meine Gnade genügt dir.“ Diese Zusage schenkt eine ganz große Ruhe und Gelassenheit.

Katharina Kasper ist sich ihrer Schwachheit bewusst. Noch mehr aber weiß sie um die Gnade Gottes, die ihr geschenkt ist. Deshalb kann sie immer wieder sagen: „Hier geht es noch gut mit der Gnade Gottes.“ (Brief 4) Dieses Gnadengeschenkes ist sie sich sicher. Von daher kann sie sagen: „Ohne die Gnade vermögen wir nichts.“ (Brief 136)

Und wie Paulus macht sie immer wieder neu die Erfahrung: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen auch.

[ Noch ein Wort in eigener Sache. Ich mache für drei Wochen Ferien. Da ich keine Zeit hatte, Posts auf Vorrat zu texten, lasse ich in den nächsten Wochen Katharina Kasper selbst zu Wort kommen. Lassen Sie einfach mal die Briefauszüge auf sich wirken. Ich finde das immer wieder spannend – und auch so lernt man diese wunderbare Frau immer besser kennen. ]
STH